#FacesOfPhotography – Teil 57: Klaus Lange aus Berlin

Klaus Lange sieht die Flexibilität als eine grundsätzliche Qualität von Fotograf*innen, vor allem in Zeiten der Krise: „Was hilft’s, wir müssen uns den neuen Begebenheiten eben noch dynamischer und kreativer anpassen.“ Darüber und über noch viel mehr hat er mit den #FacesOfPhotography gesprochen:

Wie geht es Dir in diesen sonderbaren Zeiten?
Mir geht’s gut. Trotz Pandemie-bedingter einschneidender familiärer Veränderungen, wir sind alle gesund und ich habe sogar Jobs.
Im Bewusstsein das wir in Deutschland gesellschaftlich, wirtschaftlich und gesundheitlich so richtig „Schwein“ haben, sehe ich in dieser Krise keinen anderen Ort, an dem ich lieber sein möchte. Denn neben allen offensichtlichen politischen und gesellschaftlichen Verbesserungsmöglichkeiten bei uns: wir leben in einem funktionierenden demokratischen und gesundheitlich ziemlich gut aufgestellten System. Das wird mir gerade sehr klar, dafür bin ich dankbar.
So sehr die massive globale Entschleunigung auf mich apokalyptisch wirkt, so sehr empfinde ich sie „reinigend“. Wir sind global gezwungen anzuhalten, können nachdenken. Wir wissen doch alle mehr oder weniger bewusst, dass wir diesen ökologisch verrückten Raubbau an Ressourcen nicht endlos weiter machen können. Durch die Pandemie wird noch deutlicher, wie fragil unsere Lebensweise ist. Je klarer das in meine Wahrnehmung tritt, desto wichtiger werden mir Werte. Privat haben wir als Familie in diesem Denken schon 2019 entschieden ins Grüne zu ziehen, back to the roots. Ende Januar 2020 sind wir umgezogen, gerade noch vor dem großen Stillstand. Seitdem ackere ich wann immer möglich im Garten und liebe es zu sehen, wie die Natur funktioniert. Kennst Du den Duft von frischer, gesunder Erde?

Was macht der Job?
Einer meiner Bestandskunden, eine Hilfsorganisation, hat Corona bedingt viel für mich zu tun. Ein Job der mir in jeder Hinsicht Spass macht und mich noch eine Weile beschäftigen wird. Die Zusammenarbeit mit diesem Kunden baue ich seit Jahren auf und aus. In der Arbeit mit NGOs musst Du unkonventionell und sehr flexibel in der Herangehensweise sein, um gute und wirtschaftlich sinnvolle Arbeiten zu produzieren. Mein Engagement wird offensichtlich gesehen. Ein gutes Gefühl!

Was hat sich bei Deine Shootings verändert?
Vorerst musste ich (leider) entscheiden, alleine zu produzieren und zu reisen, habe meine Produktionen dafür auf ein Minimum an technischem Aufwand angepasst und bin beeindruckt, wie gut das geht.

Verändert sich auch Deine Fotografie?
Bei mir darf und soll es „menscheln“, dafür werde ich im Besonderen gebucht, so arbeite ich gerne. Vor allem in meiner Arbeit mit Testimonials stelle ich dieses „menscheln“ durch Bezüglichkeit und Nähe her, die ich in der sonst gewohnten Form aktuell nicht mehr so einfach aufbauen kann. Zurzeit funktioniert Begegnung für mich, wie durch einen „Schleier“, ist antiseptisch und ungewohnt. Ich sehe das in meiner Arbeit und experimentiere mit neuen Begegnungsformen.

Wird sich die Fotografie mit der Krise generell verändern?
Wenn ich das wüsste… Ich habe noch keine Idee davon, welche wirtschaftlichen, politischen und am Ende dann ggf. auch beruflichen Veränderungen perspektivisch kommen werden und wie sich das auf die Medienbranche auswirken wird. In der Wirtschaftskrise 2008 musste ich schon einmal alles umstellen und war lange ohne nenneswerte Jobs. Damals habe ich sehr bewusst mein Studio aufgegeben, bin ein paar Monate nach Argentinien gegangen und habe entschieden, wieder auf eine „One-Men-Show“ umzuschalten. Bis es funktioniert hat, habe ich zusätzlich stundenweise als Barista in einem Café gejobt. Die Umstellung hat ne Weile gedauert, aber funktioniert.
Die Corona-Krise hat allerdings ein anderes und viel beängstigenderes Format. Da sich die wirtschaftliche Situation für angewandte Fotografen seit Jahren ohnehin schon zuspitzt, werden die Spielräume immer enger. Aber was hilft’s, wir müssen uns den neuen Begebenheiten eben noch dynamischer und kreativer anpassen. Ist Flexibilität nicht sowieso eine Qualität von Fotograf*innen?!

Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die Zukunft?
Gute und gesellschaftlich relevante Bilder machen Spaß. Davon will ich noch mehr machen und mit noch mehr entsprechenden Redakteur*innen, ADs, CDs … und Kollegen zusammen finden.

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