#FacesOfPhotography – Teil 137: Jörg Gläscher aus Leipzig

Mit seinen Corona-Diaries hat Jörg Gläscher sehr persönlich und visuell sehr unterschiedlich auf die Auswirkungen der Pandemie reagiert. Was ihm die vergangenen Wochen und Monate darüber hinaus gebracht haben, darüber hat er mit den #FacesOfPhotography gesprochen:

Jörg, wie geht es Dir?
Mir geht es sehr gut, ich habe mich ein mein Hamburger Exil begeben und arbeite viel an eigenen Projekten.

12 Monate Pandemie – wie bist Du bis hierher beruflich durchgekommen?
Während des ersten Lockdowns hatte ich beruflich gar nichts zu tun, alle Aufträge wurden storniert, aber ich habe gute und mitdenkende Kunden, die mir deutlich signalisierten, daß diese nur aufgeschoben seien. Über den folgenden Sommer konnte ich dann alle Aufgaben und noch mehr abarbeiten und so ging ich mir einem guten Polster in den zweiten Lockdown. Davon lebe ich jetzt und kann mich meinen eigenen Projekten widmen.

 

Fotografisch hast Du an der Zeit an Deinen Diaries gearbeitet – was hat es damit auf sich?
Die Diaries entstanden aus dem Wunsch heraus, auf die Pandemie und die freie Zeit im ersten Lockdown zu reagieren. Ich stand auf Hamburgs Straßen und fand, das Bilder von leeren Städte nicht mein Gefühl von Krise, und diese Krise an sich schon gar nicht, widerspiegeln könnten. So entwickelte ich die Diaries, eine Serie die sich mit Ängsten Sehnsüchten und Träumen in Stadt und Land beschäftigt und die ich im Selbstverlag als Diary Magazine heraus bringen. Nr. 4 ist fertig. Darin beschäftige ich mich mit Piktogrammen, Landart im Sachsenwald und Skulpturen.
Nicht jede Arbeit in der Serie bezieht sich auf den Corona-Virus, aber sie sind in dieser Zeit entstanden und somit zumindest davon geprägt. Die Magazine verkaufen sich gut, kosten 10 € und tragen sich selbst.

Ganz allgemein zur Deiner Fotografie in der Pandemie: Welches Erlebnis, welcher Gedanke dazu war für Dich bislang am eindrücklichsten?
Das klingt vielleicht komisch, aber die Pandemie hat mich fotografisch befreit. Sie gab mir Zeit, durch Ihre apokalyptische Dramatik gab sie mir ein Thema und mein privates Umfeld gab mir die Sicherheit und die Bestätigung Dinge zu tun, die ich schon lange nicht mehr getan habe. Im Moment gehe ich morgens mit meiner Kamera in den Wald und arbeitete an Bild-Serien und Skulpturen.

Was denkst Du – wie wird sich die Pandemie im weitesten Sinne auf die Fotografie auswirken?
Die Pandemie wirkt sich wie ein Katalysator aus, manche Dinge beschleunigen sich, manche Dinge verschwinden. Aber es werde auch neue Dinge entstehen. Fotografie oder die Arbeit damit war nie einfach, oder selten ein Selbstgänger, man muss ständig an sich arbeiten und sich neuen Bedingungen und Ideen stellen.



Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die Zukunft?

Ich wünsche mir nicht mehr auf Infektionszahlen und Inzidenzwerte zu schauen, denn damit schauen wir auf indirekt auf gestorbene Menschen.
Ich wünsche mir wieder mit Menschen unbedarft über Kunst zu kommunizieren, ohne Maske , ohne Abstand und sehr deutlich unter 1,5 Meter.

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