#FacesOfPhotography – Teil 144: Luis Barreiro aus Horgenzell

Sein kommerzielles fotografisches Leben bestreitet Luis Barreiro größtenteils mit  ungewöhnlicher Hochzeitsfotografie. Seine künstlerischen Themen, denen er sich im Winter widmet, erarbeitet er ausschließlich analog und als sehr persönliche Langzeitprojekte. Was er an Sofortbildern schätzt und warum er mitten in der Pandemie ein Fotostudio eröffnet hat, darüber hat er mit den #FacesOfPhotography gesprochen:

Luis, wie geht es Dir?
Mir geht es wirklich sehr gut. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation so vieler Freiberufler und des Kultursektors bin ich zufrieden. Meine Wurzeln liegen an der Atlantikküste von Galizien in Spanien und unsere Philosophie des Selbstverbrauchs hat mich immer beflügelt. Es ist möglich, mit weniger zu leben, die Pandemie hat das sehr deutlich gemacht.



Aus Deinem fotografischen Blickwinkel – wie waren die vergangenen Wochen und Monate?

Das letzte halbe Jahr war sehr ruhig, was die kommerzielle Arbeit anbelangt. Für mich ist der
Winter immer eine ziemlich ruhige Zeit des Jahres, daher bin ich immer noch voller Hoffnung, dass ich den Sommer profitabel gestalten kann. Es war auch eine Zeit der Reflexion, in der viel passiert ist. Ich habe ein Fotostudio eröffnet (ein Raum für Arbeit, Porträts, Reflexionen, Workshops…) und ich möchte Zeit und Energie in dieses neue Projekt investieren. Der Winter ist für mich auch eine Zeit, in der ich mich wieder meinen persönlichen Projekten widme. Meine persönliche Fotografie ist zu einhundert Prozent analog und ich bevorzuge es, an langfristigen Projekten zu arbeiten. Seit etwa 10 Jahren fotografiere ich auf intuitive Weise meine Herkunftswurzeln, es ist ein offenes Projekt, bei dem ich versuche, auf existenzielle Weise meine Identität zu erfassen. Und ich denke, dass die Zeit gekommen ist, eine Zählung vorzunehmen…

Was kann Fotografie?
Die Fotografie ist mein Leben, mein Beruf, aber vor allem meine Leidenschaft. Schon zu Beginn
meines Fotostudiums war mir klar, dass das fotografische Medium eine unglaubliche Kraft hat. Am Anfang war ich nur am künstlerischen Bereich interessiert, für mich war es wie eine Offenbarung, die kommunikative Kraft der Fotografie zu entdecken. Der poetische und fiktive Teil der Fotografie hat mich schon immer interessiert, der klassische Fotojournalismus hat mich nie ausgefüllt. Die Entdeckung von Autoren wie Robert Frank, Diane Arbus, Stephen Shore, Bernard Plossu, Alec Soth und anderen zeigte mir die Möglichkeiten und Wege in der Fotografie.



Du arbeitest viel mit Polaroid – was reizt Dich daran?

Polaroid: Die Magie, die es ausstrahlt, ist wirklich unvergleichlich. Es ist ein instantanes,
objektives Medium, aus dem jedes Bild ein Unikat wird. Ich finde die Tatsache, ein Sofortfoto zu
bekommen und dessen begrenzte technische Natur unglaublich attraktiv. Die Konzentration bei jeder Aufnahme ist völlig anders als bei jedem anderen analogen oder digitalen Medium, und natürlich sind die Ergebnisse immer eine große Überraschung. Ein Beispiel: Bei meiner »Interiors«-Serie habe ich mir vorgenommen, genau ein Jahr lang jeden Tag ein Polaroid zu fotografieren. Der Akt des Aufnehmens des Bildes war wichtiger als das Endergebnis. Es war ein sehr intimes Projekt, bei dem das Medium als Therapie diente.

Hattest Du im vergangenen Jahr Zeit, Kapazität und Muße für freie Arbeiten?
Das vergangene Jahr war wirklich ein Jahr der Reflexion und dafür weniger produktiv als sonst. Ich habe versucht, dem Archiv mehr Aufmerksamkeit zu schenken und das, was ich bereits geschaffen habe, zu strukturieren und mich neu zu erfinden. Die Tendenz geht dahin, weniger zu fotografieren, dafür aber dem erzählerischen und konzeptionellen Teil mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Ich bin es gewohnt, an verschiedenen Projekten gleichzeitig zu arbeiten, so dass es immer einen Fortschritt gibt… Ein Thema, das seit vielen Jahren in meinem Kopf verankert ist, ist die Idee, mein erstes Fotobuch zu produzieren. Es wäre wunderbar, ein eigenes Mock-up zu bekommen und es zeigen zu können.

Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die Zukunft?
Mein großer Wunsch für die Zukunft ist es, mehr Zeit für meine persönliche Fotografie zu finden. Ich habe in den letzten Jahren viel Energie in die eher kommerzielle Seite der Fotografie investiert und es wäre wunderbar, auf der künstlerischen Seite andere Wege zu finden. Vielleicht ist ein Teil, der mich schon immer sehr gereizt hat, das Unterrichten, und ich glaube, dass es als kreativer Mensch eine gewisse Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen mit sich bringt.

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