Florian W. Müller aus Köln – Entdecker und Reisender durch (fast) alle fotografischen Disziplinen – erzählt in der Strecke #FacesOfPhotography, warum ihn die Krise in die heimische Dunkelkammer getrieben hat. Und auch darüber, wie er die Auswirkungen auf den fotografischen Markt einschätzt und was er sich für die Zukunft wünscht:
»Normalerweise bin ich für meine Bilder viel in der Welt unterwegs. Sei es für freie Projekte oder Auftragsarbeiten, mein Aktionsradius kennt keine Grenzen – dafür noch viele blinde Flecken. Daher fühlte sich die jetzige Situation anfangs an wie ein Hemmschuh. Ich hatte eine schöne Anfrage für eine Photography-Masterclass und einen Job in Taiwan, sollte in Essen und in Zingst über meine Arbeit sprechen und habe zur Zeit Bilder in einer Ausstellung, die jetzt niemand anschauen kann.
Auf der anderen Seite bietet diese Art der Klausur neue Möglichkeiten: Ich schreibe an Konzepten, die ich Kunden vorstelle, habe den Kopf frei, um neue Ideen zu entwickeln und kann endlich weiter an meiner Webseite arbeiten. Da entsteht gerade etwa ein kleiner Shop, in dem unter anderem mein handgefertigter, ausgezeichneter und limitierter Singularity-Kalender verkauft wird.
Und ich habe Zeit endlich Zeit mich einem Projekt zu widmen, was Zeit, Geduld und Muße erfordert: Platin/Palladium Drucke. Im Februar hatte ich das Vergnügen und die Ehre zwei Tage lang im Senckenberg Entomologischen Institut in Brandenburg Insekten zu fotografieren. Die Bilder, die dabei entstanden sind, waren für mich der Motor die Idee der kostbarsten analogen Ausbelichtung zu forcieren. Und das ist verhältnismäßig aufwändig. Ich habe einen UV-Licht-Belichtungskasten gebaut, mich in die Theorie dieser Technik gekniet (danke an dieser Stelle an Christian Klant, das wandelnde Lexikon zu historischen Techniken) und die ersten Versuche gestartet. Das hätte ich in normalen Zeiten ewig vor mir hergeschoben.
Das erste Bild dieser neuen Serie, die den Namen »Samsa« trägt, ist fertig und ich find’s großartig. So entstehen absolute Unikate. Das Ganze ist zeitraubend, schön und eröffnet abseits vom digitalen Workflow eine neue, intensive Perspektive auf die eigenen Arbeiten.
Hätte nicht gedacht, dass ich mir nochmal die Nächte in der Dunkelkammer und an der Badewann um die Ohren schlagen würde.«
Wir wollten von ihm aber auch wissen, wie er die aktuelle Lage beurteilt:
Florian, was denkst Du, wie sind die Auswirkungen der Krise für den fotografischen Markt?
Einerseits werden viele Kollegen gerade an den Rand ihrer beruflichen Existenz gedrückt und ich hoffe, dass mit eigenen Reserven und den Unterstützungen ein Überleben für jeden Einzelnen machbar ist. Das ist traurig und bescheuert, da niemand etwas für diese Misere kann.
Auf der anderen Seite entsteht gerade eine große Welle der Kreativen, also über die Bildmacher hinaus – wie auch von Euch bei Fotogloria – um der Welt zu zeigen, dass es uns noch gibt und dass wir und unser Schaffen für eine funktionierende, kreative und großartige Welt absolut notwendig sind.
Außerdem fühle ich gerade ein tolles Zusammenrücken und ein Schulterschluss ohne Konkurrenzdenken. Beim BFF laufen die Drähte heiß um den Kolleg*innen den Weg zu Hilfe und Unterstützung zu zeigen. Darüber hinaus kann ich mich im Netzwerk des BFF gerade jetzt mit Kolleg*innen austauschen, ich habe dadurch nicht das Gefühl alleine durch diese ungewisse Zeit zu schippern.
Darüber hinaus wird es auch mehr virtuelle Ausstellungen geben und Plattformen für die eigenen Werke. Das ist auch toll und mit Sicherheit ein vorgezogener Blick in die fotografische Zukunft.
Was wünschst Du Dir im fotografischen Sinn für die Zeit nach der Krise?
Das der positive Effekt – siehe oben – anhält und ausgebaut wird. Dass Kunden schnell wieder mutig werden und unser Know How und unser Können schnell wieder einsetzen. Dass dieser kreative Flow, der Mut und die teilweise verrückten Ideen anhalten. Ganz persönlich, dass ich bald wieder reisen kann und dass viele Konzepte, über denen ich gerade brüte ihren Weg auf die Welt finden.
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Außerdem bespielt Florian W. Müller den Fotografie-Podcast »Shuttertalk«
Natürlich können Sie auch gerne über Fotogloria Kontakt zu Florian aufnehmen – melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de