#FacesOfPhotography – Teil 60: Wolfram Schroll aus Hagen

Musik oder Fotografie – Wolfram Schroll aus Hagen hat sich für den Beruf des Fotografen entschieden, genauer gesagt für den des Industriefotografen. Was die Krise für ihn bedeutet, darüber hat er mit den #FacesOfPhotography gesprochen:

Wie geht es dir ?
Mir gehts gut. Wir wohnen ländlich und haben nette Freunde und Nachbarn um uns.
Sicher gab es auch einige schlechte Tage. Etwa der, an dem ich endlich kapiert hatte, das die Krise nicht in ein paar Wochen vorbei ist, sondern sehr lange dauern kann. Aber es soll keine Klage von mir kommen. Durch Kontakt zu spanischen Kunden hab ich gut mitbekommen, wie es im europäischen Ausland aussieht. Da sind wir in Deutschland gut aufgestellt, in fast jeder Beziehung. Ganz zu schweigen von anderen Teilen der Welt.

Was hast Du seit Beginn des Shutdowns beruflich erlebt?
Ende Februar bin ich von einem Auftrag aus Spanien zurückgekommen. Am zweiten März wurden alle kommenden Aufträge abgesagt, verschoben oder in Frage gestellt, 2020 wäre ein gutes Jahr geworden. Allerdings kamen dann auch wieder einige wenige Anfragen und auch Jobs.

Woran arbeitest Du zur Zeit?
Ein paar Aufträge habe ich, so in etwa alle 10 Tage einen Job, das beruhigt meine Nerven sehr. Ich werfe einen Blick in mein Archiv, habe jetzt aus Langeweile mit Instagram begonnen, versuche Davinci Resolve zu verstehen, lese englische Bücher, um mein altmodisches Schulenglisch zu verbessern und auf meiner Liste steht ein neues Showreel mit Videos aus den letzten Jahren.

Wird sich die Fotografie stilistisch / wirtschaftlich / inhaltlich generell mit der Krise ändern?
Das weiß ich nicht. Stilistisch und inhaltlich verändert sich die Fotografie ja immer, wirtschaftlich bestimmt. Wie diese Krise für die Wirtschaft ausgeht, können wir nicht ahnen, hoffentlich gibt es nur ein paar blaue Augen. Viele meiner Kunden arbeiten direkt oder indirekt für die Automobilindustrie. Da ist gerade Stillstand, ich meine echten Stillstand, viele Werke produzieren nicht. Geld wird bei jedem Etatgespräch eine stärkere Bedeutung haben.

Was bedeutet Dir die Fotografie?
Ich habe eine ganz klare Reihenfolge, meine Frau, meine Kinder, mein Beruf.
Wobei Beruf nicht das richtige Wort ist. Wahrscheinlich geht es den meisten kreativen Selbstständigen nicht anders, Beruf und Freizeit werden irgendwie Eins. Für mich ist es ein Lebensentwurf, so zu arbeiten und zu leben. Das es die Fotografie geworden ist, hat sich ergeben. Es gab früher eine Gabelung, entweder Musik oder Fotografie. Heute bin ich mit Fotografie sehr glücklich, sie gehört zu meinem Leben, ist Teil davon geworden. In den letzten Jahren habe ich mich auf Industriefotografie spezialisiert, das ist für mich das Allergrößte.

Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die Zukunft?
Einen ganz persönlichen Wunsch habe ich nicht. Ich bin ein 100% iger Auftragsfotograf.
Und die spannendsten Aufträge kamen immer unerwartet und überraschend.
Aber weil ich die Fotografie einfach liebe, tut es mir weh und schmerzt, wenn sie immer mehr unter die Räder kommt. Ich wünsche mir mehr Wertschätzung, einen respektvollen Umgang mit der Bezeichnung Fotograf*in. Und eine angemessene Honorierung wäre nicht schlecht. Ich selbst komme gut klar, aber was ich so höre, ohje. Wenn das so weitergeht, kann sich diesen Beruf irgendwann keiner mehr leisten.

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