Schlagwort-Archive: Paula Markert

#FacesOfPhotography – Teil 63: Paula Markert aus Hamburg

Paula Markert aus Hamburg kann sich vorstellen, dass fotografische Projekte angesichts der Krise politischer werden. Ihren Blick auf eventuelle Veränderungen hat sie den #FacesOfPhotography erzählt:

Was ist Dein fotografischer Schwerpunkt?
Ich arbeite seit meinem Studium als freie Fotografin im Editorial Bereich und mache Portraits und Reportagen für Magazine und Zeitungen, teilweise aber auch für Corporate-Agenturen und Firmen. Ausserdem arbeite ich an freien Projekten, meistens zu gesellschaftlichen oder politischen Themen, mache Ausstellungen und Bücher. So habe im vergangenen Jahr beispielsweise mein Langzeitprojekt über die rechtsterroristische Mordserie des NSU bei Hartmann Books veröffentlicht.

Was hast Du wirtschaftlich seit Beginn des Shutdowns erlebt?
Die Aufträge sind in den ersten Wochen des Lockdowns, wo alles gefühlt still stand, spürbar weniger geworden. Ich hatte trotzdem noch Termine, die unter Beachtung der ganzen Sicherheitsmaßnahmen weiter möglich waren. Vor allem im Corporate-Bereich wurden viele bereits für die nächsten Monate geplanten Termine abgesagt oder verschoben. Die finanzielle Lage ist aber ok, ich habe direkt die Soforthilfe der Stadt Hamburg und zusätzlich noch eine Projektförderung der Hamburgischen Kulturstiftung für eine neue, freie Arbeit bekommen. Ich denke es wird sich erst in den kommenden Monaten herausstellen, wie dramatisch die langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise wirklich sein werden und ab wann ein ganz normales fotografisches Arbeiten wieder möglich sein wird.

Was bedeutet die Krise für Dich fotografisch?
Das hat zwei Seiten. Dass es gerade etwas weniger Jobs gibt, bremst einen natürlich finanziell erst einmal aus. Auf der anderen Seite habe ich in den letzten Wochen viel Zeit gehabt, mich konzentriert in ein neues freies Thema einzuarbeiten, ein Konzept zu entwickeln und erste Stationen für dieses Projekt zu planen und auch Förderungen zu beantragen. Gerade die ersten Wochen des Lockdowns waren fast erholsam ruhig, ich habe es genossen, endlich mal nur an einer Baustelle zur Zeit arbeiten zu müssen. Normalerweise jongliert man mit so vielen Aufgaben gleichzeitig, so dass mir diese Chance zur Fokussierung wirklich gut getan hat.

Was denkst Du: Was wird die Krise für die Fotografie allgemein – wirtschaftlich und inhaltlich – verändern?
Die wirtschaftliche Krise wird ja definitiv kommen, und gerade auf den wackligen Zeitungs- und Magazinmarkt wird sich das in Form von Sparmaßnahmen auswirken. Anzeigenkunden werden vorsichtiger, Redaktionen geben möglicherweise weniger Aufträge heraus, weil dementsprechen auch die Ausgaben dünner werden. Kunst- und Kulturinstitutionen werden diejenigen sein, die erst ganz am Ende der Lockerungen der Corona-Maßnahmen wieder zu einem normalen Betrieb zurückkehren können, Ausstellungen, Workshops usw. können nicht in der Form umgesetzt werden, wie wir es gewohnt sind. Freie Projekte, für die man beispielsweise auch ins Ausland reisen muss, lassen sich momentan schwieriger langfristig planen und umsetzen. Das alles ist natürlich eine große Umstellung. Vielleicht bewirkt die Krise der letzten Monate aber auch, dass fotografische Projekte politischer werden. So eine Zäsur wie der Lockdown zur Eindämmung einer globalen Pandemie kann auch zur Folge haben, dass man Selbstverständliches hinterfragt und sich der Blick auf die größeren Zusammenhänge schärft.

Was bedeutet Dir die Fotografie?
Ohne Fotografie würde ich mich wahrscheinlich ständig langweilen. Ich komme durch sie, egal ob im Auftrag oder für freie Projekte, an Orte, an die ich sonst nicht käme, treffe Menschen, die ich sonst nicht kennenlernen würde. Sie ist immer eine Annäherung an gesellschaftliche Fragen, die mich beschäftigen. Ich recherchiere und fotografiere, um solche Fragen für mich auszufomulieren und möglicherweise auch Antworten zu finden.

Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die Zukunft?

Dass ich bald ohne zu große Einschränkungen mein neues freies Projekt, für das ich auch internationale Reisen machen muss, umsetzen kann.

Website von Paula Markert
Instagram-Feed von Paula Markert
Facebook-Profil von Paula Markert

Natürlich können Sie auch gerne über Fotogloria Kontakt zu Paula aufnehmen – melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de