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#FacesOfPhotography – Teil 112: Enno Kapitza aus München

Mit seiner Serie »Aufhellungen« hat Enno Kapitza während des ersten Lockdowns konsequent jeden Tag eine kleine Geschichte, Anekdote, Begegnung vor allem im Bild, aber auch per Wort erzählt. Nach 50 Folgen beendete er die Serie und ging in einen arbeitsreichen Sommer.
Vor ein paar Tagen nun, hat er die »Aufhellungen« wieder aufgenommen. Warum das für ihn auch eine Überwindung war, woran er außerdem arbeitet und worüber er im Bezug auf die Fotografie nachdenkt, darüber hat er mit den #FacesOfPhotography gesprochen:

Enno, wie geht es Dir?
Heute morgen – es ist Dienstag, der 3. November – wache ich auf mit der Nachricht eines Terroranschlags in Wien, den bevorstehenden US Wahlen mit ungewissem, schicksalhaftem Ausgang, einem kalten, verregnetem Novembertag und der omnipräsenten Corona-Krise.
Und dennoch. Mir geht es gut. Ich bin gesund, nur ein Bänderriss hat mich die letzten Wochen lahmgelegt. Nichts dramatisches.
Ich blicke zuversichtlich in die Zukunft. Komischerweise mehr denn je.

Morgenlicht. Blick auf die Alpen von einem Voralpenberg südlich von Lenggries

Wie ist es Dir in den letzten Monaten beruflich ergangen und was bedeutet in dem Zusammenhang der erneute Lockdown (light)?
Schon kurz vor Ende des ersten Lockdowns zeichnete es sich ab, dass ich einen sehr intensiven Arbeitssommer vor mir hatte. Das gipfelte dann in einen goldenen September. Kurzfristige, aber auch von langer Hand geplante Projekte standen an. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in so kurzer Zeit so viel und so viel verschiedenes fotografiert habe.
Der Lockdown light ist schwer einschätzbar in seiner Tragweite. Jobabsagen hatte ich deshalb noch keine, aber dafür auch keine neuen Anfragen. Und eines meiner Standbeine, die Reisefotografie und Reportagen im Ausland, ist seit März weggefallen.

Neugeborenes in der Zeit des Lockdowns – Frauenklinik München

Zum ersten Lockdown hast Du die Serie »Aufhellungen« ins Leben gerufen. Nun, nach einer Pause geht es damit weiter – was hat es damit auf sich?
Der erste Lockdown war eine ungekannte, globale Krisensituation. Kontaktsperren, Ausgangsverbote, Shutdown der Wirtschaft, alle Jobs von heute auf morgen storniert.
Seit einigen Jahren war ich immer dankbarer geworden für alles, was ich als freier Fotograf erleben durfte. Die Kamera hatte mir unzählige Türen geöffnet. Zu Menschen, Geschichten, Ländern und Herzen. Schicht um Schicht hat sich das in mir aufgetragen. In einem guten Sinne.
Ich fing an die Fotos zu sammeln, über die ich Geschichten erzählen konnte, die Mut machen, ablenken, verbinden und zeigen, dass man nicht alleine auf der Welt ist.
Ich schreibe schon immer gerne. Die tägliche Morgenroutine ein Foto auszusuchen und einen Text dazu zu verfassen hat mir in der Zeit einen konstruktiven Rahmen gegeben.
Nach fünfzig Beiträgen hatte ich viel gutes Feedback bekommen. Es war ein schönes Gefühl, dass ich mit meiner Arbeit etwas bewegen konnte. Eine Frau hat mir sogar Prints abgekauft, die jetzt bei ihr zu Hause hängen und die ihr täglich Kraft geben, wie sie mir neulich erst wieder schrieb.
Die zweite Serie anzufangen, war eine Überwindung. War es doch das Eingeständnis, dass die Krise wieder da ist, vielleicht sogar noch dramatischer als im Frühjahr. Ich weiß auch nicht, ob ich das wieder so lange durchhalten kann. Noch gibt es mir wieder diesen mantrahaften Rahmen. Dennoch, ich bekomme wieder schöne Rückmeldungen und Dank. Die positive Energie alleine ist es schon wert.

Von einem Waldbrand gezeichneter Berghang nahe München.

Hattest und hast Du Zeit und Gelegenheit darüber hinaus an freien Projekte zu arbeiten?
Im ersten Lockdown habe ich viel fotografiert, erst sehr konzeptlos. Stimmungen, Details, Athmosphäre, Masken am Boden, Absperrbänder.
Bis ich dann in unserem Wald Veränderungen bemerkte und die „Waldheime“ fotografierte. Das ZEIT Magazin hat es veröffentlicht und im Schloss Rochsburg hängt noch bis diese Woche eine große Ausstellung.
Parallel arbeite ich seit letztem Jahr an einem persönlichen Fotoprojekt über meine Eltern.
Dafür war ich mit meinem Vater in Schlesien und meiner Mutter und Tante (die mir ebenfalls sehr nahesteht) in ihrer Heimat Japan.

Lockdown, München.

Was denkst Du, was macht die Krise mit der Fotografie allgemein – wirschaftlich, inhaltlich, stilistisch?
Die Krise hat schon allgemein so vieles verändert, nichts wird mehr so sein, wie es früher war. Was dramatisch klingt, zeigt sich möglicherweise aber nur in kleinen Details, minimalen Verschiebungen, unmerklichen Stimmungslagen.
Was die Fotografie selber angeht wird die Krise auch hier ein Beschleuniger sein. Tendenzen werden sich schneller zu Realitäten wandeln. Honorare werden noch knapper kalkuliert werden, inhaltliche Relevanz wird lange noch an der Krise bemessen werden, was aber auch dazu führen kann, dass mehr Tiefe, Bedeutung und Emotionalität die Oberhand gewinnen könnten.
Stilistisch wird es immer schwieriger sein nicht vom Bildertsunami aus Instagram und der extrem hohen Taktung weggespült zu werden. Daher glaube ich, dass die persönliche Handschrift immer wichtiger sein wird und nicht der Versuch einem Trend zu folgen, der morgen schon wieder von vorgestern gewesen sein wird.

Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die Zeit, die da kommen wird?
Fotografie und deren Rezeption werden immer selbstverständlicher, breiter, beliebiger und die Kommunikation mit ihr scheint schon fast zu einer neuen, globalen Sprache geworden zu sein.
Ich wünsche mir, dass in dieser neuen Umgangssprache, diesem visuellen Esperanto die Poesie und Literatur sich stets weiter entwickelt und Anerkennung behält.

Aus der Serie »Waldheime«.

Website von Enno Kapitza
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*Das Foto von Enno hat Ulrike Frömel gemacht.

Natürlich können Sie auch gerne über Fotogloria Kontakt zu Enno aufnehmen – melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de

#FacesOfPhotography – Teil 106: Samantha Reinders aus Kapstadt

Den Lockdown in Südafrika verbrachte Samantha Reinders mit ihren Eltern – und umgeben von vielen Tieren. Seitdem sie wieder in Kapstadt ist, denkt sie über ein großes freies Projekt nach. Darüber und natürlich über noch mehr hat sie mit den #FacesOfPhotography gesprochen:

Samantha, how are you doing? 
Lockdown has been a rollercoaster of feelings, the lowest lows and the highest highs. The rollercoaster continues.
I spent the hard lockdown at my home on a small holding a few hours from Cape Town. I was locked down here with my at risk parents, 6 broody rabbits, a menagerie of turkey’s, chickens, cheeky ducks, goats and a lone sheep. And the sound of birds.
I’m back in Cape Town now, work has resumed. I’m used to traveling so much more that the cabin fever is real.

What have you experienced photographically in the last weeks and months?
I struggled initially to make images to begin with. I couldn’t understand my feelings, let alone conceptualize or visualize them. That’s only coming now…

What are you currently working on? 
I’ve just tiptoed into the start of a new personal project that is really exciting… watch this space!

What do you think about the role of photography especially in these times? 

It is incredibly important. The art we make now will define this time 100 years from now. We’re making an archive.



What do you wish for your personal photographic future?

To make an impact, however small, by introducing people to each other – through images – who would otherwise not have met. I want to continue learning and evolving as a photographer.

Website von Samantha Reinders
Instagram-Feed von Samantha Reinders
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#FacesOfPhotography – Teil 105: Martin San Diego aus Manila

Auch Martin San Diego hat mit weniger Aufträgen zu kämpfen – unter den wenigen, die er in den letzten Monaten bekam, war aber etwa die Washington Post. Ansonsten nutzte er die Zeit, um sich auf Stipendien zu bewerben – mit Erfolg. Mehr dazu hat er den #FacesOfPhotography erzählt:

Martin, how are you doing?
I’m coping well! This year has been slower than how I expected it will become. But I’m taking things as they go, without rushing, as it will only burn me out.

Rescued horses arrive from Taal Volcano island via boats. The Mendoza clan owns 12 horses used for tourism on the island. Thousands of horses were left behind on the island as residents fleed when the Taal Volcano erupted.

What have you experienced photographically in the last weeks and months?
Definitely there is less work these days due to the pandemic, but the ones I’ve been able to do have been meaningful. In April I did an assignment in one of the Philippines‘ biggest hospital for The Washington Post, and just recently I worked on a government campaign for coronavirus mitigation.

What are you currently working on?

Grant writing! I realized that we need to create opportunities for ourselves, not just wait for it to come. That’s why I have been applying for countless grants. Thankfully I was awarded one by the National Geographic Society a few months back, under its COVID-19 emergency fund for journalists.

What do you think about the role of photography especially in these times?
History is unfolding right in front of us, not just in some parts of the world, but everywhere! It is our duty to document this unique time, no matter how bleak the future may look like.

What do you wish for your personal photographic future?
I hope to learn more on how to improve my grant writing and photographic process. I have lot of long term projects in mind that I’d love to pour months and months of time on.

Ibale (right) resting with other staff of the Philippine General Hospital’s anesthesiology department. Their shifts go on for 24-hours and start every other day.

Website von Martin San Diego
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#FacesOfPhotography – Teil 94: Manu Brabo aus Gijòn

Manu Brabo ist Fotojournalist, der seine Geschichten international erzählt. Im Zuge der Pandemie arbeitet er nun ganz ungewohnt für ihn an Themen aus seinem Heimatland. Mehr darüber hat er den #FacesOfPhotography erzählt:

How are you doing?
I’m ok. Trying to figure it out in this new thing we’re living in.

A soldier of the Spanish Army stands within a train station tunnel while resupplying a comrade during a disinfection protocol in Lugones, Asturias, España. March 31, 2020.

What have you experienced photographically in the last weeks and months?
Lately I’ve been through different kind of projects related to COVID. From a more pure photojournalist approach but, and this is kind of new to me, in a more narrative and intimate way by following closely different characters. I’ve been shooting within hospitals, ambulances, geriatrics and stuff like that but also my father’s life during the deconfinment.

Pablo, an ambulance service paramedic, talks to a 89 years old woman with COVID symptoms while transferring her from the nursing home where she lives to the Central University Hospital of Asturias. Oviedo, Asturias, Spain. April 29, 2020.

What are you currently working on?
Right now I’m building projects here in my country. This is new to me, my whole career as a photojournalist have happen abroad. Still… it is time to get involve in other projects. Book, exhibitions, studing.

Santos, a paramedic, transports Jose Maria, a COVID-19 patient, from the ambulance to the neurological disease center where patients with mild COVID-19 symptoms from all of Asturias are held in quarentine. Langreo, Asturias, Spain April 23, 2020.

What do you think about the role of photography especially in these times?
It’s been a historical moment (still is) so I guess it’s kind of our task as photographers to capture it. This pandemia it´s gonna shape the society and photography will change with it. It’s in our hands to put it on the right mode and the right place.

On this picture, taken April 8, 2020: Priest Manuel Flaker stands at the gate of the graveyard next to the cart to transport the coffin before the inhumation of Mr. Marcial Souto, 82, in a graveyard outskirts of Leon. The priest and his assistant came as close friend’s of the family to support and Marcial’s son,Jose Manuel, the only one able to attend to the burial since Marcial’s wife is still recovering at home and his only daughter lives abroad, in Ireland.

What do you wish for your personal photographic future?
I just want to keep learning.

Website von Manu Brabo
Instagram-Feed von Manu Brabo
Facebook-Profil Manu Brabo

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#FacesOfPhotography – Teil 89: Moritz Küstner aus Hannover

Als mit Beginn (und Verlauf) der Krise alle Jobs von Moritz Küstner abgesagt wurden, hat er die Zeit genutzt und sein bislang größtes freies Projekt in Buchform gebracht – die Kickstarter-Kampagne dazu ist gestartet. Darüber und über die Zukunft des Fotobuches allgemein (und einiges mehr) hat er mit den #FacesOfPhotography gesprochen:

Wie bist Du bis hierher persönlich und fotografisch durch die Krise gekommen?
Ich habe die Krise anfangs als Chance wahrgenommen. Als Chance, mir endlich wieder Zeit zu nehmen für eigene Projekte und zu überlegen, was mir in der Fotografie wichtig ist und was ich mit meiner Fotografie erreichen will. Ich merke immer wieder, dass mir für solche Gedanken im normalen Job-Alltag kaum Zeit bleibt. In dem Zuge plante ich auch mehrere freie Projekte.
Allerdings wurde unser familiärer Alltag durch die fehlende Betreuung meiner beiden Kinder komplett auf den Kopf gestellt. Als Selbstständiger war ich der flexiblere Part von uns beiden Eltern, also habe ich große Teile der Betreuung übernommen. Deshalb musste ich recht bald feststellen, dass ich mit zwei Kindern zu Hause kaum freie Kapazitäten für kreative Schaffensprozesse hatte.
An einer freien Geschichte über die Auswirkung der Corona-Krise auf die Drogenszene in Hannover habe ich gemeinsam mit dem befreundeten Journalisten Gerd Schild angefangen zu arbeiten. Es tat mir gut, weiter zu fotografieren. Und auch mein lange geplantes Buchprojekt „Silence is the Sound of Fear“ habe ich geschafft voranzubringen.

Du hast die Zeit für ein erstes eigenes Buchprojekt genutzt – was hat es damit auf sich?
Schon Anfang des Jahres hatte ich begonnen, an meinem Buch „Silence is the Sound of Fear“ zu arbeiten. Das Buch beleuchtet die Entwicklungen auf der Krim, seit der Annexion der Krim durch Russland, und beschäftigt sich besonders mit dem Leben der Krimtataren, einer muslimischen Minderheit. Die Fotos dazu waren in den vergangenen fünf Jahren entstanden. Das war die längste Zeitspanne, über die ich bisher an einem Thema gearbeitet hatte. Ich wollte das Projekt gerne in Form eines Buches veröffentlichen, um ihm damit für mich persönlich einen geeigneten Abschluss zu geben und auch all den Inhalten, den festgehaltenen politischen Entwicklungen und persönlichen Schicksalen gerecht zu werden.
Häufig bleiben bei mir die eigenen Herzensprojekte, wie eine solche Buchveröffentlichung, liegen, wenn die tägliche Auftragsfotografie mich einnimmt. Als mit Ausbruch von Corona aber dann alle Aufträge abgeblasen wurden, bekam dieses Projekt oberste Priorität. So schaffte ich es endlich, gemeinsam mit den Grafiker Sven Lindhorst-Emme und der Bildredakteurin Cale Garrido, die Bildauswahl und Buchgestaltung abzuschließen. Jetzt fehlt nur noch die vollständige Finanzierung, an der ich gerade mithilfe der Kickstarter Kampagne arbeite, damit im August das Buch beim Kettler Verlag erscheinen kann.

Inwieweit denkst Du haben Themen außerhalb von Corona jetzt und in Zukunft – auch in Buchform – eine Chance?
Ich finde es extrem wichtig, dass hinter dem „Großthema Corona“ bestimmte Themen nicht in Vergessenheit geraten. Vieles ist untergegangen in der Krise und muss jetzt aktiv wieder auf die Bildfläche geholt werden. Themen wie Polizeigewalt und Rassismus haben es dank #blacklivesmatter geschafft, wieder an medialer Präsenz zu gewinnen.
Zugleich hat Corona ja bei einigen Menschen einen Sinneswandel bewirkt: Weg von der Schnelllebigkeit des Alltags, von schnellem Konsum hin zu mehr Bewusstheit und Selbstreflexion. Wenn wir Glück haben, könnte dieser Bewusstseinswandel auch für journalistische Nischenthemen und für das Medium Buch, eine Chance bergen.
Ich hoffe, dass sich die Menschen (mehr) Zeit nehmen zum Lesen und zur Auseinandersetzung mit anderen Lebensrealitäten. Wenn jetzt etwas mehr Menschen die Möglichkeit wahrnehmen, über andere Vorstellungen eines guten Lebens oder über fremde Schicksale nachzudenken, ist sehr viel gewonnen. Und Journalismus (ob in Buchform oder nicht) kann einen Teil dazu beitragen.

Und wie ist es Deiner Meinung nach mit der Fotografie allgemein?
Es ist ja insgesamt auffällig, dass die visuelle Ebene in den meisten Medien und auch in der Kommunikation einen sehr hohen Stellenwert einnimmt. Die Gewichtung von Text und Bild in Zeitungen, Zeitschriften etc. verschiebt sich, Kurznachrichten lösen schon lange den Brief und inzwischen auch die Mail ab. Smileys, GIFs, Grafiken und eben auch Fotos dominieren unseren medialen Alltag. Deshalb gehe ich eigentlich davon aus, dass die Fotografie weiterhin ein wichtiges Medium bleibt.

Zuguterletzt: Was wünscht Du Dir fotografisch für die Zeit, die da kommen mag?
Ganz persönlich wünsche ich mir, frei von existentiellen Ängsten arbeiten zu können, also genügend Aufträge für meinen Lebensunterhalt und Fördermittel für die Realisierung meiner freien Projekte zu erhalten. Momentan steht da die Realisierung meines Buches an erster Stelle.
Allgemein denke ich aber, dass die Fotografie in der Zukunft viel diverser werden muss, um uns neue Sichtweisen fernab von unserer Realität oder Blase aufzeigen zu können. Damit Journalismus uns nicht nur Antworten liefert auf die Muster, die wir schon kennen, müssen auch die Bilder von Fotograf*innen gesehen werden, die eine andere Herkunft, Geschlechtsidentität und ethnische Zugehörigkeit haben oder aus anderen sozialen Schichten stammen als wir selbst. Wenn das gegeben ist, können Bilder uns auf besonders direkte Art helfen, einen Zugang zu Themen zu gewinnen und uns neue Betrachtungsebenen zu erschließen.

Website von Moritz Küstner
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*Das Bild von Moritz hat Mario Wezel fotografiert.

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#FacesOfPhotography – Teil 78: Caio Guatelli aus São Paulo

Caio Guatelli glaubt – trotz oder gerade wegen – in den harten Zeiten der Pandemie in Brasilien an die Kraft der Fotografie. Mehr dazu hat er den #FacesOfPhotography erzählt:

How are you?
Surviving

What ist you photographic main focus?
My main focus is to remove the blindfold from society’s eyes, and to show, with some little poetry, that everyone is responsible for the worst human disease, the social inequality. Somehow, I believe that the impact of strong photography can play a hole in finding the cure.

How is the crisis currently affecting Brazil?
Here in Brazil we have three big crises working together to knock down people’s hope.
One is pandemic — the New Coronavirus.
The second is epidemic — Brazilian current government.
And the last, and maybe the hardest one, is endemic — most of our population are born with no condition to fight our worst disease, the high social inequality. It is a fact since 1500, when Portugal colonised this land.

Manaus – Brasil – June 11 of 2020: Manaus was the most affected city in Brazil. This image shows Manaus cemetery, which saw the average number of burials grown from 26 to 130 burials per day.

What have you experienced professionally since the beginning of the crisis?
Those two local crises have been transforming the pandemic crisis into a boxing ring for political matters. So, what I feel, is a divided nation crossing a fragile moment. The New Coronavirus is magnifying the tensions between ideological beliefs. During the pandemic coverage, I have been feeling people polarised by misinterpretation, by political characters, of what this crisis is really about.

Manaus – Brasil – June 13 of 2020: Although the number of Covid19 infected people is decreasing, Manaus Field Hospital still sees its ICU operating at full capacity. The number of incoming victims has been decreasing. In the other hand, four days after the end of quarantine, emergency paramedics are finding new cases appearing in the city.

What are you currently working on?
As no one knows how this chaos will be overcome, I’m shooting a documentary without a script, with no date to finish.

What do you think is the task of photography in these times?
For an immediate purpose, photography can act in social defense (see George Floyd’s episode. It wouldn’t have reach that level without the photographic technique). But it also has many other tasks, like transforming the fear into hope, emptiness into poetry. All these tasks cooperate to illustrate the pages of our history.

Sao Paulo – Brasil – June 04 of 2020: One death every minute. This was the average death toll for Covid-19 lon June 02 in Brazil. This image shows the burial of a Covid-19 victim, at Vila Formosa cemetery. São Paulo, Brazil.

Do you think that ways of seeing and visual languages will change against the background of the crisis?
I believe this crisis is confirming the tremendous power of a language that is still in its puberty. Many populations, the majority, are still visual illiterates. At least they are now aware that, if they don’t want to be manipulated, they have to learn the visual and audiovisual languages.

What is your personal photographic wish for the time after the crisis?
To keep living as a photographer.

Website von Caio Guatelli
Instagram-Feed von Caio Guatelli

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#FacesOfPhotography – Teil 77: Ronaldo Schemidt aus Buenos Aires

Ronaldo Schemidt arbeitet als festangestellter Fotograf der Agentur AFP in Buenos Aires. Sein aktuelles Thema ist natürlich die derzeitige Situation der Pandemie. Welcher Moment ihn dabei am meisten berührt hat, hat er den #FacesOfPhotography erzählt. By the way: Ronaldo hat DAS World Press Photo des Jahres 2018 fotografiert:

Ronaldo, how are you in these strange times?
I’m ok, trying to stay calm amid these unexpected events. Above all, I keep a strict security routine to avoid getting infected, because that would mean not being able to work.

How is the crisis currently affecting Argentina?
The situation in Argentina is under control for the moment. There are few cases and a relatively small number of dead patients. But as the pandemic is still at an early stage here, we will have to wait to see how it evolves.

You are affiliated with the agency AFP – how and on which topics are you currently working?

Yes, I am a staff photographer of AFP since 2006, and as most as my colleagues, the main subject I am working on right now is the coronavirus pandemic.

What do you think: What is the role of photography in times like these?
As always, the role of photography will be to document the events, to leave a historic record of the situation we’re living, and to tell the society what is going on around.

How has the crisis affected your personal photography?
In general, I haven’t changed that much my way of work. I can’t think about photojournalism if it isn’t getting close to people.
Actually, what I find the most difficult is to picture some of the effects of the pandemic, like the censorship and control of some governments on our work as journalists.
Also, when I work in areas of high risk of infection, I get worried about the possibility of getting sick.

What was the most moving moment you have experienced photographically lately?
The most moving scene I have experienced lately is COVID patients saying good bye to their families as they are moved out their homes to the hospital. Also the people suffering from poverty that have to face the pandemic without a house, on the streets.

What is your personal photographic wish for the time for the future?
I wish to keep working on social issues, documenting what happens around me. I also wish a wider freedom of press, more security for my colleagues that work in conflict and risky areas, and that media were more engaged with the responsibility and ethics that come with our work.

Website von Ronaldo Schemidt (AFP)
Instagram-Feed von Ronaldo Schemidt

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#FacesOfPhotography – Teil 74: Maria Feck aus Hamburg

Maria Feck hat mit dem Beginn der Krise erstmal die Kamera aus der Hand gelegt und die Zeit für die Entwicklung neuer Ideen genutzt. Um dann gemeinsam mit ihren Kolleg*innen an der schon jetzt historische Dokumentation des Zeitgeschehens fotografisch zu arbeiten. Ein paar Jobs waren übrigens in den letzten Wochen auch schon dabei. Mit den #FacesOfPhotography hat sie über all diese Dinge gesprochen:

Maria, wie geht es Dir?
So langsam habe ich die Hoffnung, dass einige Jobs bald wieder möglich sein werden.
Anfang März war ich noch für einen Auftrag in Paris und nach meiner Rückkehr nach Hamburg sind dann fasst alle bereits geplanten Jobs weggebrochen. Ich bin durchaus auch regional unterwegs, doch viele meiner Aufträge und Recherchen führten mich bislang ins Ausland. Das war dann ziemlich plötzlich nicht mehr möglich.
Ich hatte inzwischen wieder ein paar regionale redaktionelle Aufträge und nun auch innerhalb Deutschlands wieder ein paar Termine.
Ab Mitte Juni könnte es dann auch wieder möglich sein ins europäische Ausland zu reisen. Ich freue mich darauf, wieder unterwegs zu sein. Aber durch die neue Situation beleuchte ich das viele Reisen durchaus nochmal kritischer. Ich denke, ich werde mich in der kommenden Zeit erstmal auf Deutschland und die Europäischen Nachbarländer konzentrieren.

Was hast Du beruflich seit Beginn der Krise erlebt?

Mit Corona habe ich mich erstmal wie unter einer Glocke gefühlt, ausgebremst. Ich war am Anfang nicht wirklich motiviert meine Kamera in die Hand zu nehmen und mein Umfeld zu fotografieren. Ich habe viele tolle Arbeiten von KollegInnen zu Corona gesehen und war ganz erschlagen davon und gleichzeitig fasziniert wie „exotisch“ der eigene Alltag auf einmal wirkte und wie wichtig und spannend es doch ist, diese Situation zu dokumentieren. Ich habe mir vorgestellt wie wir in zwanzig Jahren auf diese Zeit zurückschauen werden und was für ein historisches Dokument die Fotografie gerade schafft. Nach ein paar Wochen, habe ich dann auch wieder angefangen zu fotografieren. Es kamen ein paar kleine Jobs in Hamburg zu Stande und ich habe bei einem kleinen europäischen Kunstprojekt zu Corona mitgewirkt.

Woran arbeitest Du aktuell?
Ich habe die Zeit genutzt, um mich auf Stipendien zu bewerben. Viele Ideen kamen mir aber viel zu unrealistisch vor, da ich mir noch nicht vorstellen konnte, wann gewisse Reisen wieder möglich sein werden und wie die Welt sich auf lange Sicht verändern wird. Die Zeit hat mich daran erinnert wieder selber mehr aktiv zu werden und nicht darauf zu warten, dass irgendetwas von außen passiert. Es ist denke ich, eine gute Zeit für neue eigene Projekte. Ich hoffe auf neue Energie und Vorfreude. Gerade war ich für einen Job in Schleswig Holstein und einfach mal wieder rauszukommen, tat sehr gut. Einige der vertagten Jobs können jetzt denke ich langsam wieder möglich sein. Es liegt dann auch manchmal an den Protagonisten, die sich noch nicht bereit fühlen jemand von außen ins Haus zu lassen. Aber mit Vorsicht geht jetzt schon wieder etwas.

Merkst Du an Deiner eigenen Fotografie Veränderungen?
Während der ersten Corona-Zeit habe ich mich durch den kleinen Radius in dem ich mich bewegt habe, sehr auf Licht und Formen konzentriert. Stilleben fand ich auf einmal sehr spannend, obwohl ich sonst Menschen fotografiere. Sobald das auf Recherche gehen wieder möglich ist, werde ich so weiter fotografieren wie vorher.

Was denkst Du – wird die Krise in der Fotografie generell etwas ändern?
Was sich denke ich geändert hat, ist ein Umdenken und ein Hinschauen vor die eigene Haustür. Reisen war bis jetzt nicht mehr möglich und das konzentrieren auf das Lokale hat einen neuen Reiz bekommen. Ich kann mir vorstellen, dass Fotografen vielleicht nicht mehr so oft weit weg geschickt werden. Das eher regional geschaut wird, wer wo ist. Ob sich visuell etwas verändern wird, ist schwierig zu sagen. Vielleicht wird mehr experimentiert? Es gab ein paar interessante Arbeiten, die das Hyperreale dieser Zeit eingefangen haben. Das hatte etwas erfrischendes.

Was ist Deiner Meinung nach die Aufgabe der Fotografie in speziell dieser Zeit?
Ich glaube, dass die Fotografie jetzt eine ganz wichtige Rolle hat die Zeit zu dokumentieren. Es verändert sich gerade so viel. Das wird eine Zeit sein, auf die wir in einigen Jahren mit Staunen zurückschauen werden.

Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch?
Ich freue mich darauf, wieder Menschen treffen zu können und unterwegs zu sein. Ich habe gemerkt, wie sehr mir das fehlen kann und wie sehr ich das in andere Welten eintauchen und Menschen treffen an meinem Beruf liebe. Ich hoffe, dass ich ein neues Projekt mit einem Stipendium umsetzen kann, auf das ich mich beworben habe. Und natürlich hoffe ich, dass die Aufträge von Magazinen wieder zunehmen.

Website von Maria Feck
Facebook-Profil von Maria Feck
Instagram-Feed von Maria Feck
Bildagentur Laif von Maria Feck

*Das Foto von Maria hat Asja Caspari gemacht.

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#FacesOfPhotography – Teil 67: Muhammad Fadli aus Jakarta

Als National Geographic anrief, überlegte Muhammad Fadli einen Moment, bis er der Reise durch Java zustimmte – er hat Familie und machte sich Sorgen. Aber sein Verantwortungsgefühl gegenüber der Geschichte, die er erzählen sollte, wog schwerer. Den #FacesOfPhotography hat er erzählt, was er auf seiner Reise gesehen und erlebt hat:

How are you?
Just like everyone else, I’m still navigating this strange and difficult time for us all. But so far I’m still doing okay. I still very actively making pictures after one month break at the start of the outbreak here in Indonesia.

When and how did the crisis reach Indonesia?
Based on our government data, the first case was detected by early March. But I believe it had reached Indonesia much earlier since we have direct flights to Wuhan, the early epicenter of the outbreak. After the government announced it, most people started to be really worried including me. And after more than two months, more and more positive cases are detected.

A Jakarta’s commuter train’s staff checks on body temperature of a passenger at Sudirman station in Central Jakarta. Unlike many other neighboring countries which imposed lockdown on their population in order to contain the COVID-19 outbreak, Indonesian government takes a different measure called arge Scale Social Restriction (Pembatasan Sosial Berskala Besar).

How did it come about that you then travelled around for National Geographic?
I mostly travelled in Java, the center of the outbreak here and the most populated island of Indonesia. I also traveled to southernmost part of Sumatra. It is part of Nat Geo global COVID-19 coverage. They do this in many countries to get the readers a better picture of the situation and the challenges in order to understand more about the outbreak. And for my part, I was contacted by James B. Wellford, senior photo editor at Nat Geo. He asked me whether I’m interested, available, and also comfortbale to cover this story during this difficult time. I have a family so it got me thinking whether I should do this or not because I was thinking about health and safety reason. But at the same time, as a documentary photographer it’s also very important for me to tell this story. It’s my duty and my responsibility as well.

Passengers, on their homeward bounds to various city across Java, wait for their buses to come at the bus company private’s station in Pulo Gadung, East Jakarta. One day ahead of the enforcement of travel restriction being imposed by Indonesian government starting on April 24, 2020, tens of thousands flocks at various bus station in Jakarta. Almost all passengers are local migrant who came to Jakarta in order to work. Now that COVID-19 outbreak are worsening, many of them lost their jobs.


What did you see, what did you experience?

I did the coverage through a 2,600km roadtrip, so I can say that I saw quite a lot along the way. I saw and is really disappointed of how our government are not really serious in handling the situation, but at the same time I saw how local communities try to protect themselves by doing what they could, for example by imposing strict local lockdown in many places. I also saw the economic impact is pretty bad for many people, business are closed and many lost their job. It is not the best time to do a roadtrip.

What was the strongest moment of your journey?
I’m not sure which one to pick. But I met this man name Sigit by the beach south of Yogyakarta. The beach is one of major tourist destination in that part of Java, and it has been deserted since the first case in Indonesia was announced. Sigit works as a sketch portraitmaker, relying on visiting tourist to hire him making painting of people’s face. He got very few work since the start of the outbreak and he said to me he only managed to get less than EUR 20 for almost the last two months. But he still go there everyday on a scooter together with his wife expecting someone would hire him to make a portrait. When I met him he was staring at that very empty beach. He told me all his story while smiling, and it made me really sad.

Evening at the dedicated burial ground for COVID-19’s victims in Pondok Ranggon Public Cemetery Complex, East Jakarta, Indonesia. On April 28, 2020, Reuters reported more than 2,200 Indonesians have died with acute symptoms of COVID-19.

Did what you saw, what you experienced, have any influence on the way you took photographs?
Technically yes and it mostly because there are certain new protocol that I have to follow because of the situation. I don’t want to risk myself and put any risk into people that I photograph. For example I no longer shake people’s hand before I do a portrait and try to keep safe distance. I feel strange since it’s not the way I work. I like to get close with people because it’s always an important side of my works. However it didn’t change much of the look of the photograph.

Will the crisis change photography in general?
I’m not sure if I’m the right person to say anything about this. But I don’t think it will change photography in general. It will probably change the way people making picture, like the other day I saw on instagram a famous portrait photographer now put a layer of plastic sheet between him and his portrait subject for safety reason. It will change the way of doing it but not the essence of it or the importance of doing it.

Portrait of Maria Ulfah (left) and Kharina Defi (right), two health workers at a drive thru free rapid test in Kemayoran, Jakarta, initiated by Halodoc, an Indonesian local start-up. As of May 2, 2020, based on Indonesian government’s official count, there are 10,843 positive cases and 831 deaths in the whole Indonesian archipelago. The number is still expected to rise in the upcoming days as various studies believe the total cases are much higher since Indonesia ranks among the lowest testing-rate in the world.

What is your personal photographic wish for the future?
I’m just wishing to finish some personal documentary projects that I already started. These projects involve extensive travel around Indonesia, and for the near future it will be quite a challenge to finish them because the potential difficulties of travel in the ’new normal‘ situation.

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#FacesOfPhotography – Teil 66: Melina Mörsdorf aus Hamburg

Warum Melina Mörsdorf eigentlich Zweckpessimistin ist, was die Krise mit ihren Bildern macht und was sie sich für die fotografische Zukunft wünscht, dass hat sie den #FacesofPhotography verraten:

Welchen fotografischen Schwerpunkt hast Du?
Ich fotografiere hauptsächlich Portraits und Reportagen für editiorial- und corporate- Publikationen, arbeite aber auch für private Kunden und Firmen, der Mensch ist mein zentrales Thema.
Außerdem leite ich zusammen mit Cecilia Aretz die Hamburger Gruppe des female photoclubs, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Frauen in der Fotografie zu fördern und die Sichtbarkeit zu erhöhen.

Menschen zu fotografieren war in den letzten zweieinhalb Monaten sehr schwierig – was hast Du beruflich erlebt?
Ich hatte das Glück trotz der Krise ein paar schöne Jobs machen zu dürfen, aber bei jedem einzelnen wurde mir sehr deutlich bewusst, wie sehr ich das Fotografieren vermisse, und wie viel mir die Arbeit, und vor allem das Zusammentreffen mit den unterschiedlichsten Menschen bedeutet. Im Grunde genommen hat Corona mir da einen Bärendienst erwiesen, weil die besonderen Umstände bei jeder der Begegnungen eine Steilvorlage für sehr intensive Gespräche waren, und diese besondere Stimmung und das Bewusstsein dafür, dass gerade etwas außergewöhnliches, nie dagewesenes passiert, hat die Menschen sehr zugänglich und weich gemacht, der Umgang war extrem achtsam. Das ist ja etwas, auf das man bei Portrait-Jobs immer wartet, und es entstand ganz von allein, dafür bin ich sehr dankbar.

Das heißt, dass die Krise zu einer Veränderung in Deinen Bildern, Deiner Fotografie geführt hat?

So konkret habe ich mir da noch gar keine Gedanken drüber gemacht, aber ja, wahrscheinlich ist es tatsächlich ein bisschen so. Vielleicht ist es auch eher ein entspannteres Aufeinander-zugehen, ein entspannteres Arbeiten, der ganze Druck ist ja weg momentan, weil alles so extrem entschleunigt ist und da entsteht dann auch wieder mehr Raum für Kreativität und spielerische Umsetzungen. Ich weiß ja, wie alle anderen Fotograf*innen auch: an der derzeitigen Situation ist nichts zu ändern, und wir können uns noch so sehr bemühen und abstrampeln, wir haben keinen Einfluss darauf, wann es weitergeht und vor allem wie es weitergeht.

Hast Du eine Vorstellung davon, wie es generell fotografisch weitergehen könnte?
Leider muss ich gestehen, dass ich eine Zweckpessimistin bin. Momentan gehe ich eher vom Schlechteren aus; weniger Aufträge, niedrigere Honorare, noch härtere Buyoutbedingungen und generell noch mehr Konkurrenzdruck, also all das, was ja eigentlich auch schon vor der Krise ein großes Problem war, und vielen Kolleg*innen, auch mir, Kopfschmerzen bereitet hat. Vielleicht bieten sich aber auch Chancen, wo wir heute noch keine sehen, ich möchte eigentlich gerne hoffen.

Stichwort Hoffnung: Wie würdest Du Dir eine ideale Wendung für die Fotografie vorstellen?

Oh gute und wichtige Frage; da würde ich meine Wünsche fast als utopisch bezeichnen, aber ja, Hoffnung ist wichtig und ja irgendwie auch immer da und stirbt bekanntlich sowieso zuletzt.
Zum einen wäre eine angemessenere Wertschätzung in Form von korrekten Honoraren wünschenswert. Und dann natürlich, das ist klar, eine höhere Repräsentation von Fotografinnen, respektive eine gerechte und diverse Abbildung der Fotografierenden

Und was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für kommende Zeiten?
Das ist eigentlich ein simpler Wunsch: Ich wünsche mir, dass es so weitergeht, wie das Jahr begonnen hat, es lief nämlich richtig toll an und ich hatte so schöne Aufträge, das vermisse ich sehr.

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Das Foto von Melina hat übrigens Maximilian Probst gemacht.

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