Jan Kornstaedt nutzt die Zeit für freie Bewegtbild-Arbeiten. Darüber, über generische Bildelemente und über Brotjobs hat er mit den #FacesOfPhotography gesprochen:
Jan, wie geht es Dir?
Meiner Familie und mir geht es gut, danke. Ich habe die Corona-Krise unterschätzt, ich habe nicht gedacht, dass die Einschränkungen für uns alle so lange anhalten werden.
Und wie geht es der Stillife-Fotografie?
Jetzt zur Coronazeit geht auch nach Aufhebung der Kontaktsperre noch nicht viel wieder – Anfragen werden immer weiter nach hinten verschoben. Ich habe einzelne Shootings gemacht, bei denen der Kunde über Video anwesend war, das funktioniert sehr gut.
Was denkst Du: Wird die Krise stilistisch / inhaltlich etwas mit der Fotografie machen?
Die Isolation zwingt uns, uns mehr mit uns selber zu beschäftigen, das kann auch positive Auswirkungen haben. Ich sehe viel Kreativität um Masken herum und digitale Selbstdarstellung.
Social Distancing wird noch lange Auswirkung darauf haben, wie wir uns begegnen. Ich finde das sehr schade; zwischenmenschlicher Kontakt und Nähe sind für mich durch keine digitale Simulation zu ersetzen.
Wie ist Deine Einschätzung für die Fotobranche generell?
Die kommerzielle Fotografie ist schon länger in einem strukturellen Wandel; die Aufmerksamkeit geht seit Jahren von Print zu Screen, die Verwendung vieler Bilder ist schnelllebiger geworden, auch KeyVisuals werden nicht mehr so lange genutzt. Wir machen jetzt mehr, schneller, billiger, es heißt jetzt manchmal, 80 Prozent Qualität ist gut genug. Es werden dann oft auch keine Motive mehr gestaltet, sondern ein Ersatzteillager von generischen Bildelementen für alle möglichen Gelegenheiten.
Auf der anderen Seite wird CGI immer leistungsfähiger und viele Produkte werden direkt in den Herstellungsländern fotografiert.
Es gibt immer noch tolle, anspruchsvolle und gut bezahlte Projekte, aber in der klassischen Auftragsfotografie fehlen die täglichen Brotjobs.
Die Veränderung eröffnet auch Chancen in neuen Arbeitsbereichen; Bewegtbild, Animation und 3D werden immer wichtiger.
Woran arbeitest Du gerade?
Ich nutze die Zeit für neue freie Arbeiten vor allem im Bereich Bewegtbild.
Ideen und zu tun habe ich immer.
Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch?
Mehr Wertschätzung für eigenständige Autorenfotografie. Spannende neue Aufträge.
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