Bernd Opitz reist eigentlich mit großen Teams für ebenso große Produktionen um die Welt. Das ist – mit einer kurzen Pause – schon seit Monaten nicht mehr ohne weiteres möglich. Was er daraus für die Zukunft der Branche ableitet und wofür er die Zeit ansonsten genutzt hat, darüber hat er mit den #FacesOfPhotography gesprochen:
Was ist Dein fotografischer Schwerpunkt?
Ich bin People-, Interior- und Lifestyle-Fotograf. Meine ganze Leidenschaft steckt im Umgang mit Menschen, am liebsten arbeite ich auf einer spannenden Location und wenn dann noch viel Ausgelassenheit und Lebensfreude am Set ist, bin ich total happy.
Angefangen hat alles bei mir mit Portraits für die Musikpresse und Stilife-Fotografie und tatsächlich schöpfe ich daraus auch heute noch viel Nutzen. Aber natürlich ist über die Jahre noch viel mehr dazu gekommen, was im Job hilft, etwa der Umgang mit CGI Projekten, Hybrid-Shootings, sowie auch viel Bewegtbild und Film. Das macht mir alles in Summe mächtig Spaß und erweitert natürlich mein fotografisches Spektrum.
Wie ist es Dir jobmäßig in den letzten Wochen und Monaten ergangen?
Das ist eine gute Frage. Ich hab mit meinem Team noch bis Mitte März voll durch gearbeitet und auch danach noch soviel mit der Postproduktion und Nachbereitung der Jobs zu tun gehabt, dass eigentlich erst mal alles schien wie immer. Dazu kam dann noch ein Büroumzug und unendlich viel Aufräumaktion und Kistenpacken. Aber als ich dann Mitte Mai mal zur Ruhe kam, fiel natürlich schon auf, dass viele große Projekte aus Frühjahr und Sommer verschoben worden waren. Die kleineren gingen weiter, aber alles, was mit großen Teams und viel Reisetätigkeit verbunden war, fiel erst mal raus.
Bei meinen Jobs sind wir schnell mal bei 20 – 25 Leuten im Team (Digital-Operator, Assistenten, Kameramann und Focus puller, Producer, Stylisten, Hair&Make Up, Modelle) dazu Kunden und Agentur.
Und zur Hälfte des Jahres arbeite ich eigentlich auch immer im Ausland – auch das geht ja gerade nicht gut.. .Das finde ich schon sehr bedauerlich, zumal auch einfach tolle Projekte geplant waren. Die meisten sind erst einmal aufs nächste Jahr verschoben worden.
Seit Mitte September geht es zwar wieder »normaler« zu, aber ab November könnte es mit dem nächsten Lockdown natürlich wieder ruhiger werden.
Die Strecken „You Can’t See It“ und „Strike Back“ sind in der Coronazeit entstanden – was steckt dahinter?
»You Can’t See It« ist während der Coronazeit entstanden. Es geht um Seh-Gewohnheiten – man sieht etwas und erwartet etwas anderes. Der Kopf sagt grün, das Auge pink.
Die Serie soll uns bewusst machen, daß es eine andere Welt hinter der rein Sichtbaren gibt.
Ist etwas, was wir nicht sehen, automatisch auch nicht da?
Im Moment, zu Zeiten der Corona Pandemie, wo wir miteinander und gesellschaftlich sowie sozial und politisch um die richtigen Entscheidungen ringen, ist die Frage der Wahrheit und Sichtbarkeit vielleicht aktueller denn je.
»Strike Back« habe ich 2019 begonnen, sie geht eigentlich immer weiter und ist allgegenwärtig. Es geht um den Umgang mit der Umwelt und unseren natürlichen Ressourcen.
Und den täglichen Missbrauch. Dabei geht die Menschheit immer davon aus, der Natur überlegen zu sein. Was wäre, wenn sich diese aber wehren würde und zurück schlagen würde? Und tut sie das nicht vielleicht auch schon… genau jetzt?
So kann eine einzelne Plastiktüte stellvertretend verstörende Systemkritik üben.
Hat die Krise Veränderungen in die Branche gebracht?
Das denke ich schon. Viele Agenturen erzählen von verunsicherten Kunden, von der Angst, Entscheidungen zu treffen, von sehr langen Kommunikationsprozessen, die am Ende dann aber nicht wirklich zu irgendeinem Ergebnis führen, sondern nur an den Kräfte aller zehren. Dazu scheint der Preisdruck immer größer zu werden und Etats immer kleiner und zersplitterter.
Das wird wahrscheinlich auf allen Seiten Opfer fordern. Leider.
Eine Transformation der Branche, die ansonsten fünf Jahre gebraucht hätte, hat sich nun in fünf Monaten vollzogen. Da hat die Corona-Pandemie alles beschleunigt.
Man sieht jetzt schon klar, welche Kunden sich mutig und stark an die Zukunft wagen.
Ich denke, das werden dann auch die Gewinner sein. Und die werden uns Kreative und unsere Arbeit auch weiter brauchen und buchen.
Wie ist Deine Vermutung für die Entwicklung der Branche für die kommende Zeit?
In der Umsetzung : Wir werden in Zukunft noch leaner arbeiten müssen: Kleinere Teams, weniger Reiseaufwand, noch effizientere Verzahnungen am Set. Die Digitalisierung kann dabei helfen.
In den Inhalten: Es wird noch mehr Nachfrage nach Content geben. Stories werden immer wichtiger, Emotionen tragen Bildwelten.
Was ist Fotografie für Dich?
Leidenschaft, Freude, Spannung, Abenteuer, Lebensinhalt, Technik, Liebe, Herz, Zukunftsmusik, Kommunikation, Gedächtnis, pure Freude.
Was ist Dein ganz persönlicher fotografischer Wunsch für die Zukunft?
Ich wünsch mir weiterhin, tolle Kampagnen und Bilder und Filme machen zu können! Ich wünsch mir weiterhin einen lebendigen Austausch mit Kunden und Agenturen, mit Bildbegeisterten und Bildbesessenen. Eine gute Auftragslage, gesunde und mutige Kunden, eine gesunde und mutige Branche, die keine Existenzängste fürchten sondern nur Schaffenskräfte freisetzen muss.
Website von Bernd Opitz
Instagram-Feed von Bernd Opitz
Facebook-Seite von Bernd Opitz
LinkedIn-Kanal von Bernd Opitz
BFF-Portfolio von Bernd Opitz
Natürlich können Sie auch gerne über Fotogloria Kontakt zu Bernd aufnehmen – melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de