fotogloria: Warum bist du Industriefotograf geworden ?
Wolfram Schroll: Fotografiert habe ich seit dem 15. Lebensjahr, konnte mich aber nicht entscheiden zwischen Musik und Fotografie. Ich habe dann ein Studium an einer FH angefangen und wollte Toningenieur werden. Das Studium hat mich gelangweilt, die erste Klausur ging total daneben und nach dem ersten Semester habe ich mir eine Lehrstelle als Fotograf gesucht. Das war 1975, es gab noch Filme, Labore und Fachkameras von Plaubel und Sinar. Nicht wenig Zeit habe im SW Labor verbracht, konnte auch Dias entwickeln, Colorprints filtern und habe den Beruf von den Grundlagen her gelernt. Nach der Ausbildung wollte ich nicht so recht ins Erwerbsleben und habe Landschaften, Berge und das Meer fotografiert und bin zwischendurch Taxi gefahren. Als ich Vater wurde, fehlte natürlich Geld und ich habe mit 27 Jahren mein Studio eröffnet. Eigentlich habe ich dann alles fotografiert, was sich so ergab. Produkte, Innenarchitektur, People, Industrie, sogar einen Modekunden hatte ich. Die Liebe zur Industriefotografie hat sich erst später entwickelt.
Kannst du dich an deinen ersten Job erinnern ?
Ja sicher. Mein erster Job war ein Christstollen auf einem Holzbrett. Unser zweites Kind war einen Tag vorher geboren, es war ein heißer August und ich stand in meinem kleinen Dachstudio und versuchte, mit einer 9/12 Kamera ein stimmungsvolles Bild zu machen. Alles klebte und zerfloss, das Foto war so lala, der Kunde unzufrieden und ich halt überhaupt nicht bei der Sache.
Was war dein schönstes / schlimmstes Erlebnis als Fotograf ?
Mein schönstes Erlebnis oder besser Shooting ist fast immer das letzte Shooting. Das empfinde ich wirklich so und bin froh, das ich nicht immer zurückschaue auf das was war oder gar anfange, zu vergleichen.
Was heißt schon schlimm ? Aber – wir hatten endlich den Termin für ein Shooting mit den Geschäftsführern eines Kunden bekommen, nach sehr langer Abstimmung. Am Morgen dieses Tages starb mein Vater und ich bin vom Sterbebett direkt zum Shooting gefahren. Nicht gut.
Wie arbeitest du am Liebsten ?
Mein Lieblingsbriefing lautet: machen Sie mal. Für mich bedeutet das etwa, nach einem Briefing in einem Werk Motive zu suchen und zu erarbeiten. Sich erklären zu lassen, was ist das eigentlich, was ich hier sehe, was macht ihr, worauf kommt es an und diese Informationen dann in Bilder zu bringen. Meist arbeite ich aber mit einem Assi zusammen, dazu natürlich oft Leute vom Kunden oder der Agentur. Manchmal entsteht so ein kleiner Troß von Leuten, die um mich rumstehen. Nicht immer hilfreich für gute Fotos und deshalb, wenn ich es mir aussuchen kann, alleine und mit ein wenig Zeit.
Was verbindest du mit fotogloria | büro für fotografische zusammenarbeit ?
Drei sehr sympatische Menschen, die engagiert an einem oft eher stiefmütterlich behandeltem Zweig der Fotografie arbeiten.
Wie hast du deinen eigenen Schwerpunkt / Standpunkt entwickelt ?
Vor einigen Jahren hat mich ein Kunde engagiert, all seine Referenzobjekte neu zu fotografieren. Ich war mit Unterbrechungen 10 Wochen unterwegs, und als ich wieder daheim war, hab ich gesagt, ich mach überhaupt nichts anderes mehr. Seitdem liegt mein Schwerpunkt ganz klar auf der Industriefotografie, auch wenn ich für einige wenige Kunden noch Produktfotos im Studio mache. Diese Kunden habe ich schon seit über 20 Jahren, da hört man nicht mehr auf. In diesen o.g. 10 Wochen hat sich eine Art Liebe zur Industrie und Technologie entwickelt. Wenn ich in einen Metallbetrieb komme, hole ich erst mal tief Luft und denke, hmmm, Metall, sehr gut. Das Spektrum meiner Arbeit reicht heute vom mittelständischen Maschinenbauer bis zum Großkonzern für Luft – und Raumfahrt. Ich bin fasziniert von Technik und von den Menschen, die dort arbeiten. Man lernt ständig neue Dinge kennen, trifft interessante Leute und sieht Sachen, die sonst nicht zugänglich sind. Diese Faszination versuche ich natürlich, in meinen Bildern zu transportieren.
Für welchen Kunden würdest du gerne einmal arbeiten ?
Seit ich für einen Luft- und Raumfahrtkonzern fotografiere, sind viele Wünsche erfüllt worden. Hier gibt es in reichlicher Anzahl die unterschiedlichsten Motive und Locations. Im Frühjahr 2013 war ich in einer Satelliten-Fabrik oder besser -Manufaktur. Als Kind dachte ich noch, ich würde später mal ins All fliegen, klarer Fall von zuviel Perry Rhodan und Raumschiff Orion. Als ich dann vor meinem ersten Satelliten stand, war ich doch etwas ergriffen. Näher komme ich dem All wohl nicht mehr.
Auf meiner Wunschliste könnten Dinge stehen wie etwa: Staudammbau, Containerschiffe, Rolls Royce, Schiffsdiesel, Intel, Porsche, Lokomotiven, Kraftwerke, Bergbau. Meine spannensten Motive habe ich aber dort gefunden, wo ich es nicht vermutet habe und von denen ich auch vorher nichts wußte.
* Schmieröl statt Haarspray, Blauleinen statt Haute Couture, lieber der Geruch von Stahl als der von Parfums. Industriefotograf Wolfram Schroll liebt seine Arbeit – die Industriefotografie. Nach einer klassischen Fotografenausbildung und der Eröffnung seines eigenen Studios 1983 mag er besonders und immer wieder die Herausforderung, aus dunklen Hallen oder komplexen Anlagen Fotos mitzubringen, die das Wort Bild verdienen. Wolfram Schroll lebt mit seiner Frau in Krummewiese, einem Bauernhof bei Hagen.
fotogloria vertritt Wolfram Schroll – Industriefotograf – exklusiv und weltweit. Über fotogloria können Sie ihn gerne für Ihre Ideen und Aufträge buchen – melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de.