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#FacesOfPhotography – Teil 89: Moritz Küstner aus Hannover

Als mit Beginn (und Verlauf) der Krise alle Jobs von Moritz Küstner abgesagt wurden, hat er die Zeit genutzt und sein bislang größtes freies Projekt in Buchform gebracht – die Kickstarter-Kampagne dazu ist gestartet. Darüber und über die Zukunft des Fotobuches allgemein (und einiges mehr) hat er mit den #FacesOfPhotography gesprochen:

Wie bist Du bis hierher persönlich und fotografisch durch die Krise gekommen?
Ich habe die Krise anfangs als Chance wahrgenommen. Als Chance, mir endlich wieder Zeit zu nehmen für eigene Projekte und zu überlegen, was mir in der Fotografie wichtig ist und was ich mit meiner Fotografie erreichen will. Ich merke immer wieder, dass mir für solche Gedanken im normalen Job-Alltag kaum Zeit bleibt. In dem Zuge plante ich auch mehrere freie Projekte.
Allerdings wurde unser familiärer Alltag durch die fehlende Betreuung meiner beiden Kinder komplett auf den Kopf gestellt. Als Selbstständiger war ich der flexiblere Part von uns beiden Eltern, also habe ich große Teile der Betreuung übernommen. Deshalb musste ich recht bald feststellen, dass ich mit zwei Kindern zu Hause kaum freie Kapazitäten für kreative Schaffensprozesse hatte.
An einer freien Geschichte über die Auswirkung der Corona-Krise auf die Drogenszene in Hannover habe ich gemeinsam mit dem befreundeten Journalisten Gerd Schild angefangen zu arbeiten. Es tat mir gut, weiter zu fotografieren. Und auch mein lange geplantes Buchprojekt „Silence is the Sound of Fear“ habe ich geschafft voranzubringen.

Du hast die Zeit für ein erstes eigenes Buchprojekt genutzt – was hat es damit auf sich?
Schon Anfang des Jahres hatte ich begonnen, an meinem Buch „Silence is the Sound of Fear“ zu arbeiten. Das Buch beleuchtet die Entwicklungen auf der Krim, seit der Annexion der Krim durch Russland, und beschäftigt sich besonders mit dem Leben der Krimtataren, einer muslimischen Minderheit. Die Fotos dazu waren in den vergangenen fünf Jahren entstanden. Das war die längste Zeitspanne, über die ich bisher an einem Thema gearbeitet hatte. Ich wollte das Projekt gerne in Form eines Buches veröffentlichen, um ihm damit für mich persönlich einen geeigneten Abschluss zu geben und auch all den Inhalten, den festgehaltenen politischen Entwicklungen und persönlichen Schicksalen gerecht zu werden.
Häufig bleiben bei mir die eigenen Herzensprojekte, wie eine solche Buchveröffentlichung, liegen, wenn die tägliche Auftragsfotografie mich einnimmt. Als mit Ausbruch von Corona aber dann alle Aufträge abgeblasen wurden, bekam dieses Projekt oberste Priorität. So schaffte ich es endlich, gemeinsam mit den Grafiker Sven Lindhorst-Emme und der Bildredakteurin Cale Garrido, die Bildauswahl und Buchgestaltung abzuschließen. Jetzt fehlt nur noch die vollständige Finanzierung, an der ich gerade mithilfe der Kickstarter Kampagne arbeite, damit im August das Buch beim Kettler Verlag erscheinen kann.

Inwieweit denkst Du haben Themen außerhalb von Corona jetzt und in Zukunft – auch in Buchform – eine Chance?
Ich finde es extrem wichtig, dass hinter dem „Großthema Corona“ bestimmte Themen nicht in Vergessenheit geraten. Vieles ist untergegangen in der Krise und muss jetzt aktiv wieder auf die Bildfläche geholt werden. Themen wie Polizeigewalt und Rassismus haben es dank #blacklivesmatter geschafft, wieder an medialer Präsenz zu gewinnen.
Zugleich hat Corona ja bei einigen Menschen einen Sinneswandel bewirkt: Weg von der Schnelllebigkeit des Alltags, von schnellem Konsum hin zu mehr Bewusstheit und Selbstreflexion. Wenn wir Glück haben, könnte dieser Bewusstseinswandel auch für journalistische Nischenthemen und für das Medium Buch, eine Chance bergen.
Ich hoffe, dass sich die Menschen (mehr) Zeit nehmen zum Lesen und zur Auseinandersetzung mit anderen Lebensrealitäten. Wenn jetzt etwas mehr Menschen die Möglichkeit wahrnehmen, über andere Vorstellungen eines guten Lebens oder über fremde Schicksale nachzudenken, ist sehr viel gewonnen. Und Journalismus (ob in Buchform oder nicht) kann einen Teil dazu beitragen.

Und wie ist es Deiner Meinung nach mit der Fotografie allgemein?
Es ist ja insgesamt auffällig, dass die visuelle Ebene in den meisten Medien und auch in der Kommunikation einen sehr hohen Stellenwert einnimmt. Die Gewichtung von Text und Bild in Zeitungen, Zeitschriften etc. verschiebt sich, Kurznachrichten lösen schon lange den Brief und inzwischen auch die Mail ab. Smileys, GIFs, Grafiken und eben auch Fotos dominieren unseren medialen Alltag. Deshalb gehe ich eigentlich davon aus, dass die Fotografie weiterhin ein wichtiges Medium bleibt.

Zuguterletzt: Was wünscht Du Dir fotografisch für die Zeit, die da kommen mag?
Ganz persönlich wünsche ich mir, frei von existentiellen Ängsten arbeiten zu können, also genügend Aufträge für meinen Lebensunterhalt und Fördermittel für die Realisierung meiner freien Projekte zu erhalten. Momentan steht da die Realisierung meines Buches an erster Stelle.
Allgemein denke ich aber, dass die Fotografie in der Zukunft viel diverser werden muss, um uns neue Sichtweisen fernab von unserer Realität oder Blase aufzeigen zu können. Damit Journalismus uns nicht nur Antworten liefert auf die Muster, die wir schon kennen, müssen auch die Bilder von Fotograf*innen gesehen werden, die eine andere Herkunft, Geschlechtsidentität und ethnische Zugehörigkeit haben oder aus anderen sozialen Schichten stammen als wir selbst. Wenn das gegeben ist, können Bilder uns auf besonders direkte Art helfen, einen Zugang zu Themen zu gewinnen und uns neue Betrachtungsebenen zu erschließen.

Website von Moritz Küstner
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Instagram-Feed von Moritz Küstner
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*Das Bild von Moritz hat Mario Wezel fotografiert.

Natürlich können Sie auch gerne über Fotogloria Kontakt zu Moritz aufnehmen – melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de

#FacesOfPhotography – Teil 80: Ricardo Wiesinger aus Hannover

Ricardo Wiesinger hofft, dass die Krise nicht zum Brandbeschleuniger einer negativen Entwicklung in der Berufsfotografie wird – sieht er die Rolle der Fotografie doch als eine sehr wichtige in diesen Zeit an. Darüber und über einiges mehr hat er mit den #FacesOfPhotography gesprochen:

Was ist Dein fotografischer Schwerpunkt?
Mein Schwerpunkt liegt auf dokumentarischer Fotografie und Portraits. Beruflich bin ich in den Bereichen Editorial und Corporate für große und kleine Unternehmen, Agenturen und Magazine unterwegs. Außerdem studiere ich in Hannover Fotojournalismus und Dokumentarfotografie.

Wie waren die letzten Wochen und Monate für Dich – fotografisch betrachtet?
Das Jahr startete sehr gut für mich und ich hatte einiges vor. Das Virus fühlte sich dann an, wie in Zeitlupe gegen eine Wand zu fahren. Ich habe ehrlich gesagt ein paar Wochen gebraucht, um mich an diese neue Lebensrealität zu gewöhnen und geplante Projekte entweder zu verschieben oder erst mal zu begraben. Anfangs spielten natürlich auch Existenzängste und Sorgen um meine Familie eine Rolle. Wann ist man auf so vielen Ebenen mit so viel Ungewissheit konfrontiert? Das hat mich fotografisch erst mal gelähmt. Gleichzeitig wurde ich von der Flut an Corona Tagebüchern und Projekten ein wenig erschlagen.
Mittlerweile sieht es glücklicherweise wieder besser aus und ich hatte auch wieder zu tun. Und sobald man die Zwangspause akzeptiert, hat sie große Vorteile. Ich habe endlich wieder mehr Zeit für Studium und Recherche. Und dann gibt es ja auch noch ein Leben neben der Fotografie, das ich im Moment sehr genieße.

Was denkst Du: Wird sich die Fotografie, die Branche, die Rolle der Fotografie mit der Krise ändern?
Ich hoffe sehr, dass diese Krise für Berufsfotografen langfristig nicht als Brandbeschleuniger für eine Entwicklung wirkt, die auch ohne Corona schon schlimm genug ist. Mittelfristig fordert sie aber ihre Opfer, wie das Krisen eben leider so an sich haben. Wie sich das langfristig auf die Branche auswirkt kann ich noch nicht einschätzen. Ich zweifle daran, dass aus einem neu entstandenen Umweltbewusstsein heraus Aufträge mit weniger Flug- oder Autoreisen verbunden sein werden. Aus Kostengründen sicherlich. Aber sobald die Budgets es wieder hergeben wird man sehen, ob die Krise insofern etwas bewirken konnte. Darin liegt jedenfalls eine große Chance, die ich nicht durch Pessimismus klein reden will.
Gleichzeitig spielt die Fotografie im Moment gesellschaftlich die wichtige Rolle die sie in Krisenzeiten seit ihrer Erfindung immer inne hatte. Man liest und hört jetzt oft, dass man noch in X Jahren von Corona sprechen und sich erinnern wird. Das ist und bleibt ohne Fotografie unvorstellbar. Ich glaube nicht, dass diese Krise die Rolle der Fotografie grundlegend verändern wird. Da waren Dinge wie die Digitalisierung sicherlich bedeutender.

Wird sich Deine Fotografie ändern?
Langfristig weiß ich das noch nicht. Während der Krise aber auf jeden Fall. Allein ein Portrait zu machen während man selbst eine Maske trägt, ist eine ganz neue Herausforderung. Ansonsten nutze ich die Zeit zur Recherche, studiere intensiver und bereite mich auf ein Projekt im Ausland vor. Ich denke jetzt mehr darüber nach ob ich Ziele im Ausland nur mit dem Flugzeug erreichen kann oder ob es gute, emissionsärmere Alternativen gibt.

Was ist darüber hinaus Dein persönlicher fotografischer Wunsch?
Auch nach der Krise mehr Zeit mit eigenen Projekten zu verbringen.

Website von Ricardo Wiesinger
Facebook-Profil von Ricardo Wiesinger
Instagram-Feed von Ricardo Wiesinger
LinkedIn-Kanal von Ricardo Wiesinger

*Das Foto von Ricardo hat Sabine Findeisen gemacht.

Natürlich können Sie auch gerne über Fotogloria Kontakt zu Ricardo aufnehmen – melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de

Seminarreihe mit Mike Gamio und Alex Karst

Bildrechte, Fotografenbuchung, Bildermarkt – gemeinsam mit Alex Karst von der Hamburger Agentur »Die Bildbeschaffer« bieten wir eine neue und deutschlandweite Seminarreihe an, bei denen wir Ihnen anhand von Beispielen aus unserer täglichen Agenturpraxis das geballte Wissen über ebenjene Themen vermitteln möchten.

Was erwartet den Seminarteilnehmer?

Mike Gamio: Von mir bekommt der Teilnehmer sehr praxisnahe Infos und Erfahrungsberichte rund um das Thema Auftragsfotografie. Anhand von Projekten und Aufträgen aus der nahen Vergangenheit erläutere ich einige wichtige Aspekte, die man beachten muss, wenn ein Unternehmen, egal ob groß oder klein, einen Fotografen beauftragen will.

Alex Karst: Mein Part ist es, Bildrechte verständlich zu erklären ohne Paragrafen zu nennen. Die Grundzüge des Urheber- und Persönlichkeitsrechts, Hausrecht und die Panoramafreiheit veranschauliche ich anhand vieler Beispiele, damit die Teilnehmer die Grundlogik verstehen und lernen, wie sie im Alltag bildrechtliche Themen in den Griff bekommen. Welche Arten von Vereinbarungen sollte ein Unternehmen in petto haben und was sollte drinstehen? Praxis-orientiert. Am liebsten anhand der Beispiele der Teilnehmer.

Neugierig geworden? Mehr Infos zu der Seminarreihe gibt es HIER.

*Mike Gamio (rechts) ist Mitinhaber und Geschäftsführer von fotogloria und Alex Karst (links) ist einer der Gründer und Geschäftsführer der Hamburger Agentur »Die Bildbeschaffer«.

** Wenn Sie auch weiterhin die Fotografen für Ihre Unternehmenskommunikation über fotogloria buchen möchten: Wir finden für Sie den passenden Fotografen für jeden Bereich, in jedem Bundesland, jeder Region und in jeder Stadt. Für Informationen, Honoraranfragen und Terminabsprachen – eben die ganze Bandbreite der Fotografenvermittlung in Deutschland von fotogloria – schicken Sie uns gerne und jederzeit eine email an info@fotogloria.de oder rufen Sie uns an unter 040 609 42 906.

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