Die Handlungsunfähigkeit ganz am Anfang der Krise hat sich bei Paulina Hildesheim bald ins Gegenteil verkehrt – sie arbeitet an eigenen Projekten, hat einige Aufträge. Auf dieser Grundlage schwankt sie zwischen vorsichtigem Optimismus und dennoch immer wieder Sorge. Darüber und über mehr hat sie mit den #FacesOfPhotography gesprochen:
Paulina, wie geht es Dir?
Mir persönlich geht es sehr gut. Ich habe großes Glück, dass ich bisher insgesamt ganz gut durch die Krise gekommen bin. Es haben sich immer mal wieder Möglichkeiten ergeben, im Auftrag zu arbeiten. Außerdem habe ich sehr schnell und unbürokratisch Soforthilfe bekommen. Und ich bin die letzten Monate sehr viel draußen gewesen, insbesondere in meinem Garten. Ein Kleingarten am Berliner Stadtrand, der sich in Zeiten der Pandemie als noch viel wichtiger als je zu vor entpuppt hat. Ich bin sehr dankbar für diesen Rückzugsort.
Im Großen und Ganzen schwanke ich aber doch immer wieder zwischen vorsichtigem Optimismus und Sorge. Diese Krise ist eine Chance, denn sie zeigt uns, wo wir in Zukunft genauer hinsehen sollten. Das Virus und seine Folgen treffen leider viele besonders hart, die es schon vorher nicht leicht hatten und verschärft die soziale Ungerechtigkeit. Die Folgen dessen werden sicher noch einige Jahre lang spürbar sein.
Was macht die Fotografie?
Fotografisch habe ich diese Zeit auf eine spezielle Art und Weise als sehr intensiv wahrgenommen.
Ganz zu Anfang war ich wie erschlagen von der täglichen Nachrichtenlage, habe eigentlich den ganzen Tag über nur Nachrichten konsumiert und mich handlungsunfähig gefühlt.
Ich glaube, so ging es vielen. Mir ging es dann besser, als ich begonnen habe, jeden Tag zu fotografieren. Oft sehr unspektakuläre Dinge, die ich in meiner Wohnung oder im Garten gefunden habe, Kleinigkeiten und Alltägliches. Durch das Fotografieren hat sich auch meine Wahrnehmung der Situation verändert. Soziale Isolation, Distanz, Lockdown, das alles fühlte sich dadurch etwas greifbarer an.
Und es kamen ja auch immer mal wieder Aufträge dazu und ich konnte mich einem freien Projekten widmen, das ich schon länger aufgeschoben hatte. Langweilig war mir also wirklich nicht. Inzwischen ist auch wieder etwas mehr zu tun. Mal sehen, wie die nächsten Monate so werden…
Was ist Dein fotografischer Schwerpunkt?
Ich fotografiere für redaktionelle Auftraggeber und Unternehmen. Außerdem arbeite ich an eigenen, konzeptionellen Arbeiten.
Woran arbeitest Du aktuell?
Ich arbeite an einem Buchlayout, editiere die Bilder der letzten Monate, bringe sie mit denen, die immer wieder dazukommen in Zusammenhang. Außerdem recherchiere ich für zukünftige Projekte.
Was denkst Du, wie wird sich die Krise auf die Fotografie – wirtschaftlich und inhaltlich – auswirken?
Ich habe das Gefühl, dass die langfristigen wirtschaftlichen Konsequenzen in vielen Bereichen noch lange nachwirken werden. Aber ich habe in den letzten Monaten auch viel Solidarität beobachtet und erlebt, zwischen KollegInnen und von AuftraggeberInnen. Das sollten wir uns beibehalten. Die Corona-Krise hat viele wichtige Themen aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt. Ich wünsche mir, dass die Geschichten, die zurzeit medial keinen Platz finden bald wieder erzählt werden können.
Was ist Dein fotografischer Wunsch für die Zukunft?
Ich glaube, ich wünsche mir einfach nur, dass ich weiterhin das Glück habe, diesen Beruf ausüben zu können. Es ist einfach ein unglaublich toller Beruf. Wenn ich Menschen treffe oder Orte besuche, um sie zu fotografieren, lerne ich auch jedes Mal etwas dazu. Manche Begegnungen wirken lange nach. Ohne Fotografie würde ich wahrscheinlich zu vielen Situationen überhaupt keinen Zugang bekommen.
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