#FacesOfPhotography – Teil 122: Frank Bayh und Steff Rosenberger-Ochs aus Stuttgart

Frank Bayh und Steff Rosenberger-Ochs haben eine berufliche Berg- und Talfahrt hinter sich, konnten aber im Laufe der Zeit mit ihren Kunden alternative Produktionsformen entwickeln, haben eine große Ausstellung realisiert und konnten im Herbst mit Ihren neuen freien Strecken sogar noch an einer Kunstmesse teilnehmen. Über all das haben sie mit den #FacesOfPhotography gesprochen:

Steff und Frank, wie geht es Euch?
Danke. Uns geht es tatsächlich ganz gut, was wir als keinesfalls selbstverständlich erachten.

Was haben die vergangenen Wochen und Monate für Euch beruflich bedeutet?
Das Jahr 2020 war eine regelrechte Berg- und Talfahrt. Wir fotografieren vorwiegend Menschen in den Bereichen Werbung, Mode und Unternehmenskommunikation. Der Januar ist bei uns schon immer ein eher schwacher Monat in dem scheinbar der Großteil unserer Kunden nach dem Neujahresreset erst wieder »hochfahren« muss. Als dann alles im Februar wieder Fahrt aufnahm kam schon bald der erste Lockdown und es wurden alle geplanten Produktionen abgesagt oder erstmal auf unbestimmt verschoben. Auch laufende Jobs die bereits für Kunden aus dem Veranstaltungssektor fotografiert waren, wurden gestoppt und große Postproduktionskontingente dazu ganz abgesagt. Also erstmal totale Flaute.
Im Laufe der Zeit haben sich dann aber doch immer mehr Kunden mutig gezeigt und waren bereit, mit uns zusammen ausgetretene Wege zu verlassen und alternative Produktionsformen auszuprobieren – sei es mit sehr viel kleinerem Team als gewöhnlich zu fotografieren, Jobs von drinnen nach draußen zu verlagern oder digitale Möglichkeiten mehr auszuschöpfen. Das hat dann auch super geklappt, obwohl das ständige umorganisieren, Kompromisse finden und Abändern von allen Beteiligten viel Flexibilität erfordert hat und bisweilen auch chaotisch war. Über die Sommermonate ergab sich somit tatsächlich ein anständiges Kontingent an Aufträgen für uns.
Ähnlich war es auch im künstlerischen Bereich. Über der Durchführbarkeit von Ausstellungen schwebte ein großes Fragezeichen, die Partizipation an internationalen Schauen war ziemlich schnell ausgeschlossen. Aber auch hier waren im Sommer – mit etwas Einfallsreichtum und Flexibilität – auf heimischem Boden wieder Dinge möglich. So konnten wir zum Beispiel unsere, seit sieben Jahren mit den Kollegen Monica Menez und Yves Noir bestehende, Ausstellungsreihe »Fumes and Perfumes«, die kuratierte großformatige internationale Fotokunst an den Wänden eines stuttgarter Parkhauses zeigt, als Drive-Through-Event durchführen. Mit diesem Konzept hatten wir anfangs unsere Sorgen, da es ja vollkommen neu war, sehr viel Arbeit machte und die Leute im Vorfeld mit der Drive-Through Idee eher haderten. Entpuppt hat sich das Ganze dann als Riesending mit sensationell viel Lob und Aufmerksamkeit. Die Mühen, etwas neues auszuprobieren wurden belohnt und der Erfolg der Ausstellung hat uns glücklich gemacht. Im September war dann mit unserer Galerie ArtYard sogar noch die Teilnahme an einer Kunstmesse möglich.

Wie ist es derzeit?
Im Grunde genommen wiederholt sich seit November und dem Wiedereinsetzen der Lockdownmaßnahmen das Szenario des Frühjahrs. Auftragsmäßig ist es wieder ruhig geworden. Viele Jobs die normalerweise im Dezember zum Jahresabschluss noch kommen, kamen nicht, und wir hoffen dass mit dem Frühling und dem Sommer wieder mehr möglich sein wird und zum Jahresende hin all die Maßnahmen und Impfungen den gewünschten Effekt erzielen.

Hattet Ihr Zeit und Muße für freie Arbeiten?
Zunächst setzte bei uns eine Art Schockstarre ein. Verunsicherung und Existenzangst lähmten für ein paar Tage. Dann folgte etwas wie das Genießen der zwangsauferlegten Entschleunigung. Wir konnten ja selbst nichts für die Situation und aller Druck und die Hektik, die unser normaler Fotografenalltag ansonsten mit sich bringt, war wie weggeblasen. Schließlich obsiegte doch wieder der Drang, kreativ zu werden, etwas aus der Lage zu machen, etwas zu erschaffen. Im Frühsommer entstand so die Miniserie »United presidents of the states (in times of a pandemic)« über coronaauffällige Staatsoberhäupter, also Coronaleugner, -verharmloser und -ignoranten wie Trump, Bolsonaro und Kollegen. Die Bilder konnten wir dann erfreulicherweise in der oben erwähnten Ausstellung im Parkhaus auch zeigen. Derzeit arbeiten wir wieder an einer freien Serie mit aktuellem Bezug. Sie handelt, angeregt von Coronademos, Querdenkern und der QAnon Bewegung, von Verschwörungstheorien und deren Anhängern, inszeniert in Studioportraits mit aufwändiger Postproduktion.

Hat die Pandemie den Blick auf Eure Fotografie verändert?
Wir behandeln in unserer freien Arbeit schon lange auch soziale und politische Themen, insofern können wir nicht behaupten dass Corona unseren Blick verändert hätte. Verändert hat es aber definitiv unsere Wahrnehmung des Berufsbilds eines Fotografen und Künstlers. Auch wenn wir als Kreative, Kunstschaffende und Freiberufler Phasen mit schwächeren Auftragslagen und Durststrecken kennen, so ist solch eine weltweite Pandemie, bei der sovieles im wirtschaftlichen und sozialen Bereich auf der Strecke bleibt und man selbst praktisch keine Kontrolle und nur sehr begrenzt Einfluss auf die Gegenmaßnahmen hat, etwas das nachdenklich macht.

Wird sich die Fotografie generell verändern?
Die Fotografie verändert sich, wie andere Kunstformen auch, ständig. Schon immer. Da fließt sicherlich auch der Aspekt mit ein dass sich durch einschneidende Ereignisse die Weltsicht und damit die Bildsprache und die Themen verändern. Den größeren Einfluss haben aber wahrscheinlich immer noch neue technische Entwicklungen in Hard- und Software die neue Ausdrucksformen erschließen.

Was ist Euer persönlicher fotografischer Wunsch für die Zukunft?
Natürlich wünschen wir uns, bald wieder alle Jobs und eigenen Projekte so frei und uneingeschränkt durchführen zu können wie vor der Pandemie, also ohne einen Großteil an Zeit in Hygiene-, Sicherheits- und umständliche Logistikmaßnahmen stecken zu müssen. Und was dieses Jahr besonders toll war, war, dass trotz oftmaligem Durcheinander, Chaos und Umbuchereien alles auf wundervolle zwischenmenschliche und persönliche Art gewuppt werden konnte. Das fühlte sich sehr gut an und mag doch bitte gerne so bleiben…

Website von Frank Bayh und Steff Rosenberger-Ochs
Instagram-Feed von Frank Bayh und Steff Rosenberger-Ochs
Facebook-Seite von Frank Bayh und Steff Rosenberger-Ochs
Behance-Auftritt von Frank Bayh und Steff Rosenberger-Ochs

Natürlich können Sie auch gerne über Fotogloria Kontakt zu Frank & Steff aufnehmen – melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de