Horizonte-Countdown 2016 | Florian Müller

Es gibt diese Bilder, an denen die Gedanken hängen bleiben, selbst nach nur einem flüchtigen Blick, selbst wenn die Augen eigentlich schon längst wieder mit anderen Themen beschäftigt sind. Und es sind genau diese Bilder, zu denen man einfach wieder zurückkehren muss, um sie doch noch einmal intensiver anzuschauen.

Die Serie »REM« von Florian Müller hat eben diesen erstmal irritierenden Moment. Beim zweiten Blick dann löst sich die Irritation allerdings mitnichten auf, nein, sie wird sogar größer. Aber gleichzeitig beginnt auch das Spekulieren: Was ist das? Warum? Und vor allem: Wie ists gemacht? Einige Antworten dazu hat uns Florian Müller im fotogloria-Blog gegeben.

Zu sehen ist die Arbeit »REM« jedenfalls ab Ende Mai in der großen Gruppenausstellung »One World« während des Umweltfotofestivals »Horizonte Zingst« – zusammen gestellt von Kurator Klaus Tiedge (Erlebniswelt Fotografie Zingst) und Co-Kuratorin Edda Fahrenhorst (fotogloria).

© Florian Mueller 1

WAS
Die Serie zeigt Bilder aus dem Wald mit scheinbar schwebenden Baumstämmen und Ästen.
REM steht für »Rapid Eye Movement«, was die schnelle Augenbewegung des Auges während
der Tiefschlafphase, der Phase des Träumens, kennzeichnet. Zu sehen ist an sich nichts Ungewöhnliches: Wald, Bäume, Moos. Das Ungewöhnliche entsteht durch das surreale Schweben der Stämme. Es ist kein Fremdkörper im Raum aber »irgendwetwas stimmt nicht«. Das ist die Verbindung zwischen den Bildern und dem Titel.

WO
Entstanden sind die Bilder in der Eifel, nahe der »Hohen Acht« bei Adenau, dem höchsten Gipfel
der Eifel. Auf der Hohen Acht liegt das Naturschutzgebiet Hohe Acht, 1970 ausgewiesen und 1,67 km² groß. Zudem liegen dort Teile des Landschaftsschutzgebiets Rhein-Ahr-Eifel und des Vogelschutzgebiets Ahrgebirge.

WARUM
Zwei Gründe: Erstens hat mich das Erforschen des Träumens immer fasziniert. Vor allem die Träume in denen man die Vermutung hat, dass es ein Traum sein könnte, sich aber nicht sicher ist. Eben dieses Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Die Umgebung ist nicht ungewöhnlich, es ist kein Fremdkörper anwesend, trotzdem ist etwas nicht in Ordnung.
Zweitens sind die fotografierten Stämme Reste von Baumfällarbeiten. Baumfällarbeiten in einem Naturschutzgebiet. Natürlich sind solche Arbeiten sinnvoll und notwendig, trotzdem wirken sie in solch einem Areal absurd. So absurd wie 30 Kilogramm schwere, schwebende Stämme.

WIE
Alle Bilder sind Collagen, entstanden mit einer D800 Vollformatkamera auf einem Stativ und entfesselten Blitzen.

WER
Florian Mueller (1974), Köln. Seine Arbeiten werden international ausgestellt und veröffentlicht. In seinen Arbeiten ist eine Tendenz zum Abstrakten erkennbar, nicht als Gegenentwurf zur Realität, mehr als Abbildung des Tatsächlichen in Korrespondenz mit den Empfindungen und subjektiv eingegrenzten Wahrnehmungen des Betrachters. In einer Zeit der unbegrenzten Bilderflut und der Gier nach unbedingter Perfektion sieht er den Weg in eine andere Richtung: Das Bild alleine reicht nicht, es ist die Abstraktion und der individuelle Blick des Betrachters, zusammen greifen sie unter die Oberfläche der gewohnten Muster und Perspektiven.