#FacesOfPhotography – Teil 131: Leoni Marie Hübner aus Hamburg

Leoni Marie Hübner ist Berufseinsteigerin und ein Intensitäts-Junkie. Wie sie es in Pandemie-Zeiten schafft, trotz aller Beschränkungen ebenjene Intensität in ihrer Arbeit zu erreichen, darüber – und über noch mehr – hat sie mit den #FacesOfPhotography gesprochen:

Marie, wie geht es Dir?
Insgesamt gut, würde ich sagen. Eigentlich wie immer – es gibt Tage oder Wochen, die mir schwerer vorkommen als andere, aber all in all geht es mir wirklich gut!
Ich habe ein tolles Zuhause (eine sehr familiäre WG), einen tollen Freundeskreis, der auch mit pandemiekonformer Kommunikation Halt gibt, und bis jetzt hatte ich auch keine ernsthafte finanzielle Not.

Kosakenkaffee im Lockdown, Hamburg, März 2020

Was ist die Fotografie für Dich?
Für mich persönlich bedeutet Fotografie die Ermöglichung von Begegnung. Natürlich fasziniert mich Fotografie auch intellektuell noch auf vielen anderen Ebenen. Aber wenn es darum geht, weshalb ich es mache, was Fotografie mir bedeutet, dann ist es das Fotografieren selbst. Wenn es passiert, dass mein Gegenüber und ich uns aufeinander einlassen können und wir eine Form wortloser Kommunikation finden. Das ist eine Intimität und Intensität, die ich auch aus Musik und Tanz kenne, die mich schon immer angezogen hat. Ich bin ein kleiner Intensitäts-Junkie.

Robin, Hamburg, Mai 2018

Was waren und sind die Auswirkungen der Pandemie auf Deine Fotografie?
Da ich meist (noch) in einem sehr kleinen, persönlichen Rahmen arbeite, waren die Auswirkungen bisher bei Jobs und freien Projekten eher organisatorischer Art. Wir mussten alle noch flexibler sein als sonst, da es immer passieren kann, dass jemand spontan ausfällt oder das ganze Projekt verschoben wird, weil sich die Regelungen geändert haben. Oder die Quarantäne-Zeiten nach Rückkehr aus dem Ausland müssen eingeplant werden.
In der praktischen Umsetzung habe ich aber auch versucht darauf zu achten, dass alle sich wohlfühlen. Zum Beispiel habe ich ein Gitarrenquartett fotografiert und gefilmt – da haben wir schon geschaut, ob es nicht eine künstlerische Lösung gibt, bei der nicht alle vier Musiker*innen zu lange gleichzeitig anwesend sein müssen. Oder anstatt einen Filmemacher im Studio zu fotografieren, sind wir seine liebsten Filmsets und Locations in Hamburg abgelaufen und haben dort, draußen, Porträts gemacht. Es gibt immer eine Lösung und oft fand ich es sehr befruchtend, mal etwas anders machen zu müssen.
Das erste Jahr war also auch irgendwie auf- und anregend. Ich fotografiere aber vor allem Kunstschaffende, die jetzt nochmal Geld in die Hand genommen haben, um über visuelle Konzepte präsent zu bleiben, wenn sie schon nicht auf die Bühne können. Wer weiß wie lange das so geht.

links: Filmemacher Lennard Eberlein, Hamburg, April 2020 | rechts: gitarrenquartett2020, Hamburg, Juli 2020

Hattest Du Zeit und Muße für freie Arbeiten?
Auf jeden Fall. In den Winter-Lockdowns könnte ich sie am besten gebrauchen, aber ausgerechnet in diesen Zeiten gestaltet sich das natürlich besonders schwierig. Letzten Sommer, als alle wieder losgelegt haben, habe ich kein Projekt abgelehnt, habe die Monate kaum einen Tag frei gemacht, einfach weil es so guttat und auch bei allen die Ideen übersprudelten. Das war eine tolle Zeit!

Pro Bono Projekt für Vagabunt Hamburg, Juli, 2020

Was denkst Du: Wird sich die Branche unter dem Eindruck der Pandemie langfristig verändern?
Mein Eindruck ist, dass es davon abhängt, wie lange die Pandemie am Ende angehalten hat. Wäre sie morgen vorbei, würde sich sicherlich ganz schnell alles wieder zum Alten wenden. Wenn sie noch 2-3 Jahre bleibt, wird das sicherlich etwas mit den Menschen und ergo mit der Branche machen. Es werden nur noch wenige sich halten können, denke ich.

Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die Zeit, die kommen wird?
Ich bin Berufseinsteigerin – ich wünsche mir, dass ich trotz Pandemie Fuß fasse und weiter mit Fotografie meinen Lebensunterhalt verdienen kann.

Instagram-Feed von Leonie Marie Hübner

Natürlich können Sie auch gerne über Fotogloria Kontakt zu Marie aufnehmen – melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de