Zu Beginn des argentinischen Lockdowns hat Pablo Piovano in den ärmsten Viertel von Buenos Aires fotografiert, bis er dann beschloss, sich um seinen Vater zu kümmern. In der Isolation hat er ein Fotografenkollektiv gegründet, seine Website gebaut und einen Dokumentarfilm beendet. Darüber und was ihm die Fotografie bedeutet hat er mit den #FacesOfPhotography gesprochen:
Pablo, Wie geht es Dir?
In Buenos Aires sind wir seit mehr als 150 Tagen im Lockdown – eine Situation, die ich nicht ganz verstehe: Manchmal finde ich sie faszinierend und manchmal unerträglich.
Darüber hinaus hat diese Krise jetzt schon unsere allgemeinen Beziehungen und vor allem die Beziehung zu uns selbst stark beeinflusst.
Was hast Du fotografisch seit Beginn der Krise erlebt?
Als die Pandemie begann und die Grenzen kurz vor der Schließung waren, habe ich in Chile gearbeitet, um die sozialen Aufstände zu dokumentieren. Als ich in Buenos Aires ankam, waren die ärmsten Viertel die ersten, die von der Pandemie betroffen waren – ich habe fast zwei Wochen dort gearbeitet, bis ich dann beschloss, die Gefahrenzone zu verlassen, um meinen Vater begleiten und ihm helfen zu können. Dann begann ich, meinen Vaters zu porträtieren – wir sind beide Fotografen, er fotografierte meine Kindheit und ich fotografiere ihn jetzt im Alter. Das ist für mich sehr folgerichtig.
Mitten in all dem entstand außerdem ein lateinamerikanisches Kollektiv namens Covidlatam, in dem neun Fotografinnen und neun Fotografen aus elf Ländern zusammen arbeiten. Mit diesem Kollektiv gibt es einen ständigen Austausch, Ideen und Projekte, die die Tage der Isolation begleiten.
Persönlich war ich außerdem endlich in der Lage, nach 20 Jahren Arbeit meine Webseite zu erstellen und meinen Film fertigzustellen: Eine kurze Dokumentation über das Volk der Mapuche.
Wie siehst Du die Aufgabe der Fotografie im Zusammenhang mit der Pandemie?
Zweifellos ist die Fotografie aktuell ein wichtiges Dokument einer Zeit, in der die innere und die äußere Kraft ein ungewöhnliches Gleichgewicht erreichen. Langsam haben wir diese neuen Mechanismen, die am Anfang fremd und unwirklich schienen, verinnerlicht. Aber ich glaube, dass wir Fotografen, Filmer und Künstler vor einer großen Herausforderung stehen.
Wird sich die Fotografie verändern?
Ich glaube nicht. Aber ich glaube die Weltwirtschaft wird uns Fotografen danach noch mehr schaden, als sie es schon tat.
Was bedeutet Dir persönlich die Fotografie?
Mein Arbeitsschwerpunkt sind als Dokumentarfotograf hauptsächlich Menschenrechts- und Umweltfragen – für mich ist die Fotografie eine perfekte Synthese, weil sie mir erlaubt, den Ereignissen nahe zu sein, die ich für wichtig halte.
Einerseits bin ich davon überzeugt, dass die Kamera ein Werkzeug ist, das ein Machtinstrument sein kann, wenn es mit anderen Disziplinen in Einklang gebracht wird. Ich glaube, dass sie in der Lage ist, eine echte Transformation zum Wohle der Gesellschaft voranzutreiben. Andererseits ist die Fotografie aber auch eine Verbindung zum Heiligen, zur Schöpfung und Inspiration. Sie erlaubt mir also, mit dem Himmel, aber auch mit dem irdischen Kampf zu sprechen.
Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die Zukunft?
Ich würde mich freuen, wenn die Projekte, die durch die Pandemie unterbrochen wurden, weiter laufen könnten.
Wir wissen nicht, ob es so bleiben wird, wie es jetzt ist. Aber ich bin sehr daran interessiert, was in Lateinamerika läuft und ich hoffe auf finanzielle Unterstützung, damit ich weiterhin die dringenden Geschichten erzählen kann, die die klassischen Medien nicht mehr erzählen. Es ist mir ein Anliegen, die Erinnerung an das Zeitgeschehen in der Region wach zu halten.
*Pablo hat die Fragen alle auf spanisch beantwortet, die wir übersetzt haben – die Originalfassung ist unten stehend zu finden.
Website von Pablo Piovano
Instagram-Feed von Pablo Piovano
Instagram-Feed von covidlatam
Facebook-Kanal von Pablo Piovano
Natürlich können Sie auch gerne über Fotogloria Kontakt zu Pablo aufnehmen – melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de
——————
¿Cómo estás?
En Buenos aires llevamos más de 150 de confinamiento, es una situación que no puedo terminar de comprender, por momentos me resulta fascinante y otras veces insoportable.
Mas allá de las interpretaciones posibles ha calado hondo en todas nuestras relaciones y sobre todo en la relación íntima con nosotros mismos.
¿Cómo han estado tú y tu fotografía desde el comienzo de la crisis?
Cuando comenzó la pandemia y empezaban a cerrar las fronteras estaba trabajando en Chile cubriendo las revueltas sociales. Cuando llegue a Buenos aires empece mi cuarentena y fueron los barrios más pobres los primeros en sufrir la pandemia y me dedique a trabajar en eso casi dos semanas. Luego decidí correrme de la línea de peligro para poder acompañar y asistir con tranquilidad a mi padre. Entonces como los dos somos fotógrafos empece a retratar la vejez de mi padre asi como él fotografió mi niñez, de alguna manera jugando juntos.
En el medio de todo esto surgió un colectivo Latinoamericano que se llama Covidlatam donde somos 9 fotógrafos, 9 fotógrafas establecidos en 11 países. Con este colectivo surgen continuamente intercambios, ideas y proyectos que acompañan los días de aislamiento.
En lo personal finalmente pude hacer mi página web después de 20 años de trabajo y terminar mi película: un corto documental sobre el pueblo Mapuche.
¿Cómo ve la tarea de la fotografía en el contexto de la pandemia?
Sin duda es un registro muy importante de época donde el adentro y el afuera cobra una fuerza de equidad poco común. Después de todo este tiempo ya empezamos a naturalizar los mecanismos que en un principio nos resultaban novedosos e inverosímiles pero creo que como documentalistas, artistas, etc. tenemos un desafio importante.
¿Cambiará la fotografía?
Creo que no tanto, lo que estoy seguro es que la economía mundial afectara más de lo que ya estaba afectándonos como trabajadores visuales.
¿Qué significa la fotografía para ti personalmente?
Primero tengo que decir que me dedico a la fotografía documental trabajando sobre todo en temas de derechos humanos y medioambientales.
Para mí la fotografía es una síntesis perfecta porque me permite estar cerca de los sucesos que considero importante.
Por un lado estoy convencido de que la cámara es una herramienta que puede ser un instrumento de poder cuando se alinea junto a otras disciplinas. Creo que es capaz de pujar hacia una transformación real en beneficio de la sociedad. Por otro lado también es una conexión con lo sagrado, con la creación y la inspiración.
Entonces eso me permite conversar con el cielo pero también con la lucha terrenal y urgente.
¿Cuál es tu deseo fotográfico personal para el futuro?
Estaría feliz con que retornen los proyectos que se interrumpieron con la pandemia, nada
de lo estaba en pie sabemos si seguirá. Estoy muy interesado en lo que sucede en América Latina y espero que lleguen recursos para poder seguir narrando las historias urgentes que ya los medios editoriales no cuentan. Me preocupa mantener viva la memoria de los sucesos contemporáneos de la región.