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#FacesOfPhotography – Teil 44: Christof Schmidt aus Zürich

»Das Leben ist nicht immer nur Pommes und Disco und schon gar nicht das Leben eines Berufsfotografen.« Und deshalb wünscht sich Christof Schmidt nach der Krise einen bewussteren Umgang mit der Auftragsfotografie. Worüber er in dieser Zeit sonst nachdenkt und woran er arbeitet, erzählt er bei den #FacesOfPhotography:

Was ist Dein fotografischer Schwerpunkt?
Seit meiner Kindheit bin ich Naturverbunden. Das liegt daran, dass ich in einer Gegend aufgewachsen bin, die umgeben ist von abenteuerlicher Landschaft. In einem kleinen Ort, in der Nähe von Rostock, im Recknitztal in Mecklenburg-Vorpommern. Da liegt der Grundstein für mein Interesse an Landschaft. In meiner Jugendzeit war ich dann oft mit meiner Spiegelreflexkamera unterwegs und habe Wiesen und Felder abgelichtet.
Später, nach der Fotografenausbildung, hat mir ein glücklicher Zufall meinen ersten Kunden beschert – als freier Assistent war ich somit in den Volkswagen-Fotostudios in Wolfsburg beschäftigt, damit war ein weiterer Schwerpunkt geweckt: die Automobilfotografie. Produktaufnahmen, Architektur und Werbeinszenierungen kamen später als weitere Schwerpunkte hinzu.

Wenn wir keine Krise hätten, woran würdest Du derzeit arbeiten?
Für einen freien Fotografen waren es vor Corona gefühlt auch schon Krisenzeiten… Mal läufts gut, mal weniger und jetzt gar nicht.
Meine Akquise vom Jahresanfang hätte sich auch eigentlich ausgezahlt: Eine größere Job-Anfrage trudelte ein paar Wochen vor dem Totalausfall rein. An dem Job hätte es größeren Aufwand gegeben hinsichtlich der Organisation, Umsetzung und Nachbereitung, damit hätte ich gut zu tun gehabt. Aber eben wurde es dann gecancelt.
Ansonsten bin ich zwischen meinen kleinen und grossen Aufträgen in den Bergen unterwegs und mache Landschaftsaufnahmen für eine Bildagentur in Hamburg.

Woran arbeitest Du anstattdessen?
Als Fotograf wird es ja nie langweilig. Bürokram und Equipment ordnen geht immer und ist schnell erledigt. Dinge die ewig vorweg geschoben werden, bekommen nun Aufmerksamkeit, wie das reproduzieren der gemalten Bilder meiner 5-jährigen Tochter. Oder sich mal selbst neu organisieren was das eigene Schaffen betrifft. Deshalb konnte ich nun auch Zeit investieren um meine Webpage komplett neu zu gestalten (ist aktuell fertiggestellt und online). Brandneu ist der integrierte Shop, über den ich mich besonders freue, meine Werke auch einem privaten Publikum zum Kauf zugänglich zu machen. Als Print für die heimische Wand mit Motiven wie Landschaft und Automobil.
Ansonsten arbeite ich fortlaufend an einem Projekt, das ich vor über einem Jahr begonnen hatte. LIGHTMOVE sind Fotoaufnahmen aus der Schweizer Bergwelt die ich mit einer Großformatkamera auf Filmmaterial fotografiert habe. Ganz speziell, weil es extreme Langzeitbelichtungen sind.

Was denkst Du: Wie wird sich die derzeitige Krise auf die Fotografie sowohl inhaltlich, stilistisch als auch wirtschaftlich auswirken?
Hätten wir eine Glaskugel, wäre diese Frage leicht zu beantworten. Ich weiss es nicht. Möglicherweise wird es Veränderungen oder ein Umdenken geben, wie diese aussehen wissen aber eher die Werber. Geworben und gekauft wird immer. Und es ist ja auch so, dass aus jeder Situation ein Geschäft geschlagen werden kann. Es geht einfach weiter, nur anders.

Wie schätzt Du die Lage insbesondere in der Schweiz ein?
Alles war von heut‘ auf morgen runtergefahren und große Sorgen machten sich schnell breit. Auftragsunterbrechung sind für viele Freelancer ein großes Problem, auch für mich. Für das sollte es aber finanzielle Unterstützung geben. Ich denke, die Lage wird sich schnell erholen, weil auch weiterhin Bild und Film benötigt werden. Erste Anfragen kommen auch schon ganz langsam rein. Auf jeden Fall wird es in nächster Zeit eine krasse Achterbahnfahrt werden.

Wie ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die Zeit nach der Krise?
Um auf diese Frage einzugehen, entferne ich mich einmal und versuche die Dinge von außerhalb zu betrachten. Was hier vor ein paar Monaten passiert ist, zeigt eigentlich, wie sehr empfindlich und verletzlich das Dasein als Freelancer ist. Das Leben ist nicht immer nur Pommes und Disco und schon gar nicht das Leben eines Berufsfotografen. Deshalb wünsche ich mir, dass mit der Fotografie wieder bewusster umgegangen wird. Dass die Auftragsfotografie wieder mehr Wertschätzung bekommt. Dass die Honorare wieder angemessen steigen. Und dass die Entscheidungen für Auftragsvergabe sich nicht nur auf Zahlen beschränken. Aber vor allem, möchte ich mir mehr Zeit für meine landschaftlichen Fine Art Projekte nehmen.

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