#FacesOfPhotography – Teil 66: Melina Mörsdorf aus Hamburg

Warum Melina Mörsdorf eigentlich Zweckpessimistin ist, was die Krise mit ihren Bildern macht und was sie sich für die fotografische Zukunft wünscht, dass hat sie den #FacesofPhotography verraten:

Welchen fotografischen Schwerpunkt hast Du?
Ich fotografiere hauptsächlich Portraits und Reportagen für editiorial- und corporate- Publikationen, arbeite aber auch für private Kunden und Firmen, der Mensch ist mein zentrales Thema.
Außerdem leite ich zusammen mit Cecilia Aretz die Hamburger Gruppe des female photoclubs, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Frauen in der Fotografie zu fördern und die Sichtbarkeit zu erhöhen.

Menschen zu fotografieren war in den letzten zweieinhalb Monaten sehr schwierig – was hast Du beruflich erlebt?
Ich hatte das Glück trotz der Krise ein paar schöne Jobs machen zu dürfen, aber bei jedem einzelnen wurde mir sehr deutlich bewusst, wie sehr ich das Fotografieren vermisse, und wie viel mir die Arbeit, und vor allem das Zusammentreffen mit den unterschiedlichsten Menschen bedeutet. Im Grunde genommen hat Corona mir da einen Bärendienst erwiesen, weil die besonderen Umstände bei jeder der Begegnungen eine Steilvorlage für sehr intensive Gespräche waren, und diese besondere Stimmung und das Bewusstsein dafür, dass gerade etwas außergewöhnliches, nie dagewesenes passiert, hat die Menschen sehr zugänglich und weich gemacht, der Umgang war extrem achtsam. Das ist ja etwas, auf das man bei Portrait-Jobs immer wartet, und es entstand ganz von allein, dafür bin ich sehr dankbar.

Das heißt, dass die Krise zu einer Veränderung in Deinen Bildern, Deiner Fotografie geführt hat?

So konkret habe ich mir da noch gar keine Gedanken drüber gemacht, aber ja, wahrscheinlich ist es tatsächlich ein bisschen so. Vielleicht ist es auch eher ein entspannteres Aufeinander-zugehen, ein entspannteres Arbeiten, der ganze Druck ist ja weg momentan, weil alles so extrem entschleunigt ist und da entsteht dann auch wieder mehr Raum für Kreativität und spielerische Umsetzungen. Ich weiß ja, wie alle anderen Fotograf*innen auch: an der derzeitigen Situation ist nichts zu ändern, und wir können uns noch so sehr bemühen und abstrampeln, wir haben keinen Einfluss darauf, wann es weitergeht und vor allem wie es weitergeht.

Hast Du eine Vorstellung davon, wie es generell fotografisch weitergehen könnte?
Leider muss ich gestehen, dass ich eine Zweckpessimistin bin. Momentan gehe ich eher vom Schlechteren aus; weniger Aufträge, niedrigere Honorare, noch härtere Buyoutbedingungen und generell noch mehr Konkurrenzdruck, also all das, was ja eigentlich auch schon vor der Krise ein großes Problem war, und vielen Kolleg*innen, auch mir, Kopfschmerzen bereitet hat. Vielleicht bieten sich aber auch Chancen, wo wir heute noch keine sehen, ich möchte eigentlich gerne hoffen.

Stichwort Hoffnung: Wie würdest Du Dir eine ideale Wendung für die Fotografie vorstellen?

Oh gute und wichtige Frage; da würde ich meine Wünsche fast als utopisch bezeichnen, aber ja, Hoffnung ist wichtig und ja irgendwie auch immer da und stirbt bekanntlich sowieso zuletzt.
Zum einen wäre eine angemessenere Wertschätzung in Form von korrekten Honoraren wünschenswert. Und dann natürlich, das ist klar, eine höhere Repräsentation von Fotografinnen, respektive eine gerechte und diverse Abbildung der Fotografierenden

Und was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für kommende Zeiten?
Das ist eigentlich ein simpler Wunsch: Ich wünsche mir, dass es so weitergeht, wie das Jahr begonnen hat, es lief nämlich richtig toll an und ich hatte so schöne Aufträge, das vermisse ich sehr.

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Das Foto von Melina hat übrigens Maximilian Probst gemacht.

Natürlich können Sie auch gerne über Fotogloria Kontakt zu Melina aufnehmen – melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de