Silvia Steinbach und Christian Ahrens sind als Industriefotograf*innen-Duo Ahrens+Steinbach unterwegs und schauen dank einer relativ stabilen Auftragslage in Corona-Zeiten optimistisch in die Zukunft. Was sie dort sehen und was sie sich dafür wünschen, darüber haben sie mit den #FacesOfPhotography gesprochen:
Wie geht es Euch?
Silvia: Es geht uns gut.
Christian: Wir sind Fotografen und leben das Fotografenleben. Das ist gut so und das wird auch so bleiben.
Was macht die Fotografie?
Silvia: Sie findet weiterhin statt, wird weiterhin gebraucht und ist und bleibt eines der vitalsten Medien überhaupt. Corona-bedingt sind die Aufträge natürlich schon etwas zurückgegangen und just jetzt im Juli kommt anscheinend auch das Sommerloch noch hinzu. Aber alles in allem hatten wir auch in den letzten Monaten eine ganz gute Auftragslage und schauen optimistisch nach vorne.
Christian: Die zusätzliche Zeit nutzen wir gerne für Fortbildung und für auftragsfreies Fotografieren, ich bin viel unterwegs für meine freien Projekte und arbeite mich gerade in das Fujifilm GFX-Mittelformat-System ein. Die Fotografie steht nicht still, man kann immer etwas Cooles machen.
Was hört Ihr zum Thema Fotografie von Kundenseite?
Silvia: Nach der ersten Lockdown-Phase haben wir recht schnell angefangen, den Kontakt zu unseren Kunden wieder aufzunehmen, um mal zu hören, wie es ihnen geht, wie der Alltag organisiert ist und wie es in den jeweiligen Unternehmen so läuft. Unsere Ansprechpartner haben sich über diese Anrufe sehr erfreut gezeigt, es war ja für alle eine schwierige Zeit, und es tat gut, sich auszutauschen.
Christian: Dabei wurde auch immer schnell deutlich, dass die Unternehmen und unsere Kontaktpersonen eigentlich darauf brennen, wieder so richtig loszulegen, die eigenen Projekte voranzutreiben und wieder Handlungsspielraum zu bekommen. Für den Herbst empfangen wir jedenfalls durchaus positive Signale. Vorausgesetzt natürlich, dass es keine zweite Welle und keine neuen Einschränkungen geben wird. Das hoffen wir genauso wie unsere Kunden.
Was denkt Ihr, was sich in der Fotografie verändern wird?
Christian: Die Fotografie in all ihren Spielarten ändert sich ja fortlaufend, ästhetisch, technisch, inhaltlich und natürlich auch im geschäftlichen Bereich. Ob Corona hier langfristig etwas ändern wird, weiß ich nicht. Wird es in Zukunft weniger Veranstaltungen geben oder nur noch Hochzeiten im Autokino? Ich glaube das nicht. Und die Unternehmen werden natürlich auch in Zukunft Kommunikation betreiben wollen und müssen.
Ansonsten besteht natürlich jede Menge Veränderungspotenzial. Obwohl die digitale Technik sehr weit fortgeschritten ist, wird sie sich trotz schrumpfendem Markt ziemlich stürmisch weiter entwickeln. Wenn das Megapixel- und High-ISO-Rennen irgendwann ausgereizt sein wird, werden sich die Hersteller vermutlich auf die fast unbegrenzten Möglichkeiten in der Software stürzen – wie das ja bei den Mobilphone-Kameras jetzt schon zu beobachten ist. Das wird weiterhin vieles vereinfachen, aber es wird die Fotografie selbst nicht wirklich verändern, nur den Weg zum fertigen Bild.
Silvia: Und was Bildaussage, Bildwirkung, Ästhetik undsoweiter angeht, da wird es so sein, wie es schon immer war: Die Bildsprachen werden sich entsprechend der gesellschaftlichen Prozesse entwickeln und verändern, Moden werden kommen und gehen, aber am Ende des Tages zählt weiterhin, ob das Bild den Betrachter berührt, es Emotionen weckt, Informationen transportiert oder etwas sichtbar macht, was bisher in dieser Form nicht gesehen wurde?
Woran arbeitet Ihr aktuell?
Silvia: Für uns ist es jetzt wieder an der Zeit, ein neues fotografisches Projekt aufzusetzen, an dem wir uns reiben und in dem wir uns entwickeln wollen. Dabei streben wir wieder ein „Win-Win-Win“ Modell an, bei dem es einerseits darum geht, sich fotografisch richtig auszutoben, gleichzeitig neue Kunden und Kontakte zu gewinnen und auch einen Medienpartner ins Boot zu holen, der ebenfalls von dem Projekt profitieren wird.
Christian: Was wird das sein und wie wird es im Detail aussehen? Das erzählen wir gerne im kommenden Frühjahr!
Was ist Euer persönlicher fotografischer Wunsch für künftige Zeiten?
Silvia: Ich wünsche mir, dass in die verschiedenen Fotografie-Märkte eine neue Professionalität einzieht oder sich verstärkt. Das gilt sowohl für die Auftraggeberseite als auch für die Fotografen. Ich wünsche mir, dass Kunden anspruchsvoller werden und der kommunikativen Kraft der Fotografie einen höheren Stellenwert einräumen. Dass ihnen noch mehr bewusst wird, dass Bilder etwa in der Unternehmenskommunikation kein notwendiges Übel sind, sondern von zentraler Bedeutung für den Erfolg einer Idee, einer Kampagne oder für die erfolgreiche Kommunikation von Werten. Ich sehe auch eine Entwicklung in diese Richtung, und wir stellen fest, dass beispielsweise billige und aussageschwache Stockfotografie in der Unternehmenskommunikation auf dem Rückzug ist und individuelles und zum jeweiligen Kunden authentisch passende Bildaussagen an Bedeutung gewinnen.
Christian: Auf Fotografenseite wünsche ich mir ein neues Selbstbewusstein und professionelleres Handeln, vor allem auch im Hinblick auf den Wert der Fotografie. Bei den jetzt nachrückenden Generationen sehe ich da ganz gute Ansätze, zum Beispiel einen nicht mehr rückwärtsgewandten Blick auf vermeintlich „goldene Zeiten“ und eine unsentimentale Haltung gegenüber aktuellen Entwicklungen und Möglichkeiten. Technisch ist Fotografie so einfach wie noch nie zuvor, aber als Profi in diesem Markt zu bestehen, ist durchaus eine Herausforderung – mehr vielleicht als früher. Hier sind auch die Hochschulen und andere Ausbildungsstätten gefordert, dass sie Fotografie nicht nur technisch, inhaltlich und ästhetisch ausbilden, sondern die jungen Leute auch fit für den Markt machen. Auch die Fotografenverbände sehe ich hier in der Pflicht.
Insgesamt: Ich wünsche mir eine gute und vitale Zukunft für professionell ausgeübte Fotografie!
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