Für Florian Jaenicke ist die Fotografie ein wunderbares Mittel, um sich den großen Fragen des Lebens zu nähern. Darüber und über noch mehr hat er mit den #FacesOfPhotography gesprochen:
Was ist Dein fotografischer Schwerpunkt?
Ich habe mich schon immer für Menschen interessiert und folgerichtig liegt mein fotografischer Schwerpunkt bei der Portraitfotografie. Aber ich mache auch Reisereportagen und Architekturfotografie.
Was hast Du beruflich in den letzten Wochen und Monaten erlebt?
Mir ging es sicher so wie den meisten: alle Reisen wurden gecancelt, Jobs verschoben oder zurückgezogen. Einen Tag vor dem Lockdown erschien mein Buch »Wer bist Du?« im Aufbau Verlag. Der Verlag und ich haben lange überlegt wie wir darauf reagieren sollen: Alle Bemühungen auf den Herbst schieben oder mit der Pressearbeit weitermachen? Wir haben uns für letzteres entschieden, da das Buch inhaltlich gut zur Krise passt – es handelt davon, wie man einen Weg findet mit einer Krisensituation umzugehen. Und weil wir glauben, dass sich im Herbst alles stapeln wird und es auch nicht leichter wird auf das Buch hinzuweisen. Also habe ich viel Pressearbeit gemacht und mich natürlich auch zu Hause um meine Familie gekümmert, denn Schulen und Einrichtungen waren geschloßen. Es war alles sehr anstrengend, aber wenigstens hatte ich deswegen kaum Zeit für Zukunftsängste.
Wird die Krise die Fotografie verändern?
Ich glaube die Krise wird die Fotografie an sich nicht wirklich verändern. Das aber Corona einen Einfluss auf die Wirtschaft hat und damit auf die Bereitschaft, Fotografie angemessen zu honorieren, liegt auf der Hand.
Dabei ist die Bedeutung der Fotografie in letzten Jahren eher gestiegen, da die Darstellung in den sozialen Medien für alle immer wichtiger geworden ist. Ein Trend, der durch die Pandemie nur noch verstärkt wurde.
Was bedeutet Dir persönlich die Fotografie?
Ich bin als Kind zweier Grafiker, die beide leidenschaftlich Buchprojekte – meist über sakrale Architektur – fotografierten, aufgewachsen. Deshalb war Fotografie von Kleinauf immer um mich herum und hat mich entscheidend geprägt. Insofern fasse ich es als ein großes Privileg auf, dass der Beruf mir die Gelegenheit gibt, mich mit der Welt und meinem Leben darin, auseinanderzusetzen. So schreibe ich, ganz nebenbei, meine eigene fotografische Biografie.
Mir war es immer wichtig ein breites Spektrum an fotografischen Themen bearbeiten zu können, denn es ist nach wie vor wunderbar in verschiedene Lebenswelten eintauchen zu dürfen; heute einen Politiker zu fotografieren und kennenzulernen und morgen einen Obdachlosen. Denn von allem und jedem kann ich etwas für mein eigenes Leben lernen. Nicht jeder Job verspricht aufregend zu werden aber es ist wirklich in all den Jahren fast nie vorgekommen, dass ich nicht persönlich einen Gedanken oder eine Idee für mein eigenes Leben aus den Begegnungen mitnehmen konnte.
Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die Zeiten, die da kommen werden?
Ich wünsche mir Kollegialität unter den Fotograf*innen und insgesamt mehr Mut, kontroversere, gesellschaftlich relevante Projekte zu realisieren.
Im Jahr 2008 (dem Jahr der Finanzkrise) saß ich mit zwei Kollegen an einem Tisch und wir besprachen, wie man auf den Druck unserer Kund*innen auf die digitale Fotografie umzustellen, reagieren sollte. Wir kontaktierten alle uns bekannten Kolleg*innen und innerhalb weniger Wochen entstand ein Verteiler von ca. 500 Fotograf*innen. Es war eine sehr anstrengender Prozess, an dessen Ende aber ein gemeinsamer Brief an alle Redaktionen in Deutschland mit der Forderung einer Vergütung für die Bearbeitung und Verwaltung der digitalen Daten stand, die heute selbstverständlich ist. Dieses Beispiel zeigt, dass es möglich ist die Situation der Fotograf*innen zu verbessern, wenn alle an einem Strang ziehen und sich nicht gegenseitig unterbieten.
Wirklich wichtige Themen finden immer Ihren Weg in die Öffentlichkeit und rechnen sich auch für die, die sie veröffentlichen.
Ich glaube, das die großen Fragen des Lebens: Wer bin ich? Wer bist Du? Wie wurde ich zu dem der ich bin? Was macht unser Zusammenleben aus? Was ist Liebe? Wie leben die Anderen und wie funktioniert unsere Welt? nie endgültig beantwortet werden und die Fotografie eine wunderbare Möglichkeit bietet, sich diesen Fragen zu stellen.
Es gibt nie den Moment wo alles erzählt und gesehen wurde, deshalb wird es auch immer Geschichten und Bilder geben.
Ab dem 18. Juli und bis zum 20. September diesen Jahres ist Florians Ausstellung seiner Fotokolumne »Wer bist Du?« in der Lounge des Münchner Stadtmuseum zu sehen.
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*Das Foto von Florian hat Frank Bauer gemacht.
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