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#FacesOfPhotography – Teil 92: Ezequiel Scagnetti aus Buenos Aires

Vor zwei Jahren ging Ezequiel Scagnetti zurück in sein Heimatland Argentinien. Er hatte zuvor viele Jahre in Belgien gelebt und seinen Lebensunterhalt als Corporate-Fotograf bestritten. Als Fotograf arbeitete er auch in seiner neuen Heimatstadt Buenos Aires – bis die Pandemie ihren Lauf nahm. Was die derzeitige Situation für ihn bedeutet, erzählt er den #FacesOfPhotography:

Ezequiel, how are you?
I’m fine.

How have you and your photography been since the beginning of the crisis?
I personally felt into depression several times, but now I’m ok. Here in Buenos Aires we are enduring a strict 5-month period of lockdown, we are not allowed by law to work, neither to travel, make sports or something.
My business finished the same day the government started the lockdown, 20 March 2020, as they decided to allow to work only “essential people”, businesses or services, like supermarkets, policemen, doctors and so on.
After two weeks I decided, forced by the situation, to re-launch my web design business, something that I used to do only for specifics clients that wanted a complete rebranding of their companies, including photography, video, web design, logo, etc.
I started actively chasing clients by creating a dedicated website and applying specific digital marketing strategies.
After four months I have seven clients (two in the USA, thee in Belgium and two here in Argentina) and some leads waiting to decided to purchase my services. Currently I’m creating a website for a factory in Buenos Aires province.
It was a drastic change of business, after years of corporate photography and in less than two weeks I became a web designer and marketing strategist. 

I was, fortunately, prepared to jump into this business with a significant set of skills – I’m a SquareSpace Certified Instructor since 2018 – and the fact of running a 20-year old photography career plus many years of art studies, helped a lot in the creation of the web sites.

Will the pandemic change photography?
I don’t think so. I believe that when the vaccine for COVID-19 arrives, we will all go back to normal or back to a kind of “new normal”. It can take some time, I mean months, but not years.

What does photography mean to you personally?
My profession, my career, my business. Photography is just a part of my life, I have family, kids, friends, sports occupying most of my daily life.

What is your personal photographic wish for the future?
It might be to go back to travel photography, and explore the Fine Art field by combining both, travel and art.

Website von Ezequiel Scagnetti (Fotografie)
Website von Ezequiel Scagnetti (Webdesign)
Facebook-Profil von Ezequiel Scagnetti
Instagram-Feed von Ezequiel Scagnetti
LinkedIn-Kanal von Ezequiel Scagnetti
Website von Babylonia – belgisches Kollektiv, dem auch Ezequiel Scagnetti angehört

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#FacesOfPhotography – Teil 88: Paulina Hildesheim aus Berlin

Die Handlungsunfähigkeit ganz am Anfang der Krise hat sich bei Paulina Hildesheim bald ins Gegenteil verkehrt – sie arbeitet an eigenen Projekten, hat einige Aufträge. Auf dieser Grundlage schwankt sie zwischen vorsichtigem Optimismus und dennoch immer wieder Sorge. Darüber und über mehr hat sie mit den #FacesOfPhotography gesprochen:

Paulina, wie geht es Dir?
Mir persönlich geht es sehr gut. Ich habe großes Glück, dass ich bisher insgesamt ganz gut durch die Krise gekommen bin. Es haben sich immer mal wieder Möglichkeiten ergeben, im Auftrag zu arbeiten. Außerdem habe ich sehr schnell und unbürokratisch Soforthilfe bekommen. Und ich bin die letzten Monate sehr viel draußen gewesen, insbesondere in meinem Garten. Ein Kleingarten am Berliner Stadtrand, der sich in Zeiten der Pandemie als noch viel wichtiger als je zu vor entpuppt hat. Ich bin sehr dankbar für diesen Rückzugsort.
Im Großen und Ganzen schwanke ich aber doch immer wieder zwischen vorsichtigem Optimismus und Sorge. Diese Krise ist eine Chance, denn sie zeigt uns, wo wir in Zukunft genauer hinsehen sollten. Das Virus und seine Folgen treffen leider viele besonders hart, die es schon vorher nicht leicht hatten und verschärft die soziale Ungerechtigkeit. Die Folgen dessen werden sicher noch einige Jahre lang spürbar sein.

Was macht die Fotografie?
Fotografisch habe ich diese Zeit auf eine spezielle Art und Weise als sehr intensiv wahrgenommen.
Ganz zu Anfang war ich wie erschlagen von der täglichen Nachrichtenlage, habe eigentlich den ganzen Tag über nur Nachrichten konsumiert und mich handlungsunfähig gefühlt.
Ich glaube, so ging es vielen. Mir ging es dann besser, als ich begonnen habe, jeden Tag zu fotografieren. Oft sehr unspektakuläre Dinge, die ich in meiner Wohnung oder im Garten gefunden habe, Kleinigkeiten und Alltägliches. Durch das Fotografieren hat sich auch meine Wahrnehmung der Situation verändert. Soziale Isolation, Distanz, Lockdown, das alles fühlte sich dadurch etwas greifbarer an.


Und es kamen ja auch immer mal wieder Aufträge dazu und ich konnte mich einem freien Projekten widmen, das ich schon länger aufgeschoben hatte. Langweilig war mir also wirklich nicht. Inzwischen ist auch wieder etwas mehr zu tun. Mal sehen, wie die nächsten Monate so werden…

Was ist Dein fotografischer Schwerpunkt?
Ich fotografiere für redaktionelle Auftraggeber und Unternehmen. Außerdem arbeite ich an eigenen, konzeptionellen Arbeiten.

Woran arbeitest Du aktuell?
Ich arbeite an einem Buchlayout, editiere die Bilder der letzten Monate, bringe sie mit denen, die immer wieder dazukommen in Zusammenhang. Außerdem recherchiere ich für zukünftige Projekte.

Was denkst Du, wie wird sich die Krise auf die Fotografie – wirtschaftlich und inhaltlich – auswirken?
Ich habe das Gefühl, dass die langfristigen wirtschaftlichen Konsequenzen in vielen Bereichen noch lange nachwirken werden. Aber ich habe in den letzten Monaten auch viel Solidarität beobachtet und erlebt, zwischen KollegInnen und von AuftraggeberInnen. Das sollten wir uns beibehalten. Die Corona-Krise hat viele wichtige Themen aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt. Ich wünsche mir, dass die Geschichten, die zurzeit medial keinen Platz finden bald wieder erzählt werden können.


Was ist Dein fotografischer Wunsch für die Zukunft?

Ich glaube, ich wünsche mir einfach nur, dass ich weiterhin das Glück habe, diesen Beruf ausüben zu können. Es ist einfach ein unglaublich toller Beruf. Wenn ich Menschen treffe oder Orte besuche, um sie zu fotografieren, lerne ich auch jedes Mal etwas dazu. Manche Begegnungen wirken lange nach. Ohne Fotografie würde ich wahrscheinlich zu vielen Situationen überhaupt keinen Zugang bekommen.

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#FacesOfPhotography – Teil 84: Claus Lehmann aus São Paulo

Claus Lehmann interpretiert seine (Teil-) Quarantäne poetisch, schwarz-weiss und analog. Und denkt, dass neben Qualität auch Menschlichkeit eine Rolle in der Fotografie der Zukunft spielt. Mehr dazu hat er den #FacesOfPhotography erzählt:

»Mir geht es gut. Bin seit drei Monaten zu Hause und gehe nur raus, um Lebensmittel kaufen oder um Jobs zu fotografieren. Obwohl Brasilien momentan im Schatten einer großen administrativen Krise steht und wir Freien viel weniger arbeiten, habe ich noch Aufträge für brasilianische und internationale Kunden hauptsächlich aus Europa und den USA.
Die übrige Zeit verbringe ich mit meinem Sohn und mit freien Projekte – ich habe wieder mehr mit meinen Schwarz-Weiss Labor experimentiert, mehr studiert und unsere Quarantäne poetisch interpretiert (bin noch dabei).
Da ich eher Portraits und Menschen in ihrem Arbeitsumfeld fotografiere, denke schon das die künftigen Zeiten anders sein werden. Ich denke das immer mehr Kunden persönliche Statements suchen werden – ganz sicher fotografische Qualität, aber auch eine gute, menschliche Beziehung, Respekt vor der Umwelt und vor allen Respekt vor den Menschen (in allen Facetten). Und das ist gut, es ist Zeit für die ganze Welt sich als eins zu sehen. Jetzt haben wir die Gelegenheit, neue Gewohnheiten zu entwickeln.«

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#FacesOfPhotography – Teil 82: Kristian Gehradte aus Melbourne

Einen kompletten Lockdown hat es in Zeiten der Pandemie in Australien nicht gegeben, so dass Kristian Gehradte die ganze Zeit weiter gearbeitet hat. Trotzdem ist die Krise nicht folgenlos geblieben – Kristian hat den #FacesOfPhotography einen kleinen Einblick gegeben:

Kristian, how are you?
Its been an up and down emotional period for me thats for sure! At the start of the breakout here it was stressful as it would of been everywhere across the world. Currently pretty good considering we are very fortunate of our outcome here in Australia.

How is the crisis currently affecting Australia?

As of Late June its nearly been eradicated in some of our states only the bigger cities like Melbourne and Sydney still having cases. Even though its very low with cases in 20 or 30 a day.

Is it already clear what the crisis means for photography industry in Australia?
Good question, obviously larger campaigns have halted but theres still been a lot of other work we could still work on. Smaller portraits shoots etc. I have been very lucky to been able to shoot through the pandemic as we haven’t had a full lockdown.

What are you currently working on?
Commercially most of the work has been in there corporate world with some industrial projects too. Personally I am working on a series that I will share as I go on my instagram page – as my artistic response to the crisis…

At the beginning of the pandemic in Australia a truly mystifying thing took place. People were going absolutely nuts about toilet paper! Hoarding it in copious amounts, ravaging supermarket aisles of the precious paper. Fights broke out for the product it was terrifying . Was this our first response to the crisis? Fear and panic can do strange things to some people.

 

What is your personal photographic wish for the time after the crisis?
Like everyone would be nice to just go back to normal even if it is a new normal for now.

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#FacesOfPhotography – Teil 68: David Cabrera aus London

Warum und wo David Cabrera aus London einen Wellensittich gefunden hat, was er über kreative Pausen denkt und was er glaubt, wann wir wieder zur Normalität finden werden, darüber hat er bei den #FacesOfPhotography gesprochen:

David, how are you in these strange times?
First of all thanks for making these interviews happening, its great to read about what other photographers around the world are experiencing.Things are quite stable now in London. Back to Mach, I was in Anfiield with a friend watching the Champions League match between Liverpool and Atletico de Madrid, all looked fine but the news around the world were very concerning. My family and friends in Spain are fine so that makes me feel better, same as all my friends here. I haven’t watched any news on TV, only read the papers headlines every morning online and carry on with my day.
I had the chance of working on some projects outdoors and I saw London from a different perspective after working and living here in the last seven years. My main subject is architecture so I could experience the landmarks completely empty, seeing the financial districts and all construction sites empty. This break allows London to show itself in a unique way without residents, student, tourists and vehicles.
I have seen more kindness outside that any of my previous years here. Every problem or argument you had in the past seems trivial, that friend or relative you did not talk to for months or years, now its the perfect moment to make that call.
My girlfriend found a budgie next to London Bridge the day before the official lockdown and been with us since then. His name is Pepe Camilo and we will look for the owner soon, he is in good condition and happy.

If we weren’t in crisis, what would you be working on?
Few projects were going on in the UK and Europe, mainly photographing buildings. Most of them are on hold but some projects are alive. It was an excitement moment prior to the lock down but there are bigger issues to be solved now. We were about to make a trip to South Africa to meet my girlfriend’s family and friends in Durban but it will have to be rescheduled. It is normal to get frustrated and feel fear but if you reverse it you can play things better, you definitely appreciate more the people who is next to you. You are supported and you are their supporter at the same time.

What are you working on instead?
I created a routine and I was working on some assignment outdoors, and then at home processing or creating strategies for the future. Then lot of spare time to catch up with some documentaries and series.
I finally completed my drone license and did the right paperwork to help clients to get nice aerial images when hiring a helicopter is not an option. I have been lucky to fly over London on a helicopter lots of time before, it was the nicest feeling but its a pain to book all the process, you need to go to a heliport far from London, weather could change anytime and nail the job once you are up there.

Is it already clear what the crisis means for photography industry in GB?
Unfortunately lot of creative work will have to be rescheduled and you have to fill the gap with other activities. It is a one life time opportunity to catch up in another areas of your life like family, partner, friendship, training…
The ones who have been longer in the industry will recover quicker. The students or people who just step into the market will have to think new strategies and be more patient but its not impossible. I just felt like started last year and I never lived any sort of golden era so will keep the hard work. Creative people always find a way to fill the time with something productive but you also have the right to slow down and rest, to catch up with life. We will have to listen carefully to the market and find where are going to be needed.
The Bulli restaurant in north Catalonia in Spain (3 Michelin Stars and now closed for good), was shut down in purpose for some months and then opened again every season. They used the break to slow down and create new dishes, to experiment , to taste new options. They had offers to create a franchise and new restaurants in the US but they said NO in order to keep their values and brand. Creative breaks can have a positive effect.

Do you think that ways of seeing and visual languages will change against the background of the crisis?
I guess more personal work than ever will be created and the online platforms are there to show it. More meaningful and honest personal work maybe.

What is your personal photographic wish for the time after the crisis?
As a photographic wish is mainly patience and perspective. We may need two years to get back to normal so no point in get too distressed in something you can not control.

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#FacesOfPhotography – Teil 66: Melina Mörsdorf aus Hamburg

Warum Melina Mörsdorf eigentlich Zweckpessimistin ist, was die Krise mit ihren Bildern macht und was sie sich für die fotografische Zukunft wünscht, dass hat sie den #FacesofPhotography verraten:

Welchen fotografischen Schwerpunkt hast Du?
Ich fotografiere hauptsächlich Portraits und Reportagen für editiorial- und corporate- Publikationen, arbeite aber auch für private Kunden und Firmen, der Mensch ist mein zentrales Thema.
Außerdem leite ich zusammen mit Cecilia Aretz die Hamburger Gruppe des female photoclubs, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Frauen in der Fotografie zu fördern und die Sichtbarkeit zu erhöhen.

Menschen zu fotografieren war in den letzten zweieinhalb Monaten sehr schwierig – was hast Du beruflich erlebt?
Ich hatte das Glück trotz der Krise ein paar schöne Jobs machen zu dürfen, aber bei jedem einzelnen wurde mir sehr deutlich bewusst, wie sehr ich das Fotografieren vermisse, und wie viel mir die Arbeit, und vor allem das Zusammentreffen mit den unterschiedlichsten Menschen bedeutet. Im Grunde genommen hat Corona mir da einen Bärendienst erwiesen, weil die besonderen Umstände bei jeder der Begegnungen eine Steilvorlage für sehr intensive Gespräche waren, und diese besondere Stimmung und das Bewusstsein dafür, dass gerade etwas außergewöhnliches, nie dagewesenes passiert, hat die Menschen sehr zugänglich und weich gemacht, der Umgang war extrem achtsam. Das ist ja etwas, auf das man bei Portrait-Jobs immer wartet, und es entstand ganz von allein, dafür bin ich sehr dankbar.

Das heißt, dass die Krise zu einer Veränderung in Deinen Bildern, Deiner Fotografie geführt hat?

So konkret habe ich mir da noch gar keine Gedanken drüber gemacht, aber ja, wahrscheinlich ist es tatsächlich ein bisschen so. Vielleicht ist es auch eher ein entspannteres Aufeinander-zugehen, ein entspannteres Arbeiten, der ganze Druck ist ja weg momentan, weil alles so extrem entschleunigt ist und da entsteht dann auch wieder mehr Raum für Kreativität und spielerische Umsetzungen. Ich weiß ja, wie alle anderen Fotograf*innen auch: an der derzeitigen Situation ist nichts zu ändern, und wir können uns noch so sehr bemühen und abstrampeln, wir haben keinen Einfluss darauf, wann es weitergeht und vor allem wie es weitergeht.

Hast Du eine Vorstellung davon, wie es generell fotografisch weitergehen könnte?
Leider muss ich gestehen, dass ich eine Zweckpessimistin bin. Momentan gehe ich eher vom Schlechteren aus; weniger Aufträge, niedrigere Honorare, noch härtere Buyoutbedingungen und generell noch mehr Konkurrenzdruck, also all das, was ja eigentlich auch schon vor der Krise ein großes Problem war, und vielen Kolleg*innen, auch mir, Kopfschmerzen bereitet hat. Vielleicht bieten sich aber auch Chancen, wo wir heute noch keine sehen, ich möchte eigentlich gerne hoffen.

Stichwort Hoffnung: Wie würdest Du Dir eine ideale Wendung für die Fotografie vorstellen?

Oh gute und wichtige Frage; da würde ich meine Wünsche fast als utopisch bezeichnen, aber ja, Hoffnung ist wichtig und ja irgendwie auch immer da und stirbt bekanntlich sowieso zuletzt.
Zum einen wäre eine angemessenere Wertschätzung in Form von korrekten Honoraren wünschenswert. Und dann natürlich, das ist klar, eine höhere Repräsentation von Fotografinnen, respektive eine gerechte und diverse Abbildung der Fotografierenden

Und was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für kommende Zeiten?
Das ist eigentlich ein simpler Wunsch: Ich wünsche mir, dass es so weitergeht, wie das Jahr begonnen hat, es lief nämlich richtig toll an und ich hatte so schöne Aufträge, das vermisse ich sehr.

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Das Foto von Melina hat übrigens Maximilian Probst gemacht.

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#FacesOfPhotography – Teil 64: David Maupilé aus Hamburg

David Maupilé aus Hamburg ist sehr froh über die Zeit, die er dank des Lockdowns mit seiner Familie verbringen kann. Darüber hinaus ist er sicher, dass 2020 zwar ein Ausnahmejahr für die Fotografie ist, dass aber Leidenschaft für die Sache und Qualität in der Arbeit nach wie vor der Garant für Erfolg sind. Mit den #FacesOfPhotography hat er darüber und über vieles mehr gesprochen:

David, wie geht es Dir?
Mir geht es sehr gut. Gefühlt scheint seit drei Monaten die Sonne, die Welt hält inne und plötzlich ist für viele Dinge Zeit, die die letzten Jahre zu kurz kamen. Wäre ich alleinstehend und hätte unter Kontaktbeschränkungen die Zeit alleine in meiner Wohnung verbracht, wäre meine Stimmung sicher eine andere. Ich habe das Glück einer Familie mit zwei Kindern, im Herbst erwarten wir unser drittes Kind und ich bin dankbar für extrem viel Zeit, die ich gerade mit meinen Kindern und meiner Frau verbringen darf.
Mein Job hat mich in den letzten Jahren sehr vereinnahmt, ich war oft unterwegs, manchmal bis zu vier Wochen am Stück nicht zu Hause, meine Familie musste oft zurückstecken und ich weiß, das was gerade passiert, trotz allem, auch sehr zu schätzen!

Wie ist es Dir beruflich seit dem Start der Krise ergangen?

Die “Krise” kam, als meine Familie und ich gerade im Skiurlaub in Sankt Anton waren. Wir hatten Tirol jedoch noch vor den Reisewarnungen wieder verlassen und waren am Anfang des Lockdowns wieder in Hamburg. Als Mitte März die Schulen geschlossen wurden, sind wir in unser Ferienhaus an die Nordsee gezogen. Die Krise fühlte sich an wie Urlaub. Unsere beiden Kinder (5 und 8) hatten morgens Aufgaben aus Schule und Vorschule zu erledigen und waren nachmittags im Garten. Wir haben große Radtouren, lange Spaziergänge und Wattwanderungen gemacht. Wochenlang regnete es kein einziges Mal und zumindest für unsere Kinder war alles super. Beruflich wurde mir gleich zu Anfang ein Job in Mexiko abgesagt und nach und nach wurden auch alle weiteren Auslandsreisen gecancelt. Ich hab daraufhin angefangen, das Dach unserer Scheune zum Wohnraum auszubauen und ich habe in Hamburg unseren Keller renoviert. Es gab endlich wieder Zeit meine Bilder bei laif zu aktualisieren, meine Buchhaltung auf Vordermann zu bringen und trotz “Krise” klingelte ab und an mein Telefon. Redaktionell wird zwar wenig aber dennoch weiterhin produziert. Ein Portrait für den Stern, drei Tage für den Feinschmecker, ein Job für die Brigitte, vier Termine für Focus Gesundheit und zwei Termine für DIE ZEIT. Es war nicht wie vor der Krise, aber dafür, dass wir gefühlt im Urlaubsmodus waren, war auch beruflich genug zu tun. Besonders hat mich eine Anfrage für einen Reisebuch-Verlag gefreut. Ich sollte auf Nordstrand, wo unser Haus steht und auf der Hallig Südfall fotografieren. Und als ich bei der Töpferei auf Nordstrand war, fiel mir plötzlich auf, dass ich genau die gleichen Bilder mache, wie vor einem Jahr bei einem Keramik-Künstler in Südkorea, nur dass ich mit dem Fahrrad hier war und nicht davor elf Stunden im Flieger sitzen musste.

Franca Cuneo, Restaurant Cuneo – im Auftrag von DIE ZEIT

Was denkst Du: Wird sich die Fotografie mit der Krise verändern?
Ich hoffe, dass bald die Normalität zurück kommt. Ich denke jedoch, dass Reisen erst wieder in 2021 kommen werden. Die Fotografie verändert sich mit und ohne Krise ständig. Aber jede Veränderung birgt auch eine Chance in sich. Viele Fotografen haben jetzt endlich wieder Zeit für freie Projekte und Zeit sich Gedanken zu machen. Als Fotografen reagieren wir viel zu oft. Wir fotografieren das und fotografieren es so, wie Auftraggeber das von uns erwarten. Aktiv an einer Bildsprache zu arbeiten geht einfacher in freien Projekten. Anstatt abzuwarten was passiert, ist es doch viel spannender sich aktiv darum zu kümmern, wohin die berufliche Reise gehen soll. Als Fotograf kann man aus jeder Situation etwas machen. Ich sehe einzigartige Fotos aus dem menschenleeren Manhatten oder Bilder aus Venedig. Peter Knaup, ein großartiger Fotograf, dem ich in Paris vor 15 Jahren mal assistieren durfte und der letztes Jahr leider verstorben ist, hat vor fünf Jahren einen Bildband gemacht „Stilles Venedig”. Er lebte damals in Venedig und war monatelang zu Sonnenaufgang in der Stadt unterwegs aber es war ihm nicht möglich den Markusplatz ohne Menschen zu fotografieren. Und dann kam Corona und damit für die Fotografen ein Blick auf die Welt, wie es sie davor nicht mehr gab.

Und was ist mit der gesamten Branche?
2020 ist ein Ausnahmejahr! Letzte Woche habe ich die Wirtin im Cuneo, dem ältesten italienischen Restaurant in Hamburg, eröffnet 1905, für DIE ZEIT fotografiert. Sie erzählte, weder im ersten Weltkrieg noch im zweiten Weltkrieg hatte das Restaurant geschlossen. Bei Bombenalarm im zweiten Weltkrieg sind die Gäste in den Luftschutzkeller und haben sich danach wieder an den Tisch gesetzt. So lange wie 2020 war das Cuneo seit 115 Jahren nicht geschlossen. Aber 2021 wird für die Gastronomie, wie auch für unsere Branche, sich die Lage wieder normalisieren. Ich bin ein extrem positiver Mensch und wie alle Fotografen kenne ich Zeiten mit vielen Anfragen und Zeiten mit wenigen Anfragen. Die Kunst für uns Fotografen besteht doch darin, aus jeder Zeit das Beste zu machen.

Was ist Dir an Deiner Fotografie wichtig?
Das Wichtigste an meiner Fotografie und an meiner Arbeit ist meine Begegnung mit Menschen. Die Orte, an die ich durch meinen Beruf komme und die Menschen denen ich dort begegne machen mich zu dem, was ich bin und dafür bin ich sehr dankbar.

Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die Zukunft?
Ich fotografiere Menschen und bin diesen Menschen gerne nahe, man umarmt sich, man gibt sich die Hand, man baut Vertrauen auch durch körperliche Nähe auf. Mein persönlicher Wunsch für die Zukunft ist, dass wenn diese weltweite Pandemie vorbei ist, die Menschen wieder ohne Angst aufeinander zu gehen und die Leute ihre Masken wieder ablegen. Fotografie wird es immer geben, Jobs für Fotografen ebenso, Verlagen geht es schlecht und die Wirtschaft leidet unter der Rezension aber trotzdem werden immer Bilder gebraucht. Diejenigen, für die Fotografie nicht nur Job sondern auch eine Leidenschaft ist, werden immer fotografieren und wenn sie gut sind auch immer von der Fotografie leben können.
Für uns Fotografen wäre 2020 ohne die Pandemie und ihre Folgen wie 2019 und die Jahre davor. Nun ist alles anderes aber die Situation ist eben wie sie ist, wir können daran nichts ändern, wir können nur für uns persönlich das Beste daraus machen.

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#FacesOfPhotography – Teil 61: Berthold Steinhilber aus Stuttgart

Berthold Steinhilber aus Stuttgart hat sich in den vergangenen Jahren mehrere fotografisch-finanzielle Standbeine geschaffen. Mit der Krise sind gleich mehrere davon ins Wanken geraten – was ihn dazu bringt, ganz grundsätzlich und laut bei den #FacesOfPhotography über mögliche künftige Modelle nachzudenken:

Wie geht es Dir?
Es muss – dem hiesigen süddeutschen Idiom nach übersetzt bedeutet dies, den Umständen entsprechend gut oder es könnte deutlich schlimmer sein. Meine Fotografenseele sagt, die Lage ist aussichtslos, aber ich bin voller Hoffnung.

Persönlich gibt mir die Coronakrise viel Stoff zum Nachdenken. Wir sind in einem Lebensabschnitt, in dem wir uns um unsere kranke Eltern kümmern. Beide Mütter sind Pflegefälle, die Geschwister und wir hatten vor allem zu Beginn der Krise sehr viel Angst um sie. Die Angst schwindet etwas und wir arrangieren uns mit einer Kombination aus Hygiene und Abstandsregeln, die ein Zusammenleben wieder zulässt.

Ich konnte die letzten Wochen auch immer das Haus verlassen, die 10 Minuten zum Atelier rübergehen und dort am Rechner weiterarbeiten und zum Glück konnte ich auch immer wieder in meinen geliebten Wald. Ein Ritual beim Heimkommen war, auf dem Balkon stehend über die stille Innenstadt von Stuttgart zu schauen und dem allabendlichen Vogelkonzert zu lauschen. Eine solche Stille gab es noch nie in dieser Stadt. Das ändert sich gerade wieder.

Ich war allerdings die letzten Wochen nicht im Stande, mich fotografisch mit der Coronakrise auseinanderzusetzen. Es gab auch Aufrufe meiner Agentur laif, aber weder Bilder von Menschen mit Masken, leere Innenstädte noch abgesperrte Kinderspielplätze waren für mich persönlich Bilder, die ich hätte machen können. Sie zeigen mir eine Gegenwart, aber diese Krise öffnete für mich Abgründe, für die ich im Moment weder Worte noch Bilder habe.

Col de la Bonette aus dem Buch „Passbilder – Landschaften der Alpenpässe“.

Was hast Du seit Beginn des Shutdowns beruflich erlebt?
Bei mir wurden schon Ende Februar die ersten Aufträge storniert oder zurückgestellt. Im ersten Quartal fotografiere ich normalerweise sehr viele Corporate-Aufträge für Stiftungen und Unternehmen (Portraits), die mir einen Großteil meines Einkommen aus Aufträgen einbringen. Anfangs der Coronakrise wurde die Aufträge noch in den Sommer verlegt, aber mittlerweile wurden alle für dieses Jahr abgesagt. Bebildert werden diese mit dem Material der letzten Jahre. Ich kann die Entscheidungen der Verantwortlichen sehr gut nachvollziehen, es bleibt ihnen auch gar nichts anderes übrig, der finanzielle Ausfall lässt sich aber garantiert nicht stopfen.
Ich habe vor Jahren schon angefangen, meine Einkommensquellen auf mehrere Standbeine zu verteilen. Das ging bisher sehr gut, wobei jetzt doch mehr Beine als erwartet schrumpfen und schwanken. Da werde ich bei dem ein oder anderen ordentlich was unterlegen müssen.

Woran arbeitest Du zur Zeit?
Ich arbeite wie immer an (viel zu) vielen eigenen Themen. Ich skizziere mal drei davon, wobei eines noch im Anfangsstadium ist und ich es als solches unter „ungelegte Eier“ einsortiere.

Ich fotografiere Menschen, die sich sehr viel Gedanken machen, woher unser Essen kommt, wie es produziert wird, wie es um das Wohl von Mensch und Tier steht. Es sind alles Einzelkämpfer und ich bewundere ihr Tun und wir sollten ihnen mal zuhören und schauen, was sie machen. Interessanterweise verdiene manche von ihnen während der Coronakrise besser als vorher. Sie scheinen also etwas richtig zu machen. Ihre Kritiker aus der Industrie sagen oft, das wäre doch ein Rückschritt. Manchmal ist ein Schritt zurück genau dann richtig, wenn die nächsten beiden Schritte in den Abgrund führen würden. Es kommt nicht darauf an, dass man stur immer weiter macht, sondern sich den Weg, den man gehen will genauer anschaut und es der Richtige ist.
Wie beim Bergwandern. Da kannst du auch nicht nur geradeaus und immer weiter nach oben gehen, die Topographie gibt dir den Weg vor.

Das führt mich zum nächsten Projekt. Ich fotografiere seit 2018 eine sehr schöne Landschaftsgeschichte in den Alpen, die 2021 als Buch veröffentlicht werden soll. Ich hoffe, dass ich im Juli wieder fotografieren und im Zeitplan bleiben kann. Sobald die Grenzen in die Alpenländer offen sind, kann ich loslegen. Ob das so klappt, wird sich zeigen. Genügend Abstand zu meinen Mitmenschen hätte ich dann sicherlich.

Das dritte Projekt ist eine Mega-Mammut-Projekt über unser Land und ist in dieser Phase das „ungelegte Ei“. Das Projekt wird so umfangreich werden, dass ich auch die dazugehörige datenintensive Website des Projekt selber gestalten will. Ein kompletter Wahnsinn.
Dazu habe ich die Corona-Zwangspause genutzt, um mich erst einmal in die technischen Finessen von WordPress und Datenbankwissen einzuarbeiten. Mit diesem Wissen habe ich parallel meine Website selber neu gestaltet und umgestellt.

Dann bastle und löte ich wieder an einigen Lampen, mit denen ich meine Lightworks Bilder beleuchte – ich brauche da für ein noch wieder anderes Thema noch eine spezielle Lampe und hatte mir bisher nie die Zeit dafür nehmen können, die mal zu bauen. Jetzt werde ich sie testen und kann sie dann einsetzen.

Portraits in Zusammenarbeit mit dem Künstler Emeka Ogboh, Kunsthalle Baden-Baden.

Was bedeutet die Krise Deiner Meinung nach für die gesamte Fotobranche?
Ein heftiger Einschlag, der Rauch hat sich noch nicht gelegt, der Schaden lässt sich momentan nicht genau beziffern, die Orientierung fällt noch schwer und Auswege sind nicht auszumachen. Nicht jeder ist gleichermaßen davon betroffen, das macht die Sache keinesfalls einfacher. Wohl dem, der vorsorgen konnte. Die Event- und Reisefotografie liegt am Boden, Portraitfotografen nehmen ihre Arbeit langsam wieder auf, ein Teil der Pressefotografen hat gut zu tun, dem Großteil der Fotografen geht es aber miserabel. Und keiner weiß, ob es nicht eine zweite Welle im Herbst-Winter geben wird.

Ich weiß, dass unsere Lobby in dieser Krise nicht größer wird und sie momentan nicht einmal mit dem besten Makro-Objektiv abzubilden ist.
Man kann nur gebetsmühlenartig und zum x-ten mal appellieren, ähnlich einem Ave-Maria oder Mantra, mit der Hoffnung, dass die vielen Wiederholungen helfen: kauft bei den richtigen Leuten ein, bezahlt sie angemessen und gerecht und verhindert Dumping-Preise, damit die Fotografie am Leben bleibt.

Wie kommt man aus der Krise, was wäre ein sinnvoller Weg? Wo soll man anfangen? Wer könnte anfangen?
Ein Konjunktur- und Förderprogramm für Fotografen? Klingt komisch, aber warum nicht. Wie bei den Landwirten. Vielleicht sogar europaweit, Solidarität für unsere europäischen Kolleg*innen. Oder Stipendien für Newcomer und erfahrene Profis gleichermaßen. Themen die relevant sind, gibt es genug. Eine Kulturnation könnte das stemmen. Natürlich würde das den Verlust nur lindern, wäre keine All-in-one Lösung, aber irgendwo kann man ja anfangen.

Ist eine Form von Mindestlohn bei Aufträgen denkbar, aufgeschlüsselt nach Kriterien ähnlich der MFM Liste, ausgehandelt von den Berufsverbänden inkl. den ausgewiesenen Abgaben der Auftraggeber an die Künstlersozialkasse?
Wäre das anfangs machbar, wenn es sich bei den Auftraggebern um Bund, Länder, Anstalten des öffentlichen Rechts, Universitäten etc. handelt? Gefolgt von der Wirtschaft im zweiten Schritt. Würde das die Abwärtsspirale abbremsen? Die Microstockagenturen aus den USA hätten das Nachsehen, es gäbe heftigen Widerstand aus vielen Ecken, aber für viele Freischaffende Planungssicherheit und eine erste Form von Grundsicherung. Die Preise nach oben für mehr Qualität, Aufwand oder Exklusivität würden bestehen bleiben.

Alles sinnlose Gedankenspiele? Lehrt uns die Krise etwas, finden wir Auswege?

Was bedeutet Dir die Fotografie?
Sie ist meine Sprache. Die Fotografie ist ein magisches Medium, etwas einzigartiges, das nur sie kann.
Noch nie zuvor in der Geschichte schauten Menschen sich so viele Bilder an. Es muss also etwas geben, dass sie fasziniert. Das Wissen um die unglaubliche Anzahl an Bildern, die jeden Tag im Netz hochgeladen werden, diese enorme Bilderflut ist ein kaum lösbares Problem, nicht mehr überschaubar. Ist es vielleicht nicht eher ein Problem des Konsums, des Umgangs und der Verarbeitung von Daten, als eines der Fotografie an sich? Die Faszination und das Interesse an der Fotografie ist da. Das Konsumieren und den Preisverfall müssen wir in den Griff bekommen. Da müssen wir ansetzen um Ideen zu entwickeln.

Eimerkettenbagger Mad Max, Ferropolis, Deutschland.

Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die Zukunft?
Der ist eigentlich in diesen Zeiten komplett irrelevant. Der Virus wird so schnell nicht verschwinden, vielleicht erst dann wenn ein Impfstoff für alle verfügbar ist. Im Kopf aber wird die Corona-Krise bei vielen länger dableiben und wir müssen wohl lernen, mit den Folgen zu leben.
Die Gedanken, die viele Menschen in der Bevölkerung im Moment haben, dass es ein „weiter so“ eigentlich gar nicht mehr geben kann oder geben darf, fällt hoffentlich auf fruchtbaren Boden.

Natürlich wünsche ich mir, dass die Wertschätzung für Fotografie wie oben beschrieben an Bedeutung gewinnt. Das ist aber hypothetisch. Das wird nicht einfach so passieren, da bedarf es an Handlung.

Könnte sie so aussehen wie oben skizziert? Ich weiß es nicht, ich hätte auch noch weitere Ideen, wie das gelingen könnte. Allein ist es aussichtslos, verpuffte Energie. Ich kann meine Parameter und Preise für mich abstecken, das geht, dafür reicht die Power.

Ich bin Fotograf, allein, Einzelkämpfer, der seine Zeit und Energie sowieso schon einteilen muss und sich dann eher für die fotografischen Themen entscheidet. Ich weiß, das ist ein Grundsatzproblem unter den Fotografen und Künstlern. Austausch ist wichtig, aber lösen werden wir das nicht, wenn wir uns nur einmal zum Corona-Bier mit Mundschutz treffen.
Aber eines ist auch sicher, das sage ich aus voller Überzeugung: We Never Surrender…

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#FacesOfPhotography – Teil 59: Andreas Reeg aus Darmstadt

Andreas Reeg sieht als eine der Aufgaben der Fotografie in der heutigen Zeit die Sensibilisierung für Situationen und Schicksale. In seiner eigenen Arbeit hat er den „Arzt der Armen“ durch einige Stunden der Krise begleitet. Was er dabei erlebt hat und was sein persönlicher fotografischer Wunsch ist, hat er den #FacesOfPhotography erzählt:

Andreas, wie geht es Dir?
Danke, mir und meiner Familie geht es gut. Trotz der auftragsarmen Zeit habe ich volle Arbeitstage, wenn auch in reduzierterem Tempo, und mit mehr Pausen, die zur Freude von uns allen der Familienzeit zugute kommen. Vieles was sonst noch neben den Jobs geschah, füllt jetzt den Tag aus. Projektförderanträge, Newsletter, Webseitenoptimierung, die Steuer… Es gibt irgendwie immer was zu tun.

Was hast Du wirtschaftlich seit Beginn der Krise erlebt?
Bis in den April hinein hatte ich noch Aufträge. Meistens redaktionelle Portraits „mit Abstand“, was ich anfangs extrem seltsam fand, da es ja meist darum geht, eine Nähe zu den Portraitierten herzustellen. Dann gab es aber auch Momente, in denen ich diese Distanz gar nicht so schlecht fand, da ein besonderer gegenseitiger Respekt den Raum ausfüllte, der irgendwie etwas Verbindendes hatte. Eine interessante Erfahrung. Aber zurück zur eigentlichen Frage. Da ging es mir ähnlich wie den meisten anderen Kolleg*innen. Mein Kalender war bereits bis Juni mit schönen Jobs gefüllt und dann wurde alles komplett abgesagt. Die 1.500 € Soforthilfe, die ich erhielt waren da nur ein kleiner Trost. Glücklicherweise hatte das Jahr mit sehr viel Arbeit begonnen, was mich jetzt etwas abfedert. Ein Teil der Aufträge wurde auf August verschoben und gerade kommen wieder erste Anfragen für aktuelle Jobs. So bin ich weiterhin optimistisch, dass es ab Sommer wieder langsam bergauf geht.

Prof. Dr. Gerhard Trabert, Mainz. Warten auf Patienten. Personen mit Fieber können einen Corona Test machen lassen.

Du hast an dem Thema „Pandemie, ganz unten“ gearbeitet – wie kam es dazu?
Die Zeit beauftragte die Autorin Caterina Lobenstein und mich, den Arzt Gerhard Trabert zwei Tage lang zu begleiten, um zu zeigen, wie sich die Corona-Pandemie auf den ärmsten Teil der Bevölkerung in Deutschland auswirkt. Gerhard Trabert versorgt seit über 20 Jahren arme und wohnungslose Menschen in Mainz und er ist mit seinem Verein „Armut und Gesundheit in Deutschland e.V.“ die zur Zeit einzige Streetworker-Organisation, die seit dem Shutdown, von Armut betroffene Menschen in Mainz versorgt. Viele andere Einrichtungen für Wohnungslose wurden im Zuge der Pandemie geschlossen. Somit wurde die Situation für schutzlose Menschen noch prekärer. 2017 erschien mein Buch ARZT DER ARMEN über Gerhard Trabert und seine Patienten. Das erste Bild und die Idee zum Buch sind damals ebenso im Rahmen eines Auftrages für DIE ZEIT entstanden. Umso mehr hat es mich gefreut, dass die Redaktion mich wieder beauftragte um diese wichtige Geschichte mit zu erzählen.

Arztmobilsprechstunde in der Mainzer Innenstadt.

Welche war Deine intensivste Erfahrung?
Mit Gerhard Trabert während der Arztmobilsprechstunde unterwegs zu sein ist voller intensiver Momente. Den emotional eindrücklichsten erlebten meine Kollegin und ich während Traberts Sprechstunde in einer Containersiedlung. Ich möchte dazu gerne einen Ausschnitt aus Caterina Lobensteins Text zitieren:
»Der nächste Patient hat zwei frisch genähte Schnitte am Bauch. Ein perforiertes Magengeschwür. „Daran hätten Sie sterben können“, sagt Trabert. Als er die Wunde reinigen will, rennt plötzlich unter Gebrüll ein bärtiger Hüne auf das Gelände, mit Gitarre auf dem Rücken und Stachelarmband am Handgelenk. „Ihr Huren!“, schreit er. „Ihr Homos!“ Trabert verdreht die Augen. Der Mann hat neulich in der Containersiedlung randaliert und hat seitdem Hausverbot. Doch weil die übrigen Heime wegen der Pandemie keine Neuen aufnehmen, weiß er nicht, wohin. Der Mann schreit und kratzt sich unaufhörlich. „Ich hab Stress, ihr Huren!“, brüllt er. „Ich hab’n Schub!“ 
“Der ist völlig betrunken“, sagt Trabert. „Aber wahrscheinlich hat er recht.“ Der Mann leidet an Schuppenflechte, und psychische Belastung beschert ihm heftige Krankheitsschübe. „Das kennt jeder, der bei Stress Herpesbläschen bekommt“, sagt Trabert. „Nur dass der Stress der Leute hier existenziell ist: Woher kriege ich was zu essen? Wo schlafe ich heute Nacht?“ Der Hüne wankt auf Trabert zu. „Normalerweise würde ich ihn einfach in den Arm nehmen“, sagt Trabert. Damit ließen sich selbst die aggressivsten Patienten besänftigen. „Aber das geht ja jetzt nicht mehr.“ Er reicht dem Hünen eine Salbe. „Danke, Herr Professor“, sagt der und zieht davon.« Den Ganzen Artikel gibt es hier zu lesen: DIE ZEIT Nr. 20/2020

Was denkst Du, was ist die Aufgabe der Fotografie gerade in diesen Zeiten?
Ein großer Wert liegt sicherlich in der Dokumentation für nachfolgende Generationen, aber vor allem in intensiven Fotoprojekten, die uns im Jetzt für die Situation, für Schicksale sensibilisieren, unser Verhalten im besten Falle positiv beeinflussen und dadurch den Verlauf der ganzen Sache mit zum Guten beeinflussen. Andrea Frazzettas Portraits von norditalienischen Ärzten, Pflegern und Krankenhausbeschäftigten ist hierfür ein starkes Beispiel, das mich sehr berührt hat und mir neben all den Zahlen, das erschreckende Ausmaß der Krise in Italien, emotional klar gemacht hat.

Ablegen der Schutzkleidung.

Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die Zukunft?
Meine freien Projekte zu sozialen Themen bedeuten mir viel und ich wünsche mir weiterhin die Zeit, diese neben meinen Aufträgen realisieren zu können. Und natürlich wünsche ich mir wieder den alten Umfang an Fotoaufträgen zurück, für die ich sehr dankbar war und die mir neben dem Spaß an den vielen Begegnungen, den Lebensunterhalt für mich und meine Familie einbrachten. Ich fühlte mich schon immer privilegiert, von Fotografie leben zu können und mit ihr die Möglichkeit zu haben, wichtige Themen nach draußen kommunizieren zu können. Dieses Privileg will ich weiterhin für Menschen und gesellschaftlich relevante Themen einsetzen, die wenig Aufmerksamkeit erhalten, diese aber verdienen.

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#FacesOfPhotography – Teil 58: Sabine von Bassewitz aus Lübeck

Warum die Darstellung einer perfekten Welt zynisch sein kann und was der persönliche »schwarze Freitag« gebracht hat, dass verrät Sabine von Bassewitz aus Lübeck im Interview mit den #FacesOfPhotography:

Was ist Dein fotografischer Schwerpunkt?
Ich fotografiere in erster Linie Menschen – sowohl bei Auftragsarbeiten als auch bei freien Projekten. Klar mache ich auch Bilder, auf denen kein Mensch zu sehen oder im Fokus ist, die sind dann jedoch meistens Teile von Serien, die den Menschen thematisieren. Oft geht es dabei nicht um DEN Menschen, sondern um DIE Menschen, ich habe sehr viel Freude an Bildern, die uns als soziale Wesen zeigen, in Interaktion mit anderen.

Wann und wie hat Dich die Krise beruflich getroffen?
Ich hatte einen „schwarzen Freitag“, das war der 20. März. Da wurde mir im Laufe des Vormittags alles gecancelt oder auf „irgendwann“ verschoben. In den zwei Wochen darauf habe ich mich statt mit der Fotografie ausschließlich mit rein ökonomischen Belangen und den Hilfsanträgen für die staatlichen Soforthilfemaßnahmen beschäftigt. Da zudem die Betreuung für meine Kinder weggebrochen ist, bin ich aus meinem bisherigen Alltag komplett hinauskatapultiert worden und habe eine Weile gebraucht, um zwischen Homeschooling für meinen Zehnjährigen und der Aufsichtspflicht meinem risikofreudigen und nimmermüden Fünfjährigen gegenüber – und den entsprechenden Fluchten zum Homeschooling an den Strand im April mit seinem Kaiserwetter – so etwas wie einen Arbeitsflow zu finden.

Wird sich Deine Fotografie mit der Krise verändern?
Ich denke, ich werde mich verändern müssen, zumindest mittelfristig. Ein Teil meiner Auftragsarbeiten sind Events, das wird auf unbestimmte Zeit nicht mehr wie bisher stattfinden, hier hoffe ich auf eine langfristige Erholung. Ein weiterer Teil sind Corporate Porträts. Auf epidemiologischer Sicht ist das sicherlich bald wieder machbar, es wird ja auch schon wieder praktiziert, ich habe jedoch jetzt im April und Mai noch keine entsprechenden Anfragen bekommen. Ich glaube auch nicht, dass dahingehend in diesem Jahr noch viel passieren wird, die Kundschaft sieht auch unsicheren Zeiten entgegen und hält ihr Geld zusammen.
Ich nutze die Zeit, um mir endlich mal ein Studio auszubauen und einzurichten. Bisher habe ich mich immer bei Bedarf in Studios eingemietet, ich freue mich nun sehr, dass mein eigenes Studio langsam Form annimmt und hoffentlich bald einsatzbereit ist.

Was denkst Du, was die Krise allgemein für die Fotografie – wirtschaftlich und visuell – bedeuten wird?
Also, wirtschaftlich ist es ein ziemlicher Schlag ins Kontor, nicht nur bei mir, auch bei den Kollegen. Ich hoffe, dass sich das für uns alle bald erholt und dass wir auch ein paar Nachholeffekte haben – irgendwann sind die vorhandenen Corporate Porträts nicht mehr aktuell und müssen ersetzt werden. Visuell denke ich, dass sich unser Hang zum perfekt getunten Bild überlebt haben wird. Nicht aus Gründen eines Zurückschraubens der Qualität, sondern weil die Darstellung einer perfekten Welt schneller ungewollt zynisch wirken kann. Ich glaube, wir werden geerdeter und kantiger, einfach weil man nicht mehr wegdiskutiert, dass die Welt kantig ist. Bei freien Arbeiten beobachte ich das schon länger, ich glaube, dass das bei Aufträgen auch Einzug halten wird.

Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die „neue Normalität“?
Oha, das ist schwer zu sagen. Ich hoffe, dass unsere Arbeit weiterhin wertgeschätzt wird, sowohl in künstlerischer als auch in ökonomischer Hinsicht. Zudem hoffe ich für mich persönlich, dass ich jetzt, wo ich mich einigermaßen an den Krisenmodus gewöhnt habe, Neues ausprobieren kann und vielleicht neue fotografische Wege beschreiten kann. Ein Stillifer wird aus mir nicht, aber im Bereich von Porträts gibt es vieles, was ich noch nicht entdeckt habe und wofür mir auch ein Protagonist reicht. Mir schwebt schon lange eine Porträtreihe mit einem befreundeten Künstler vor, ich mache die Porträtfotografie und er verfremdet dann das Bild dementsprechend, wie er unseren Protagonisten erlebt. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um so etwas zu starten.

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