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#FacesOfPhotography – Teil 58: Sabine von Bassewitz aus Lübeck

Warum die Darstellung einer perfekten Welt zynisch sein kann und was der persönliche »schwarze Freitag« gebracht hat, dass verrät Sabine von Bassewitz aus Lübeck im Interview mit den #FacesOfPhotography:

Was ist Dein fotografischer Schwerpunkt?
Ich fotografiere in erster Linie Menschen – sowohl bei Auftragsarbeiten als auch bei freien Projekten. Klar mache ich auch Bilder, auf denen kein Mensch zu sehen oder im Fokus ist, die sind dann jedoch meistens Teile von Serien, die den Menschen thematisieren. Oft geht es dabei nicht um DEN Menschen, sondern um DIE Menschen, ich habe sehr viel Freude an Bildern, die uns als soziale Wesen zeigen, in Interaktion mit anderen.

Wann und wie hat Dich die Krise beruflich getroffen?
Ich hatte einen „schwarzen Freitag“, das war der 20. März. Da wurde mir im Laufe des Vormittags alles gecancelt oder auf „irgendwann“ verschoben. In den zwei Wochen darauf habe ich mich statt mit der Fotografie ausschließlich mit rein ökonomischen Belangen und den Hilfsanträgen für die staatlichen Soforthilfemaßnahmen beschäftigt. Da zudem die Betreuung für meine Kinder weggebrochen ist, bin ich aus meinem bisherigen Alltag komplett hinauskatapultiert worden und habe eine Weile gebraucht, um zwischen Homeschooling für meinen Zehnjährigen und der Aufsichtspflicht meinem risikofreudigen und nimmermüden Fünfjährigen gegenüber – und den entsprechenden Fluchten zum Homeschooling an den Strand im April mit seinem Kaiserwetter – so etwas wie einen Arbeitsflow zu finden.

Wird sich Deine Fotografie mit der Krise verändern?
Ich denke, ich werde mich verändern müssen, zumindest mittelfristig. Ein Teil meiner Auftragsarbeiten sind Events, das wird auf unbestimmte Zeit nicht mehr wie bisher stattfinden, hier hoffe ich auf eine langfristige Erholung. Ein weiterer Teil sind Corporate Porträts. Auf epidemiologischer Sicht ist das sicherlich bald wieder machbar, es wird ja auch schon wieder praktiziert, ich habe jedoch jetzt im April und Mai noch keine entsprechenden Anfragen bekommen. Ich glaube auch nicht, dass dahingehend in diesem Jahr noch viel passieren wird, die Kundschaft sieht auch unsicheren Zeiten entgegen und hält ihr Geld zusammen.
Ich nutze die Zeit, um mir endlich mal ein Studio auszubauen und einzurichten. Bisher habe ich mich immer bei Bedarf in Studios eingemietet, ich freue mich nun sehr, dass mein eigenes Studio langsam Form annimmt und hoffentlich bald einsatzbereit ist.

Was denkst Du, was die Krise allgemein für die Fotografie – wirtschaftlich und visuell – bedeuten wird?
Also, wirtschaftlich ist es ein ziemlicher Schlag ins Kontor, nicht nur bei mir, auch bei den Kollegen. Ich hoffe, dass sich das für uns alle bald erholt und dass wir auch ein paar Nachholeffekte haben – irgendwann sind die vorhandenen Corporate Porträts nicht mehr aktuell und müssen ersetzt werden. Visuell denke ich, dass sich unser Hang zum perfekt getunten Bild überlebt haben wird. Nicht aus Gründen eines Zurückschraubens der Qualität, sondern weil die Darstellung einer perfekten Welt schneller ungewollt zynisch wirken kann. Ich glaube, wir werden geerdeter und kantiger, einfach weil man nicht mehr wegdiskutiert, dass die Welt kantig ist. Bei freien Arbeiten beobachte ich das schon länger, ich glaube, dass das bei Aufträgen auch Einzug halten wird.

Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die „neue Normalität“?
Oha, das ist schwer zu sagen. Ich hoffe, dass unsere Arbeit weiterhin wertgeschätzt wird, sowohl in künstlerischer als auch in ökonomischer Hinsicht. Zudem hoffe ich für mich persönlich, dass ich jetzt, wo ich mich einigermaßen an den Krisenmodus gewöhnt habe, Neues ausprobieren kann und vielleicht neue fotografische Wege beschreiten kann. Ein Stillifer wird aus mir nicht, aber im Bereich von Porträts gibt es vieles, was ich noch nicht entdeckt habe und wofür mir auch ein Protagonist reicht. Mir schwebt schon lange eine Porträtreihe mit einem befreundeten Künstler vor, ich mache die Porträtfotografie und er verfremdet dann das Bild dementsprechend, wie er unseren Protagonisten erlebt. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um so etwas zu starten.

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Das BESTE Bild von… Sabine von Bassewitz

Per Kamera in politische Debatten einsteigen? Geht. Und fotogloria-Fotografin Sabine von Bassewitz macht das auch immer wieder sehr, sehr gerne. Es wundert also nicht, dass Ihr BESTES Bild die Gentrifizierungsdiskussion feinsinnig-humoristisch kommentiert.

fotogloria: Wo und wann ist Dein bestes Bild entstanden?
Sabine von Bassewitz: »Agähnst« habe ich im November 2010 in Berlin fotografiert.

Wie ist es entstanden?
Mit meiner analogen Mamiya RZ 67, ein schwerer und unhandlicher Koloss, den ich genau deswegen nach wie vor gern und häufig nutze. 800 ASA Kodak Rollfilm, Normaloptik, Blende mäßig geöffnet (ist schon so lange her, wenn ich mich recht an die schwummrig-dunklen Lichtverhältnisse erinnere, sollte es 4,5 oder 5,6 gewesen sein), aus der Hand, ohne Stativ.

Für wen hast Du Dein bestes Bild gemacht?
Das Bild habe ich im Rahmen meines freien Langzeitprojektes »Ordinary Cities« gemacht, in dem ich die vielzitierten Berliner Stadtteile Neukölln und Prenzlauer Berg porträtiert habe. Die Arbeit wurde finanziell unterstützt durch das Stipendium der VG Bildkunst (Danke!!) und bereits vielfach gezeigt, unter anderem auf der fotogloria-Ausstellung im Rahmen des Festivals »Horizonte Zingst« und sie war in einer großen Einzelausstellung in der Berliner Galerie im Saalbau als offizieller Bestandteil des Europäischen Monats der Fotografie (MdF) 2014 zu sehen.

Warum ist genau dieses Bild Dein bestes Bild?
Ich kann gar nicht sagen, ob es überhaupt mein »bestes« Bild ist. Aber es ist mein Lieblingsbild. Ich mag seine grafische Steifheit – durch das enorme Gewicht der Kamera und die dadurch resultierende starre Körperhaltung unterscheiden sich die Bilder stark von der heute modernen schmissigen Bildsprache, die sonst im Genre der Street Photography viel zu sehen ist. Mir gefallen die unterschiedlichen Ebenen des Bildes und die Frage, was sich hinter der Tür verbergen mag, also wo es hingeht. Zudem finde ich die Ansage »Agähnst« rotzfrech und wunderbar. Es ist der treffendste Kommentar, der mir bisher zur aufgeheizten Gentrifizierungsdiskussion untergekommen ist, die beim Thema Neukölln eine große Rolle spielt. Der Autor dieses Begriffes ist dagegen und dennoch gelangweilt von der verlogenen und ewig gleichen Debatte.

Und zuguterletzt: Gibt es etwas an dem Bild, was Du im Nachhinein doch noch gerne verändern würdest?
Nee. Ich mag es wie es ist. Dit is Berlin.

 

* Aufgewachsen in einem norddeutschen Dorf, studierte Sabine von Bassewitz in den Jahren 1999 bis 2006 Fotografie an der HAW Hamburg – mit einer Pause: von 2002 bis 2004 war sie als Art Direktorin auf der »MS Europa« tätig und bereiste die ganze Welt. Mit Ihrer Abschlussarbeit »Unisono« gewann sie den »Lucky Strike Junior Designer Award«. Sabine von Bassewitz lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

fotogloria vertritt Sabine von Bassewitz exklusiv und weltweit. Über fotogloria können Sie sie natürlich gerne für Ihre Ideen und Aufträge buchen. Melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de.

Was für ein Erfolg: Das siebte Umweltfotofestival »Horizonte Zingst« 2014

Die Zahlen sprechen für sich: 7 Tage, 20 Ausstellungen, 37.000 Besucher – so war das beim siebten Umweltfotofestival »Horizonte Zingst«.

Mit dabei: 13 fotogloria-Fotografinnen und Fotografen mit ihren Arbeiten – eine grandiose Festival-Woche, ein großer Spaß und noch so viel mehr. Und deswegen sagen wir Danke: Dafür, dass Zingst tollen Fotografen und ihren mutigen, kreativen, kritischen, ironischen, schönen, witzigen, anspruchsvollen und nachdenklichen Arbeiten eine Plattform bietet. Und für die Gastfreundschaft. Und natürlich für die großartige Zusammenarbeit mit dem gesamten Festival-Team!

SEE YOU beim achten Umweltfotofestival »Horizonte Zingst« (30. Mai bis 07. Juni) und auf bald!

 

 

Horizonte-Countdown 2014 | Interview Klaus Tiedge

»Ohne Fotografie ist das Leben ein Irrtum!« mit diesem so treffenden Satz – frei zitiert nach Friedrich Nietzsche – nennt Kurator Klaus Tiedge den allerbesten Grund für die jährlich wiederkehrende Zingster Bilderschau. Und am 24. Mai 2014 ist es wieder soweit: Das Umweltfotofestival »Horizonte Zingst« wird eröffnet.

Im Interview erzählt Klaus Tiedge über seine Tätigkeit als Kurator – was er daran so mag, warum das Festival »Horizonte Zingst« so einzigartig ist und warum er gerne mit fotogloria zusammen arbeitet.

fotogloria: Das Umweltfotofestival »Horizonte Zingst« geht nunmehr ins siebte Jahr – wie haben sich die Dinge im Lauf der Zeit entwickelt?
Klaus Tiedge: Aus der Sicht des konzeptionell mitwirkenden Beraters darf ich sagen: Die Grundlage des Erfolgs ergibt sich aus der Tatsache, dass sich die Kur- und Tourismus GmbH als die Entscheidung gefallen ist, ein Festival zu veranstalten, auf eine langfristige Strategie eingestellt hat. Zum anderen hat man sich auf das besonnen, was gemeinhin als »Kernkompetenz« gilt. Das ist von den landschaftlichen Rahmenbedingungen, einschließlich des Nationalparks ganz klar mit dem Begriff »Natur« zu beschreiben.

fotogloria_Jan Michael Hosan_Schmetterlinge_2

Die Umwelt steht im Mittelpunkt des Fotofestivals: Zu sehen ist in diesem Jahr auch wieder eine Mischung aus grandioser Naturfotografie, kritischen journalistischen Ansätzen, wunderschönen und auch kuriosen Menschenbildern. Wie arbeitest Du als Kurator des gesamten Festivals an dem – ungewöhnlich vielfältigen – Konzept?
Ganz klar. Wer heute »Natur« sagt, muss in absolut logischem Zusammenhang auch das Thema »Umwelt« im Fokus haben. Ich möchte darauf hinweisen, dass diese Ausrichtung vor sieben Jahren nicht so ganz selbstverständlich war. Die Voraussage, dass alle mit »Umwelt« im Zusammenhang stehenden gesellschaftlichen Entwicklungen in der Mitte der Gesellschaft landen werden, hat sich in beglückender Klarheit bestätigt. Das muss man hinsichtlich der fotografischen Thematik als weites Spektrum auslegen. Die grandiose Naturfotografie hat dabei selbstverständlich einen zentralen Stellenwert. Aber warum bitte soll nicht, um einen provokanten Randbereich herauszuheben nicht auch die erotische Fotografie in die natürliche Bandbreite der präsentierten Bilder gehören? Dogmatische Beschränkungen sind unsere  Sache nicht. Überraschungen bringen die Spannung ins Programm. Vielfalt schließt strenge Auslese nicht aus. Qualität muss gesichert sein.

India. Alang. Ships Scrapyard

Was schätzt Du besonders an Deiner Arbeit als Kurator?
Der Philosoph Friedrich Nietzsche soll einmal gesagt haben: »Ohne Musik ist das Leben ein Irrtum«. Ich möchte den Satz modifizieren und sage: »Ohne Fotografie ist das Leben ein Irrtum…« Mit Fotografie zu arbeiten macht mir riesigen Spaß. Das ganze Kaleidoskop zeitgemäßer Thematik im Zusammenhang mit Natur und Umwelt zu bearbeiten und wirkungsvolle Aussagen damit zu gestalten, vermag bei mir Glücksgefühle auszulösen. Die menschlichen Begegnungen, die bei dieser Arbeit als Grundlage erforderlich sind, sind wahre Bereicherungen – auch und gerade, wenn um die beste Lösung gerungen werden muss.

In diesem Jahr sind auch wieder einige fotogloria-Fotografen vertreten. Etwa Jan Michael Hosan mit seiner großen Schmetterlings-Ausstellung oder bereits zum dritten Mal Didier Ruef mit seiner kritischen Arbeit »Recycle« oder auch Reinaldo Coddou H. mit seinen Fußballtempeln – was verbindest Du mit fotogloria und mit den fotogloria-Fotografen?
fotogloria ist für mich eine Inspirationsquelle. Immer wenn es um die Suche nach den ganz besonderen Bildern geht, wie beispielsweise bei der Gruppenausstellung »One World«, dann ist fotogloria für mich eine erste Adresse. Ich bewundere an fotogloria den Mut in der Fotografie neue Wege zu gehen. Kompliment. In dem Bemühen außergewöhnlichen Fotografen eine Bühne zu bieten, um ihre Leistungen zu zeigen, treffen sich unsere Interessenslagen.

Sudan Borders War

Begleitet wird das Festival auch dieses Jahr wieder von einem facettenreichen Workshop-Programm – Jan Michael Hosan und Didier Ruef sind übrigens auch mit dabei, Interessenten können sich HIER informieren – und dem wachsenden Technikmarkt. Was erwartet den Besucher?
Das Zusammenwirken unterschiedlicher Bereiche nennen wir »internes Netzwerk.« Beispiel: Wenn ein Fotograf bei uns ausgestellt wird, attestieren wir ihm im wahrsten Sinne des Wortes »vorbildliche« Leistungen. Getreu dem Motto der Fotoschule Zingst »Von Vorbildern lernen«, ergibt sich daraus in logischer Konsequenz auch die Verpflichtung solcher Fotopartner, ihr Wissen und Können in Workshops weiter zu vermitteln.

fotogloria_Bassewitz_OrdinaryCities (5)

Und last but not least: Hast Du unter den vielen, vielen Fotos, die im Rahmen des Festivals gezeigt werden ein Lieblingsbild?
Wenn ich vom »Zingster Spektrum«, als dem weitgefächerten Themenangebot aller Ausstellungen spreche, dann ergibt sich in jeder Bilderschau und bei jedem Fotografen ein bildnerischer Höhepunkt, der mir persönlich besonders am Herzen liegt. Aber darum geht es bei meiner Arbeit primär nicht. Ich versuche, dem Publikum ein sehenswertes, inspirierendes, Angebot voller Denkanstöße und aufgeladen mit viel Emotionen zu machen. Meine persönlichen Liebhabereien fließen bei der Selektion naturgemäß ein, spielen eine eher untergeordnete Rolle. Immer dann, wenn ein Thema unserem Motto »be careful« gerecht wird, kann davon ausgegangen werden, dass hier mein persönliches Engagement in besonderer Weise dahinter steht.

fotogloria_Drexel_Aufenthaltsorte (2)

In diesem Jahr stellen 13 fotogloria-Fotografinnen und Fotografen ihre Arbeiten in Zingst aus. 12 von ihnen sind in der großen Ausstellung »One World« zu sehen. Es sind: Frank Herfort, Stefan Sobotta, Federico Ciamei, Sabine von Bassewitz, Toby Binder, Rainer Drexel, Marco Gualazzini, Marcus Koppen, Didier Ruef, Reinaldo Coddou H., Nicolò Minerbi und Alessandro Sala.

Und dann gibt es noch die große Open-Air-Schau »Butterfly« zu sehen – spannend und ungewöhnlich fotografiert von fotogloria-Industrie- und Technikspezialist Jan Michael Hosan.

Apropos: Die Fotos von oben nach unten sind von: »Butterfly« | Jan Michael Hosan, »Recycle« | Didier Ruef, »Ordinary Cities« | Sabine von Bassewitz, »South Sudan« | Marco Gualazzini, »Aufenthaltsorte« | Rainer Drexel

Wenn Sie mehr über die Arbeiten und die einzelnen Fotografen erfahren möchten, schauen Sie einfach täglich beim fotogloria-Blog vorbei, der Horizonte-Countdown läuft. Oder Sie fahren einfach selber nach Zingst und schauen sich das gesamte Festival an – es lohnt sich.

 

 

 

 

 

 

Horizonte-Countdown 2014 | Sabine von Bassewitz

»Betrachter sollen gezielt kontrastierende Eindrücke vermittelt bekommen und damit sollen kritische
Denkanstöße ausgelöst werden.« So sagt es der Katalogtext zu der Ausstellung »One World«, die am 24. Mai 2014 im Rahmen des siebten Umweltfotofestivals »Horizonte Zingst« eröffnet wird.

Was könnte dazu passender sein, als die Arbeit »Ordinary Cities« von fotogloria-Fotografin Sabine von Bassewitz, die wir Ihnen heute  im »Horizonte-Countdown« vorstellen. Viel Spaß!

fotogloria_Bassewitz_OrdinaryCities (5)

WAS
Für die Benennung komplexer Zusammenhänge werden in den Medien der Einfachheit halber Synonyme verwendet. Das sind allgemein gelernte Begriffe, die sich zu fixen Labels verselbstständigt haben und umgangssprachlich fest verankert sind. Die Synonyme »Neukölln« und »Prenzlauer Berg« sind ursprünglich die Namen von Stadtteilen von Berlin. Medial und umgangssprachlich genutzt steht »Neukölln« als pars pro toto für Integrationsverweigerer, Hundekot, urbane Enge und Hartz IV. Mit der Etablierung des Begriffes »Hipster« und dem massiven Zuzug von Besserverdienenden gilt der Stadtteil zudem seit kurzem als Speerspitze der Gentrifizierung.
Mit dem Begriff »Prenzlauer Berg« werden Spielarten einer krampfhaft unangepassten Gutbürgerlichkeit und einer neureichen gemütlichen grünen Spießigkeit bezeichnet – darauf eine Bio Soja Latte.
Ich entziehe mich den Stempeln »Neukölln« & »Prenzlauer Berg« und begegne dadurch überraschenden Bildern inerhalb der vielen verschiedenen Communities, Gegenden und Veränderungsprozesse beider Stadtteile. Gefördert mit dem Arbeitsstipendium der VG Bildkunst.

WO
Berlin – Neukölln & Prenzlauer Berg

WARUM
Es hat mich schon immer gereizt, die Bedeutungen zu hinterfragen, mit denen wir Begriffe aufladen. In der Arbeit »Ordinary Cities« werfe ich einen Blick hinter die Bedeutungen, die Namen simpler Berliner Stadtteile zugeschrieben werden. In meiner Arbeit Unisono habe ich mich auf die Spur des Begriffes der Uniform gemacht und bin auch hier zu unerwarteten Ergebnissen gekommen – weit weg von unserem von Militär, Gleichschritt und Gehorsam geprägten Bild der Uniform.

WIE
Analoge Mamiya RZ 67 und digitale Canon EOS 5DMk2.
Die meisten Bilder sind mit der Mamiya entstanden, da mir die distanzierte Steifheit der Bilder, die das Fotografieren mit dieser schweren und unhandlichen Kamera mit sich bringt, für die Art der Bilder wichtig ist. Bei den Motiven, für deren Realisierung sich die Mamiya als zu schwer und unhandlich erwiesen hat, habe ich auf die Canon zurückgegriffen, mich aber un eine der Mamiya ähnliche steife Haltung bemüht.

fotogloria_Bassewitz_OrdinaryCities (6)

WER
Aufgewachsen in einem norddeutschen Dorf, studierte sie in den Jahren 1999 bis 2006 Fotografie an der HAW Hamburg – mit einer Pause: von 2002 bis 2004 war sie als Art Direktorin auf der »MS Europa« tätig und bereiste die ganze Welt. Mit Ihrer Abschlussarbeit »Unisono« (die bereits 2012 in Zingst zu sehen war) gewann sie den »Lucky Strike Junior Designer Award«. Sabine von Bassewitz lebt mit ihrer Familie in Berlin und Hamburg.

P.S.:
fotogloria vertritt Sabine von Bassewitz exklusiv und weltweit. Über fotogloria können Sie sie gerne für Ihre Ideen und Aufträge buchen – melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de.

7 Fragen an… Sabine von Bassewitz

Warum bist Du Fotografin geworden?
Zunächst habe ich begonnen, bei Zeitschriftenverlagen (Gruner+Jahr, Milchstraße, Bauer Verlag) als Editorial Designerin zu arbeiten und auch im Studium habe ich mich intensiv mit dem Themenspektrum Zeitschriften, Blattmachen, Layout, Visual Storyteling und Typographie beschäftigt. Über die Auseinandersetzung mit dem Editorial Design bin ich schließlich bei der Fotografie gelandet und habe gemerkt, dass es mich noch mehr reizt, die Bilder selbst zu erstellen als mit ihnen zu gestalten. Die Erfahrungen und Lehren aus dem Editorial Design sind für mich in der Fotografie jedoch Gold wert. Ich weiß einerseits, wie man eine Geschichte in Bildern erzählt und andererseits um das feine Zusammenspiel von Bildern, Layout und Typographie. Das geht mir nicht aus dem Kopf – sowohl beim fotografieren des einzelnen Bildes als auch beim konzipieren und editieren einer Bildstrecke.

Members of the "LEG III Ital"

Kannst Du Dich an Deinen ersten Job erinnern?
Ja. Schmerzhaft.

Was war Dein schönstes / schlimmstes Erlebnis als Fotografin?
Das schlimmste Erlebnis: der erste Job. Da ging alles drunter und drüber, außerdem war das Wetter furchtbar.
Schöne Erlebnisse hatte und habe ich gottlob viele. Eines davon: der Kunde des besagten ersten Jobs schien all die kleinen Katastrophen gar nicht zu bemerken und war sehr zufrieden. Das ist jetzt allerdings schon sehr lange her. Aktuell hatte ich zwei sehr schöne Erlebnisse: meine Arbeiten „Unisono“, „Trotz und Utopie“ und „Ordinary Cities“ sind jetzt Teil zweier staatlicher ständiger Sammlungen, zum einen des Museums Europäischer Kulturen – staatliche Museen zu Berlin und des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland – Zeitgeschichtliches Forum Leipzig.

Indian- & Westernclub "Old Manitou"

Wie arbeitest Du am Liebsten?
Bei Porträts – wie in meinen Arbeiten „Unisono“ und „Aber das Pils seid ihr beide?“ arbeite ich am liebsten nach dem Prinzip re-inszenierte Wirklichkeit. Ich greife also stark ins Geschehen ein – durch mein Licht, die Wahl der Location etc. – mache das alles aber auf der Basis der Persönlichkeit des Porträtierten. Bei Stadtporträts – wie in meiner Arbeit Ordinary Cities – liebe ich es Bilder zu machen, die man nicht suchen kann. Man kann sie nur finden.

© Sabine von Bassewitz_fotogloria

Was verbindest Du mir fotogloria | büro für fotografische zusammenarbeit?
Unser gemeinsames Magazinprojekt „Einsatz“. Gern mehr davon.

Wie hast Du Deinen eigenen fotografischen Schwerpunkt entwickelt?
Mein Standpunkt hat sich stark durch mein Projekt „Unisono“ entwickelt: Ich sehe eine allgemeingültige Meinung – in diesem Fall „Uniform = Gleichmacherei, Gehorsam, Militär“ und hinterfrage, ob das eigentlich so stimmt. Dann finde ich haufenweise Bilder, die etwas ganz anderes erzählen. Nach dem selben Muster bin ich aktuell bei meiner Arbeit „Ordinary Cities“ vorgegangen.

Traditional korps of the Cologne Carneval

Für welchen Kunden würdest Du gerne einmal arbeiten?
Ich würde gern mehr für wissenschaftliche und kulturelle Institutionen arbeiten.

 

* Aufgewachsen in einem norddeutschen Dorf, studierte sie in den Jahren 1999 bis 2006 Fotografie an der HAW Hamburg – mit einer Pause: von 2002 bis 2004 war sie als Art Direktorin auf der »MS Europa« tätig und bereiste die ganze Welt. Mit Ihrer Abschlussarbeit »Unisono« gewann sie den »Lucky Strike Junior Designer Award«. Sabine von Bassewitz lebt mit ihrer Familie in Berlin und Hamburg.

fotogloria vertritt Sabine von Bassewitz exklusiv und weltweit – Sie können sie gerne für Ihre Ideen und Aufträge buchen. Melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de.