Miguel Hahn und Jan-Christoph Hartung arbeiten als Fotografenduo Hahn+Hartung zusammen. Die Zeit des Lockdowns nutzten sie, um die Auswirkungen der Pandemie in Berlin zu fotografieren. Darüber und über noch so einiges mehr haben sie mit den #FacesOfPhotography gesprochen:
Wie ist es Euch fotografisch in den letzten Wochen und Monaten ergangen?
Miguel: Anfangs war es natürlich ein Schock wie für die meisten Freiberufler. Die meisten Jobs und Veröffentlichungen wurden verschoben oder ganz gestrichen. Wir haben die Zeit aber genutzt um weiter an freien Projekten zu arbeiten. Es war auch eine Zeit, die wir nutzen konnten um über unsere Arbeit und unser Vorgehen nachzudenken und vieles zu hinterfragen. Im Alltag fehlt ja oft die Zeit innezuhalten und zu schauen wo man steht.
Habt Ihr die Zeit für freie Projekte bzw. deren Planung nutzen können? Wenn ja: Gibt es schon etwas zu sehen oder zu verraten?
Miguel: Wir haben in der Zeit die Auswirkungen der Pandemie in Berlin fotografiert. Das hatte auch eine therapeutische Wirkung. Ich denke viele von uns nutzen die Fotografie letztendlich auch um die Realität zu verarbeiten. Eigentlich hatten wir vor mal wieder ein größeres Projekt im Ausland zu fotografieren, das gestaltet sich aber Momentan schwierig. Daher werden wir eher nach lokalen Themen recherchieren.
Chris: Es gab ja vor allem in der Anfangsphase kaum eine Möglichkeit an etwas Anderem zu arbeiten als an den Auswirkungen der Krise. Anfangs haben wir sogar noch hinterfragt, ob das ethisch vertretbar ist, da man ja zu Hause bleiben und keine anderen Leute treffen sollte. Letztlich haben wir es aber dann doch durchgezogen.
Was denkt Ihr, welche Auswirkungen wird die Krise kurz- und langfristig – stilistisch, wirtschaftlich, finanziell – auf die Fotografie haben?
Miguel: Das kann ich persönlich schwer einschätzen. Ich habe auch das Gefühl, dass während der Pandemie jeder nicht nur Virologe sondern auch Finanzexperte und Politiker geworden ist. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich nur sagen, dass wir ziemlich direkt nach dem Lockdown wieder Anfragen für Jobs hatten und es eigentlich gerade besser läuft als vor der Krise. Ich denke die Krise wird Auswirkungen auf unser zwischenmenschliches Verhalten haben und das wird sich mit Sicherheit auch auf die Fotografie auswirken.
Chris: Ich bin auch kein Experte und die Meinungen gehen da stark auseinander. Ich denke aber, dass Bilder auch weiterhin eine große Bedeutung haben werden und es auch weiterhin Möglichkeiten geben wird, damit seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Da kommen sicherlich noch ganz andere Herausforderungen auf uns zu, wenn man bedenkt, wie schnell die Entwicklung von guten Kameras in Handys voranschreitet oder wie Bildbearbeitung und Bildmanipulation immer einfacher wird. Man muss sich eben anpassen oder weiterentwickeln statt sich zu beklagen.
Was bedeutet Euch persönlich die Fotografie?
Miguel: Ich bin sehr dankbar dafür, ein Medium gefunden zu haben über das man Geschichten relativ einfach erzählen und an ein breites Publikum bringen kann. Die Fotografie erlaubt es mir auch Einblick in Welten zu bekommen, zu denen ich ansonsten niemals einen Zugang hätte. Ich habe die letzten Jahre auch mit Überraschung festgestellt, wie meine Persönlichkeit mit unserer Arbeit verwoben ist. Wenn wir etwas machen und es gut läuft geht es mir gut, wenn wir gerade nicht vorankommen oder an unserer Arbeit zweifeln bin ich auch als Mensch unsicher.
Chris: Für mich ist die Fotografie auch eine Methode, um die Gesellschaft besser zu verstehen und zu analysieren. Ich fühlte mich noch nie so richtig einer bestimmten Strömung zugehörig und finde es eher faszinierend zu beobachten, mich mit gesellschaftlichen Tendenzen, bestimmten Gruppierungen usw. auseinanderzusetzen. Da ich eher introvertiert bin, ist die Kamera für mich auch ein Stück weit ein Zugang zu anderen Welten. Gleichzeitig ist da neben der inhaltlichen Auseinandersetzung natürlich auch die Freude am Ästhetischen.
Was ist Euer fotografischer Wunsch für die Zukunft?
Miguel: Mehr Zeit für mehr freie Projekte
Chris: Dass man immer die Energie und Kreativität hat, sich weiterzuentwickeln.
Website von Hahn+Hartung
Instagram-Feed von Hahn+Hartung
Facebook-Profil Hahn+Hartung
LinkedIn-Profil von Miguel Hahn
LinkedIn-Profil von Jan-Christoph Hartung
Das Foto von Hahn+Hartung hat übrigens M.Lüder von Lotto Brandenburg gemacht.
Natürlich können Sie auch gerne über Fotogloria Kontakt zu Miguel und Jan-Christoph aufnehmen – melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de