Jewgeni Roppel hat in und während der Krise einige eigene Geschichten fotografiert und eine ungewöhnliche Idee für zwei Ausstellungen in Hamburg und Berlin nicht nur entwickelt sondern auch in diesen nicht ganz einfachen Zeiten umgesetzt. Über all das und noch mehr hat er mit den #FacesOfPhotography gesprochen:
Jewgeni, wie geht es Dir?
Mir geht es soweit ganz gut, persönlich wie auch beruflich. Ich bin froh in Hamburg zu sein, in unserem Künstlerhaus zu leben und jetzt auch mit meiner Freundin zusammen zu wohnen. Die Corona-Phase konnte ich dadurch gut überstehen
Wie ist es Dir fotografisch seit Beginn des Shutdowns ergangen?
Ich war genauso betroffen wie viele andere Fotografen. Die letzten paar Jobs waren für DIE ZEIT und haben den Corona-Bezug.
Danach habe ich zusammen mit Autoren proaktiv eigene Geschichten und Interview-Serien gemacht, die natürlich auch mit Covid-19 in Verbindung stehen – mit Christoph Wöhrle habe ich etwa Jöran Steinsieck, den Manager von Roberto Blanko mit Sicherheitsabstand getroffen und ihn in seiner Wohnwagen-Quarantäne auf einem kurzen Abschnitt seiner Reise begleitet. Er hatte die Symptome und hat sich von seiner Familie distanziert. Diese Geschichte haben wir dann im Cicero Magazin untergebracht.
Dann habe ich mit Lesley Sevriens zusammen um die 30 Menschen portraitiert und interviewt zu den Themen: Leben, Liebe und Familie in den Zeiten von Corona. Diese Geschichten haben wir dann auch untergebracht.
Danach kam noch eine Arbeit über das Innenleben auf der Reeperbahn.Ich hatte also die ganze Zeit etwas zu tun. Es gab neue Geschichten, nur musste man diese selbst angehen und sie dann anbieten. Ich habe gemerkt das man eine Geschichte oft erst fotografieren muss, um sie zu verkaufen. Vorher gab es irgendwie wenig Interesse. Als die Bilder dann da waren, war es konkret und dann wollten die Redaktionen es haben.
Die vier Ausstellungen die ich noch vor mir hatte, mussten anders gedacht oder verschoben werden. Dadurch hatte ich etwas mehr Zeit für mich und meine Freundin die ihr Theater-Engagement gekündigt hat und zu mir nach Hamburg gezogen ist. Wir haben zuhause gekocht und das ganze Hamburger Umland mit dem Fahrrad erkundet. Dafür hatte ich vorher nie wirklich Zeit.
Wie läuft es jetzt mit deinen Ausstellungen und wie ist es mit Eurer Galerie?
Unsere Galerie 21 im Künstlerhaus Vorwerkstift musste geschlossen bleiben. Eine Fotografie-Ausstellung, die ich kuratieren sollte, habe ich in den Außenraum verlagert.
Die Plakatwände waren voll mit Events die abgesagt wurden oder abgelaufen waren. Ich habe dann die Fotografie Ausstellung von dem ukrainischen Duo Viacheslav Poliakov & Elena Subach mit 80 verschiedenen Motiven auf 200 Blueback Plakaten in zwei Größen bestellt und diese in der gesamten Sternschanze und Karoviertel wild plakatiert. Normalerweise haben Plakate an manchen Stellen eine Lebensdauer von nur ein paar Stunden. Durch den Shutdown konnten die Plakate 2-4 Wochen hängen und hatten dadurch eine größere Sichtbarkeit.
Das Gleiche habe ich dann ein paar Wochen später in Berlin in Kooperation mit der Volksbühne und dem POST WEST Festival gemacht. Das Theater-Festival sollte Ende Mai stattfinden. Durch die Corona-Beschränkungen durfte das Haus aber nicht öffnen. Ich wurde gefragt, ob ich meine Ausstellung in einer digitalen Version zeigen kann, das fand ich aber langweilig und schlug deshalb wieder eine Plakat-Aktion im Außenraum vor.
Alle Beteiligten fanden die Idee super! Die Marketing Abteilung hat noch was draufgelegt und wir hatten um die 3.500 Euro für die Umsetzung. Die Ausstellung hieß: »Staged Realities« kuratiert von mir und Maya Hristova und unserer Plattform für Osteuropäische Fotografie: »OSTLOOK« und »EEP Berlin«.
Ausgestellt wurden 46 Motive von 11 Künstlern in drei Größen auf 400 Flächen in ganz Berlin. Verteilt auf Werbetafeln, Litfaßsäulen und Plakatwänden.
Wo siehst Du die Aufgabe der Fotografie in diesen Zeiten?
Die Fotografie bekommt natürlich als Medium der Dokumentation und Manipulation mehr an Bedeutung in diesen Zeiten. Die Aufgabe sollte sein, sich bewusst zu sein über die Wahrnehmung und die Beeinflussung, die durch die eigene subjektive Bildschaffung entsteht, vor allem auf dem journalistischen Gebiet.
Was bedeutet Dir persönlich die Fotografie?
Mit der Fotografie kann man Geschichten erzählen und vor allem Geschichten erzeugen. Deshalb ist es für mich ein Informations- sowie Inspirations-Medium, mit dem man die Wirklichkeit reflektieren oder in seiner eigenen Sprache erzeugen kann. Mir persönlich ist die Atmosphäre und das Gefühl oder die Seele eines Ortes oder eines Menschen sehr wichtig. In meinen persönlichen Projekten sowie in meinen Auftragsarbeiten versuche ich etwas davon widerzuspiegeln. Dabei interessiert mich oft das Existenzielle.
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* Das Foto von Jewgeni hat Isabell Giebeler gemacht.
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