#FacesOfPhotography – Teil 109: Christian Klant aus Berlin

Als der Lockdown begann, wurde Christian Klant über Nacht zum ausschließlichen Vater und Hausmann. Danach folgte ein Sommer der Reisen und Workshops. Darüber und noch über vieles mehr haben die #FacesOfPhotography mit ihm gesprochen:

Was bedeutet Dir die Fotografie?
Oh, die Fotografie. Die bedeutet mir eine ganze Menge. Sie ist mein Beruf, meine Leidenschaft und mein künstlerisches Medium zugleich. Ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert davon, wie vielfältig die Fotografie sein kann und dass es selbst nach vielen Intensiven Jahren doch immer wieder Neues zu entdecken und zu lernen gibt. Wunderbar ist es auch, sich mit Menschen auszutauschen, die die gleiche Leidenschaft teilen.

Was hast Du fotografisch in den letzten Wochen und Monaten erlebt?
Es war eine rasante Achterbahnfahrt. Bei mir sind fast schon traditionell die ersten zwei Monate des Jahres sehr ruhig. Diese Zeit nutze ich dazu Ruhe zu tanken, Neues auszuprobieren, freie Projekte zu entwickeln oder auch einmal etwas zu machen, was weniger mit Fotografie zu tun hat.
Ab März geht es dann wieder los. Und das ging es dann auch. Schlagartig und unerwartet in vielerlei Hinsicht. Ich habe die Wolke kommen sehen, mit Regen gerechnet. Aber das Gewitter, das dann kam war anders, als gedacht.
Alle – und ich meine wirklich alle – meiner Brot-und-Butter-Jobs wurden abgesagt. Mit der Schließung der Kitas bin ich fast über Nacht zum Hausmann geworden. Zuerst habe ich versucht, morgens ab 4:00 Uhr und abends ab 22:00 Uhr an einem Plan B zu arbeiten. Nach einer Woche habe ich realisiert, dass das weder gesund noch zielführend ist. Glücklicherweise konnte meine Frau – sie ist Osteopathin – ihre Praxis weiter geöffnet halten und fast normal weiterarbeiten. Ich habe mich dann damit arrangiert, bis auf weiteres alle fotografischen und beruflichen Ambitionen ruhen zu lassen.
Das war eine gute Entscheidung und im Nachhinein waren die Monate, die ich so eng mit unserer Tochter verbringen konnte, ein Geschenk und hat uns beiden viel gegeben.
Hin und wieder habe ich mir dann einen Tag „frei genommen“ und bin in der Dunkelkammer verschwunden oder habe einen Tag mit meiner Plattenkamera im Wald verbracht. Das hatte einen wahrhaft therapeutischen Wert für mich.
Im Juli war ich dann vier Wochen auf Tour. Für ein freies Projekt in Slowenien, Klettern in Österreich, Workshop und freie Arbeit in Frankreich. Es war eine wahre Befreiung wieder reisen zu können.

»Mein persönliches „Corona-Bild“. Ich habe es gemacht, als ich das erste Mal alleine im Lockdown im Wald verschwunden bin. Es spiegelt für mich das Fragile in unserer Gesellschaft wider, das sich gerade mit und durch Corona gezeigt hat und immer noch zeigt.«

Woran arbeitest Du aktuell – frei und als Job?
Auch, wenn der ein oder andere normale Job wieder stattgefunden hat, hat der Lockdown und seine Nachwirkungen einen Prozess beschleunigt, den ich in den letzten Jahren selbst angestoßen habe: Es ging immer mehr hin zur analogen Fotografie und immer weniger um digitale Arbeiten. Letzteres nutze ich inzwischen nur noch für Reportagen oder das ein oder andere Portrait.
Meine Leidenschaft mit großen Plattenkameras und dem Kollodium-Nassplatten-Verfahren freie Arbeiten zu realisieren, hat einen großen Einfluss auf die Art meiner Aufträge mitgebracht.
Man sagt mir nach, dass ich mir einen Expertenstatus erarbeitet habe. Es gab viele Anfragen für Workshops. So viel wie in diesem Jahr habe ich noch nie unterrichtet. Workshops in Frankreich, der Schweiz und Deutschland haben unerwartet durch Corona entstandene Lücken gefüllt. Weitere in den Niederlanden und England sind geplant. Letzte Woche habe ich einen Vortrag für die Royal Photographic Society gehalten, mehrere Artikel über meine Arbeit sind erschienen und ich habe die Eröffnungsrede für eine Ausstellung gehalten. Mit Kollegen vom BFF planen wir einen Podcast rund um das Thema freie und künstlerische Fotografie.
Langweilig ist anders.
Das größte Projekt, welches mich aktuell beschäftigt ist ein Forschungsauftrag vom Rijksmuseum in Amsterdam. Ich habe die Ehre herauszufinden wie Gustave Le Gray (einer der bekanntesten Fotografen aus den Anfängen der Fotografie) gearbeitet hat. Hier kann ich meine Erfahrung in wissenschaftlicher Arbeitsweise und meine Expertise hin historischen Verfahren verbinden. Dieses Projekt wird mich bis zum Ende des Jahres beschäftigen.

Wie schätzt Du die analoge Fotografie auch im Kontext der Krise für die Zukunft ein?
Ich bin der Meinung, dass in erster Linie die Qualität einer fotografischen Arbeit entscheidend ist. Die Technik selbst ist sekundär.
Wenn die Technik – ob analog oder digital – aber beginnt eine Verbindung mit dem Bildinhalt, mit der Vision des Fotografen einzugehen, dann gewinnt sie an Bedeutung. In der klassischen Auftragsfotografie werden analoge Techniken nur eine Nischenrolle spielen. Wer diese Nische jedoch findet und proaktiv bespielt, der kann auch dort erfolgreich sein. Das ist gerade mein Hobby.

Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die kommenden Monate und Jahre?
Für Galerien und internationale Messen wünsche ich mir, dass sie eine gesunde Balance zwischen physischen Events und der klugen und innovativen Nutzung digitaler Möglichkeiten finden. Für mich persönlich wünsche ich mir, ein Teil davon zu sein.
In der kommerziellen Fotografie wünsche ich mir, Projekte mit Menschen zu realisieren die den Mut haben, die eingetretene Pfade zu verlassen, gemeinsam mit Qualität zu überraschen und zu Punkten.

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