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Das BESTE Bild von… Florian Müller

Losgehen mit einer Bildidee, sich trotzdem von einem anderen Motiv überraschen lassen und dann das BESTE Bild mit nach Hause bringen – Florian Müller und seine Geschichte:

Wo und wann ist Dein bestes Bild entstanden?

Im Januar 2015 im Bergischen Land. Auf einem verschneiten Feld im Nebel.

Wie ist es entstanden?
Ich war auf der Suche nach einem kleinen Wäldchen auf einem Feld im Nebel. Ursprünglich wollte ich die Ahnung dieses Wäldchens, auftauchend aus dem alles gleichmachenden Nebel aufnehmen. Eine Art visuell-poetische Übersetzung von Melancholie und Einsamkeit; aber auch Ruhe, Stille und Friedlichkeit vermittelnd. Ich hatte längere Zeit auf diese Kombination Schnee/Nebel gewartet und bin nach entsprechender Wettermeldung losgezogen. Im Gepäck: Stativ, Nikon D800E, diverse Festbrennweiten (50, 35, 85mm). Auf dem Weg zum Wäldchen tauchte plötzlich diese Gruppe eingepackter Heuballen aus dem Nebel auf.

Für wen hast Du Dein bestes Bild gemacht?
Für ein privates Projekt. Für Ausstellungen und als Kunstwerk in limitierter Edition.

Warum ist genau dieses Bild Dein bestes Bild?
Was mich faszinierte, war das Material – kein Kunststoffüberzug, sondern feines, grünes Gewebe, was an Stoff erinnerte. Außerdem die Formen, wie Gesichter oder Skulpturen. Die Verpackung, der Stoff, die fast schon erhabene Präsenz mitten im Nichts. Für mich war sofort der Gedanke an Christo da. Natürlich abstrakter, nicht etwas Imposantes wurde verhüllt, sondern etwas Profanes. Trotzdem wurde der gewöhnliche Heuballen für mich durch die Verhüllung zu etwas Kunstvollem transformiert. Die Phrase, dass Kunst im Auge des Betrachters entsteht, wird hier augenzwinkernd realisiert und durch den Titel »Not Christo« fast brutal dem Betrachter entgegengeschleudert .
Für mich war das Entdecken des Motivs ein schöner »Ach Guckmal-Moment«. Auf der Suche nach etwas ganz anderem fand ich dieses Ensemble und war fasziniert. Der Engländer nennt diesen Moment »Serendipity« – Finden wonach man gar nicht sucht. Prima Sache. Dass sich dieses Bild auch noch an anderer Stelle großer Beliebtheit erfreut, ist ein weiterer schöner Nebeneffekt: Es hat bei den International Color Awards 2016 den ersten Platz in der Kategorie „Still Life“ gemacht und ist zur Zeit als Finalkandidat bei den diesjährigen Awards der Association of Photographers nominiert.

Und zuguterletzt: Gibt es etwas an dem Bild, was Du im Nachhinein doch noch gerne verändern würdest?
Nö.

42.800 Besucher beim neunten Fotofestival Horizonte Zingst

Was für ein phantastischer Erfolg für das neunte Umweltfotofestival Horizonte Zingst : 42.800  Besucher haben sich in neun Tagen von der Fotografie mit- und hinreißen lassen!

Zu sehen gab es am Bodden sehr viel, aber vor allem auch sehr gute Fotografie, wie beispielsweise in der großen Gruppenschau »One World« oder in der Open-Air-Ausstellung »Rettet die Meere« von Reinhard Dirscherl – beide kuratiert von Klaus Tiedge (Kurator Erlebniswelt Fotografie Zingst) und Edda Fahrenhorst (fotogloria).

In der »One World« – die Klaus Tiedge liebevoll »mein kleines Welttheater« nennt und damit die konzentrierte Ausrichtung der Ausstellung auf internationale zeitgenössische fotografische und gesellschaftliche Phänomene meint – waren in diesem Jahr 112 spannende Bilder von 14 Fotografen zu sehen. Mit dabei waren: Daniel & Geo Fuchs, Lars Borges, Frank Stöckel, Florian Müller, Jochen Raiß, Darius Ramazani, Johan Bävman, Dietmar Baum, Nicoló Minerbi, Malte Jäger, Caio Vilela, Bernd Jonkmanns, Josef Fischnaller und Walter Schels. Eine besondere Freude war es in diesem Jahr, dass acht der »One World«-Fotografen nach Zingst gekommen sind!

Der Erfolg des Festivals ist aber natürlich vor allem dem tollen Festival-Team zu verdanken, darum gilt unser Dank für die grandiose Fotografiewoche und für die Gastfreundschaft an dieser Stelle: Ralf-Peter Krüger, Rico Nowicki, Anne Crämer, Stefanie Schiller, Sascha Oemcke, Simone Marks, Martin Dankert, Maria Fechtner, Daniel Hammer, Judith Schallwig, Jens Redecker, dem Filmteam, dem gesamten Bilderflut-Team, Anke Großklaß und allen anderen, die für ein weiteres unvergessliches Festival gesorgt haben.

Wir freuen uns auf das nächste Jahr – das zehnte Umweltfotofestival »Horizonte Zingst« findet am 20. bis zum 28. Mai 2017 (in der Verlängerung über Pfingsten bis zum 5. Juni) statt.

P.S.: Wer das Festival verpasst hat – hier gibt es einen Einblick in die Ausstellungen »One World« und »Rettet die Meere«

Die Fotos haben gemacht: Mike Gamio, Nicoló Minerbi, Lars Borges & Edda Fahrenhorst.

Horizonte-Countdown 2016 | Florian Müller

Es gibt diese Bilder, an denen die Gedanken hängen bleiben, selbst nach nur einem flüchtigen Blick, selbst wenn die Augen eigentlich schon längst wieder mit anderen Themen beschäftigt sind. Und es sind genau diese Bilder, zu denen man einfach wieder zurückkehren muss, um sie doch noch einmal intensiver anzuschauen.

Die Serie »REM« von Florian Müller hat eben diesen erstmal irritierenden Moment. Beim zweiten Blick dann löst sich die Irritation allerdings mitnichten auf, nein, sie wird sogar größer. Aber gleichzeitig beginnt auch das Spekulieren: Was ist das? Warum? Und vor allem: Wie ists gemacht? Einige Antworten dazu hat uns Florian Müller im fotogloria-Blog gegeben.

Zu sehen ist die Arbeit »REM« jedenfalls ab Ende Mai in der großen Gruppenausstellung »One World« während des Umweltfotofestivals »Horizonte Zingst« – zusammen gestellt von Kurator Klaus Tiedge (Erlebniswelt Fotografie Zingst) und Co-Kuratorin Edda Fahrenhorst (fotogloria).

© Florian Mueller 1

WAS
Die Serie zeigt Bilder aus dem Wald mit scheinbar schwebenden Baumstämmen und Ästen.
REM steht für »Rapid Eye Movement«, was die schnelle Augenbewegung des Auges während
der Tiefschlafphase, der Phase des Träumens, kennzeichnet. Zu sehen ist an sich nichts Ungewöhnliches: Wald, Bäume, Moos. Das Ungewöhnliche entsteht durch das surreale Schweben der Stämme. Es ist kein Fremdkörper im Raum aber »irgendwetwas stimmt nicht«. Das ist die Verbindung zwischen den Bildern und dem Titel.

WO
Entstanden sind die Bilder in der Eifel, nahe der »Hohen Acht« bei Adenau, dem höchsten Gipfel
der Eifel. Auf der Hohen Acht liegt das Naturschutzgebiet Hohe Acht, 1970 ausgewiesen und 1,67 km² groß. Zudem liegen dort Teile des Landschaftsschutzgebiets Rhein-Ahr-Eifel und des Vogelschutzgebiets Ahrgebirge.

WARUM
Zwei Gründe: Erstens hat mich das Erforschen des Träumens immer fasziniert. Vor allem die Träume in denen man die Vermutung hat, dass es ein Traum sein könnte, sich aber nicht sicher ist. Eben dieses Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Die Umgebung ist nicht ungewöhnlich, es ist kein Fremdkörper anwesend, trotzdem ist etwas nicht in Ordnung.
Zweitens sind die fotografierten Stämme Reste von Baumfällarbeiten. Baumfällarbeiten in einem Naturschutzgebiet. Natürlich sind solche Arbeiten sinnvoll und notwendig, trotzdem wirken sie in solch einem Areal absurd. So absurd wie 30 Kilogramm schwere, schwebende Stämme.

WIE
Alle Bilder sind Collagen, entstanden mit einer D800 Vollformatkamera auf einem Stativ und entfesselten Blitzen.

WER
Florian Mueller (1974), Köln. Seine Arbeiten werden international ausgestellt und veröffentlicht. In seinen Arbeiten ist eine Tendenz zum Abstrakten erkennbar, nicht als Gegenentwurf zur Realität, mehr als Abbildung des Tatsächlichen in Korrespondenz mit den Empfindungen und subjektiv eingegrenzten Wahrnehmungen des Betrachters. In einer Zeit der unbegrenzten Bilderflut und der Gier nach unbedingter Perfektion sieht er den Weg in eine andere Richtung: Das Bild alleine reicht nicht, es ist die Abstraktion und der individuelle Blick des Betrachters, zusammen greifen sie unter die Oberfläche der gewohnten Muster und Perspektiven.