#FacesOfPhotography – Teil 104: Verena Müller aus Stuttgart

Zu den Kunden von Verena Müller gehört ein großes Krankenhaus, für das sie die Auswirkungen der Pandemie zu rein dokumentarischen Zwecken fotografiert hat. Und auch sonst hat sie in den vergangenen Monaten Jobs rund um das Thema fotografieren können – darüber und seit wann wieder andere Themen angefragt werden, darüber hat sie mit den #FacesOfPhotography gesprochen:

Verena, welcher ist Dein fotografischer Schwerpunkt?
Meine Fotos mache ich im Bereich Editorial und Corporate, am liebsten fotografiere ich Menschen. Aus der Beobachtung, während sie zum Beispiel in ihrer Arbeit vertieft sind, und inszeniert als Portrait. Es ist schön und spannend, dabei aus ihrem Leben zu erfahren. Je nach Job passiert das mehr oder weniger, aber ich kann immer neue Gedanken und Eindrücke aus diesen Begegnungen mitbringen.
Einen Schwerpunkt in meiner Arbeit bilden sicherlich die Themen Gesundheit und Medizin. Das hat sich aus einem größeren freien Fotoprojekt über Menschen mit seltenen Erkrankungen entwickelt. Diese Arbeit ist jahrelang in Deutschland als Ausstellung getourt.
Generell kann ich sagen, dass für mich Geschichten und Themen nicht unbedingt eine offensichtliche Dramatik haben müssen. Ich mag auch die leisen, unscheinbaren Alltagsthemen und bin überrascht, unter einer manchmal gewöhnlichen Oberfläche eine Tiefe zu entdecken, die ich nicht erwartet hatte.

Altersheim in Stuttgart – an diesem Tag, den 13. März 2020, wurde verkündet, dass keine Besucher mehr kommen dürfen.

Wie waren Deine vergangenen fotografischen Wochen und Monate – rein jobmäßig betrachtet?
Kurz nach dem Lockdown wurden alle Aufträge abgesagt oder verschoben. Anders als erst einmal erwartet, bin ich bis jetzt doch gut durch diese Zeit gekommen. Da Medizin, wie schon erwähnt, ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist, konnte ich im Auftrag für einen langjährigen Kunden, ein großes Klinikum, die Corona-Situation vor Ort fotografieren. Da war keine aktuelle Verwendung geplant, sondern es war eher eine Dokumentation dieser »historischen Situation«.
Und dann kamen weitere Jobs von Zeitungen und Magazinen hinzu, alle zum Thema Corona, beispielsweise Portraits eines Pathologen, dessen Schwerpunkt Covid-19 ist, oder Gastronomen, die ihr Lokal schließen mussten.
Seit vielleicht einem guten Monat kommen auch wieder andere Aufträge, beispielsweise Mitarbeiterportraits – das Homeoffice scheint in einigen Unternehmen jetzt vorbei zu sein. Ich denke, ich habe großes Glück mit meinen Arbeitsschwerpunkten. Wenn ich mit Kollegen aus anderen Bereichen spreche, die zum Beispiel hauptsächlich Veranstaltungen fotografieren, weiß ich, dass die Einschränkungen bei ihnen noch länger und viel stärker spürbar sein werden.

Covid19: Auf der Intensiv-Station.

Hattest Du Gelegenheit, an freien Strecken zu arbeiten?
Die Zeit im Lockdown habe ich genutzt, um endlich meine neue Homepage zu machen. Ich arbeite seit über drei Jahren hauptberuflich als Fotografin. Gerade in der Anfangszeit war mir wichtig, wirtschafltich alles zum Laufen zu bringen. Da hat mir die Zeit für ein freies Projekt gefehlt. Jetzt habe ich mich für ein Thema entschieden, fange an Kontakte herzustellen und
arbeite gerade das Exposé aus. Ich stehe in den Startlöchern!

Was denkst Du, was wird die Zukunft der Fotografie allgemein bringen?
Ich denke durch die wirtschaflichen Auswirkungen der Pandemie wird in manchen Bereichen mehr gespart werden. Allerdings denke ich auch, dass weiterhin sehr viele Fotos auf allen möglichen Kanälen veröffentlicht werden. Hier finde ich es wichtig, uns als Fotografen gut aufzustellen und zu verhandeln, die eigene Bildsprache zu verfestigen, Beratung zu
bieten und dadurch Kunden zu binden.

Stephanie Hofmeister, 44, Wirtin der Fellbacher Weinstube „Moiakäfer“, rangiert am 16. April 2020 Tische und Stühle von der Gaststube aus. Sie hat nun mit Mindestabstand bestuhlt um nach der Corona-Krise schnell wieder hochfahren zu können.

Und was hoffst Du, was sie Dir bringen wird, die Zukunft?
Ich hoffe, dass ich weiter meine Brötchen mit der Fotografie verdienen kann. Daneben möchte ich freie Projekte machen über Menschen und Themen, die weniger Aufmerksamkeit bekommen.
Wichtig ist für mich auch der konstante Austausch mit anderen visuellen Menschen, um fotografisch nicht stehen zu bleiben. Ich fotografiere, seit ich 12 Jahre alt bin. Direkt nach der Schule habe ich eine Ausbildung zur Fotografin gemacht und danach Fotojournalismus in Hannover studiert. Seit einiger Zeit fotografiere ich auch wieder frei kleine Geschichten, Momente und Portraits. In Aufträgen habe ich angefangen zu experimentieren, an meiner Herangehensweise und Bildsprache zu arbeiten. Diese Leichtigkeit möchte ich gerne beibehalten.

Website von Verena Müller
Instagram-Feed von Verena Müller

Natürlich können Sie auch gerne über Fotogloria Kontakt zu Verena aufnehmen – melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de